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Chefin mit 32 Jahren Gloria Köpnick übernimmt Leitung der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg: Anschauung mit digitalen Angeboten

Von Rita Kunze 24.09.2020, 09:57
Von den Staatlichen Museen in die Feininger-Galerie: Gloria Köpnick leitet das Museum für grafische Künste in Quedlinburg.
Von den Staatlichen Museen in die Feininger-Galerie: Gloria Köpnick leitet das Museum für grafische Künste in Quedlinburg. Imke Folkerts

Quedlinburg - Gloria Köpnick ist gerade angekommen in Quedlinburg. Ihr Blick auf die Stadt ist unverstellt. Was ihr auffällt: Die Lyonel-Feininger-Galerie findet man nur schwer. „Wir haben noch Potenzial, sichtbarer zu werden“, sagt die neue Direktorin des Museums für grafische Künste.

Die 32-Jährige tritt die Nachfolge von Michael Freitag an, der die Galerie seit 2014 leitete und nun mit 65 Jahren in den Ruhestand gegangen ist.

Köpnick kommt aus Berlin. Der Wechsel vom Großen ins Kleine, von den Staatlichen Museen - sie gehören mit 19 Häusern zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz - in die Feininger-Galerie als Teil der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt ist ihr nicht schwergefallen.

Gloria Köpnick arbeitete bisher bei den Staatlichen Museen in Berlin

In Berlin, sagt sie, „sitzt man wie auf einem Tanker. Es dauert, bis das Schiff sich dreht und man Veränderungen spürt.“ Quedlinburg sei dagegen wie eine Jolle. Hier habe es Vorteile, Teil einer größeren Verwaltungsstruktur zu sein: „Man ist trotzdem ein autarker Außenpunkt.“

Gloria Köpnick wurde in der Nähe von Hamburg geboren und ist in Randberlin aufgewachsen. „Ich wollte immer Lehrerin werden“, sagt sie. Durch die Begegnung mit einer Denkmalpflegerin habe sie sich anders entschieden und Kunstgeschichte studiert. 

Während des Studiums habe sie gemerkt, dass sie die museale Arbeit reizt; ein Volontariat absolvierte sie im Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Oldenburg. „Das war eine Rundumausbildung für die Museumsarbeit in allen Bereichen.“

Statt Lehrerin zu werden, studierte Gloria Köpnick Kunstgeschichte

Drei Jahre lang forschte sie rund um Oldenburg zum Thema Bauhaus. Von dort wechselte sie in die Staatlichen Museen Berlin und war verantwortlich für den Nachlass der Regisseurin Leni Riefenstahl. Dann kam das Angebot aus Quedlinburg.

Einen Bezug zu Feininger hatte die Kunsthistorikerin schon durch ihre Arbeit in Oldenburg: „Die Moderne und das Bauhaus waren Themen der vergangenen Jahre.“ Eine faszinierende Epoche: „Es gibt nicht DIE Kunst der 20er Jahre. Es gibt den späten Expressionismus, den neuen Realismus, den Konstruktivismus. Diese Vielfalt ist sehr spannend.“

Köpnick will die Lyonel-Feininger-Galerie fit machen für die Zukunft

Zudem „eine gute Mischung aus weit genug weg und nah dran, mit einem Bezug zur eigenen Realität“. Ihre Aufgabe als Galeriedirektorin sieht sie darin, das Museum zukunftsfähig zu machen.

„Corona hat gezeigt, dass wir auch anders denken müssen, digitale Angebote schaffen und trotzdem der Ort der Originale und echten Anschauung sein müssen.“

Seit einigen Wochen liegen in der Galerie Besucherfragebögen aus. „Wir machen das ja nicht für uns, sondern für das Publikum“, erklärt Gloria Köpnick. Was in einer ersten Auswertung zutage getreten ist: „Die Besucher vermissen Feininger.“

Das Jubiläumsjahr 2021 - dann jährt sich der Geburtstag des Künstlers zum 150. Mal - gebe Gelegenheit dazu, Feininger in Quedlinburg weiter zu stärken. (mz)