Grüne Woche in Berlin Grüne Woche in Berlin: Hexen Gin und Häppchen

Berlin/Quedlinburg - Woraus besteht eine echte „Harzer Hexenmischung“? Friedrich Grieser und seine Frau Annette mischen per Hand Linsen, Bockshornklee, Weizen und Radieschen. Saaten, deren Keimdauer aufeinander abgestimmt ist. An seinem Stand auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin wirbt das Paar für seine Vitaminbomben von der Fensterbank.
Seit einem Jahrzehnt sind Griesers unter dem Namen „Keimsprossen und Saaten“ in Quedlinburg selbstständig, verkaufen ihre Produkte online. Ihr Lager befindet sich in Thale, manchmal beliefern sie Biomärkte in Wernigerode und Quedlinburg auch direkt.
Ihren Kunden unterm Berliner Funkturm erklären sie fachmännisch, wie viel Vitamine und Spurenelemente in den Sprossen stecken, verweisen auf ätherische Öle, Bitterstoffe und einen Vitamincocktail.
Grüne Woche in Berlin: Würstchen seit 30 Jahren dabei
30 Jahre auf der Grünen Woche präsent ist die Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik. Marketingchef Markus Prause hat wieder ein echtes Würstchen-Team in die Hauptstadt mitgebracht. Mit dabei ist in diesem Jahr Justin Plank, Auszubildender im ersten Lehrjahr.
„Das macht uns authentisch, und der Nachwuchs lernt in dieser Woche viel dazu“, erklärt Prause, der auf die „Kleinen Strolche“ verweist, die gerade erst mit dem „Kulinarischen Stern Sachsen-Anhalt“ geehrt wurden. Neu sei, dass die Königsberger Klopse nun durch Kartoffeln und die Pusztaklöße durch Nudeln zum Fertiggericht aufgewertet werden. „Unsere Entwickler haben getüftelt, welche Nudel in die Konserve und später nicht als Brei auf den Teller kommt.“
Der 39-Jährige erlebt, dass „die Kunden sensibilisiert sind, sich bewusster ernähren, aber hochwertigem Fleisch nicht abgeneigt erscheinen.“
Grüne Woche in Berlin: Erfolgreichste Jahr bei Wurstkonserven
Andreas Menzel, der Vertriebschef der Keunecke Feinkost GmbH in Badeborn, kann den vegetarisch-veganen Kundentrend bestätigen. „Doch unsere Bockwurst mit einheimischem Majoran geht hier in Berlin weg wie nichts. Der Handel ist da vorsichtiger.“ Stolz kann Menzel verkünden, dass das Unternehmen trotz des gefühlten Veggie-Trends 2019 „das erfolgreichste Jahr bei Wurst in der Konserve“ hatte.
Daran knüpft Keunecke Feinkost nun an. Neben dem traditionellen Sortiment bringt Menzel, der wie in jedem Jahr von einer typischen Harz-Hexe begleitet wird, die die Stadtbesucher umgarnt, zwei Neuentwicklungen mit.
„Die Fleischwurst nach Mortadella-Art folgt einem großen Kundenwunsch, und die Jagdwurst bereichert unsere Marke ‚Harzer Wurst‘“.
Grüne Woche in Berlin: Brennmeister überzeugen mit ihren Produkten
Geballt präsentiert sich der Landkreis Harz in der Sachsen-Anhalt-Halle. „Allein ist das finanziell kaum zu stemmen“, erklärt Annekathrin Degen von der Kreisverwaltung. „Wir geben den Harzer Produkten ein Zuhause“, sagt sie und verweist auf Enrico Kretschmer und Andreas Kascha, die als Direktvermarkter aus der Fallstein-Region zwischen den Harz-Touristikern ihre Stände aufgebaut haben.
Kascha arbeitet das vierte Jahr als Brennmeister in der Fallstein-Destillerie. So überzeugt er die Hauptstädter mit Carls Whisky, Tommys Gin und Theos Korn. Alles edle Brände, in denen man förmlich die Natur des Harzvorlandes schmecken kann. Dass die neu gestalteten Flaschen rund statt bisher eckig sind, liegt dabei an den aktuellen Etikettiermaschinen. Wer mag, kann zur Verkostung in Rohrsheim gern vorbeischauen, wirbt Andreas Kascha für die Angebote der Inhaberfamilie Demmel, inklusive Übernachtung.
Grüne Woche in Berlin: Honig vom letzten Strauß Blumen des Sommers
Enrico Kretschmer aus Hessen weiß, „guten Honig hat jeder ernsthafte Imker, doch unterdessen wollen die Leute Highlights“. Er steht zum fünften Mal auf der Grünen Woche und lässt die Besucher probieren.
„Das ist der Honig vom letzten Strauß Blumen des Sommers“, erklärt er. Seine Spezialitäten seien in diesem Jahr Honig vom Holunder, von der Brombeere und mit Ingwer. Letzteren hat er extra für die Ernährungsmesse kreiert.
Schnell wird beim Messebesuch klar, man begibt sich nicht zwangsläufig auf die „längste Fressmeile der Welt“. Wissenschaftler des Quedlinburger Julius-Kühn-Institutes geben in ihre Forschungstätigkeit dort ebenso Einblick wie ihre Kollegen vom IPK in Gatersleben und Landwirte, die in Berlin teils sehr deutlich ihren Forderungen an die Politik Ausdruck verleihen. (mz)
