Kunst für Harzer Kirchen Gemäldeentwurf für Dorfkirche in Falkenstein zeigt Jesus mit einem Besen
Der Maler und Grafiker Sven Großkreutz hat für die Kirche im Falkensteiner Ortsteil Neuplatendorf ein Altarbild entworfen. Es zeigt Jesus Christus mit einem Reisigbesen. Das passe gut zum Dorf, sagt der Pfarrer.
Neuplatendorf/MZ. - Jesus fegt mit einem Reisigbesen den Boden, während seine Jünger Tische und Bänke in den Raum tragen, das erste Tischtuch ausbreiten: Nicht das Abendmahl selbst, sondern die Vorbereitung des letzten gemeinsamen Essens von Jesus Christus und seinen Weggefährten steht im Mittelpunkt eines dreiteiligen Gemäldes, das der Maler und Grafiker Sven Großkreutz für den Altar der Kirche Neuplatendorf entworfen hat.
Die Kirche hat er im vergangenen Jahr während des Projekts „Kirche – Kunst – Konzert“ des Deutschen Tonkünstlerverbandes kennengelernt, als er gemeinsam mit dem Komponisten Thomas König eigens für diese Räume Kunst geschaffen hat. Königs Noten und Großkreutz’ Radierung sind dort dauerhaft ausgestellt.
Altar ist der einzige Schmuck im schlichten Kirchenraum
Neuplatendorf sei ihm im Gedächtnis geblieben, erzählt der Falkensteiner Pfarrer Georg Schmidt von der weiteren Zusammenarbeit. „Vielleicht auch deswegen, weil er gemerkt hat, dass das hier ein Raum ist, der eine Weite und viel Licht hat.“ Die kleine Kirche ist schlicht – kein Schmuck an den weißen Wänden, Stützpfeiler, Empore und Decke sind aus grau gestrichenem Holz. Der zurückhaltende Altar mit der Jahreszahl 1789 ist der einzige Blickfang.
Sven Großkreutz habe nach weiteren Gesprächen zwei Entwürfe zur Gestaltung des Altars vorgelegt, die Neuplatendorfer hätten sich für die Szene vor dem Abendmahl entschieden. Drei Felder im unteren Bereich des Altars sollen damit gefüllt werden. „Das Überraschende war für mich, dass Neuplatendorf sich für eine sehr ungewöhnliche Darstellung entschieden hat“, sagt Georg Schmidt. „Das ist eigentlich keine Abendmahlszene.“ Aber sie passt gut, sagt der Pfarrer.
Das schätze ich an Sven Großkreutz, dass er es vermag, religiöse Szenen oder Geschichten mit dem Alltag zu verbinden.
Georg Schmidt, Pfarrer
Der Ort habe viel mit Gemeinschaft zu tun durch das Lindenfest und andere Aktionen, auch im Bereich der Kirche, wo immer wieder Treffen stattfinden und man miteinander etwas auf die Beine stelle. „Daher die Abendmahlszene als gemeinschaftliches Element. Aber dann kam dieser ungewöhnliche Entwurf der Vorbereitung der Abendmahlszene. Das ist mir noch nie begegnet, das dürfte deutschlandweit einmalig sein. Das schätze ich an Sven Großkreutz, dass er es vermag, religiöse Szenen oder Geschichten mit dem Alltag zu verbinden. Das gelingt hier auf ausgezeichnete Weise. Da lande ich mitten bei dem, was hier im Dorf passiert: immer wieder die Ärmel hochzukrempeln, immer wieder etwas miteinander zu machen und zu gestalten.“
Für das Vorhaben werden 6.000 Euro gebraucht - Kirchengemeinde bittet um Spenden
Etwa 6.000 Euro soll die Gestaltung des Altars kosten. Geld, das die Kirchengemeinde jetzt zusammenträgt, etwa durch den Verkauf von Puzzleteilen, auf denen später die Namen der Spender stehen sollen. Alle Haushalte in Neuplatendorf wurden angeschrieben, den Menschen das Projekt erklärt und um Spenden gebeten. So seien bereits 1.400 Euro zusammengekommen.
Seitens der Landeskirche gebe es keine finanzielle Unterstützung. Es gebe zwar viele Fördertöpfe zum Erhalt von bestehenden Altären, „aber in dem Moment, wo ich etwas Neues einbringen will – was Generationen immer gemacht haben – gibt es keinen einzigen Fördertopf“, erklärt Georg Schmidt.
Er denke, dass der Kirchenkreis das Vorhaben unterstützen könne, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Je mehr wir an Eigenleistungen einbringen, umso wahrscheinlicher wird es, dass auch andere mitziehen.“