Felsabsturz im Harz Felsabsturz im Harz: Steinbrocken stürzt gegen Ilsenburger Hotel

Ilsenburg/MZ - Jana Rieche wirkt am Montag, einen Tag nach dem spektakulären Felssturz, sehr entspannt. Kaum vorstellbar, welches Glück die junge Frau hatte: Nur drei Meter neben dem Schaufenster zu ihrem Arbeitsplatz, der Rezeption des Waldhotels „Am Ilsestein“ in Ilsenburg, krachte ein gut zwei Tonnen schwerer Felsbrocken gegen die Hauswand. „Es hat mächtig gerumst, das Haus erzitterte. Wir haben uns mächtig erschrocken. Doch erst als wir vor die Tür gegangen sind, haben wir den riesigen Stein gesehen und erst mal überlegt, wen man in so einem Fall anruft.“ 16 Hotelgäste mussten in Sicherheit gebracht werden.
Die Suche nach er Ursache
Ein Mitarbeiter des Landesamtes für Geologie und Bergwesen war noch am Sonntag vor Ort und brauchte eine ganze Weile, bis er die Stelle fand, von der aus der Stein hinabgerollt war. Der Felsbrocken habe sich in etwa 80 Metern Höhe gelöst, sagt Bodo-Carlo Ehling, Chef des Bergamtes, der MZ. „Und an dieser Stelle ist auch noch mehr Material vorhanden“, sagt Ehling. „Da sind noch Nacharbeiten nötig.“ Entweder müsse man einige dieser kleineren Felsbrocken kontrolliert ins Tal rollen lassen, oder man sichere sie ab.
Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) und die Forstbereichsleiterin des Nationalparks Harz, Sabine Mané, inspizierten derweil den Ort des Geschehens und zeigten sich betroffen. „Ich bin erschüttert und heilfroh, dass hier kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Aber es ist natürlich eine gewaltige Sache, die hier passiert ist“, sagte Mané. Nun müsse nach den Ursachen für den Felssturz geforscht werden, sagte sie. Sicher sei, dass weder Wanderer noch Tiere den Riesenbrocken zum Absturz gebracht haben können, auch Forstarbeiten schieden als Ursache aus. Zuletzt seien an dem Hang vor drei Jahren Bäume gefällt worden.
Keine Sperrung erforderlich
Bürgermeister Loeffke vermutete, dass auch das durch Borkenkäfer bedingte Absterben der Fichten im Nationalpark eine Rolle spielen könnte. Wichtig sei: „Nach Auskunft des Bergamtes ist keine akute Gefahr für Wanderer gegeben.“ Eine Sperrung des Weges durch das Ilsetal sei nicht erforderlich.
Wer für die Hangsicherung zuständig ist, war bis zum Abend noch nicht klar. Loeffke: „Nach allem, was ich bisher weiß, sind wir als Stadt Ilsenburg Eigentümer des Gebiets, wo der Stein herkam. Der Nationalpark bewirtschaftet aber diesen Bereich. Und wir beide sind gefordert, gemeinsam eine Lösung zu finden, wie wir das Problem aus der Welt schaffen.“ Einen Konflikt um die Kostenübernahme zwischen dem Land und der Stadt, ähnlich wie im Bodetal, schloss Loeffke aus. „Das Problem ist lokal sehr begrenzt. Und Wanderwege sind hier im Ilsetal überhaupt nicht betroffen. Deswegen wird es auch keine negativen Auswirkungen auf den Tourismus geben“, sagte er.
Wechsel von Forst und Tauwetter
Nach Ansicht des Geologen Friedhart Knolle sei es „überhaupt kein Wunder, dass der Felssturz jetzt passiert ist“. Normalerweise komme es im Frühjahr, bei Tauwetter, zu solchen Ereignissen. Da sich zurzeit Frost und Tauwetter abwechseln, müsse damit gerechnet werden. Das gelte im Harz übrigens immer.
Das sieht Bergamt-Chef Ehling auch so: „Das ist ein natürlicher Verwitterungsprozess, den man im Gebirge nicht aufhalten kann.“ Ein 100-prozentiger Schutz dagegen sei unmöglich. „Wenn man eine sehr hohe Sicherheit erreichen will, müsste man sämtliche Wege im Harz mit einem Fangzaun versehen“, sagt Ehling. „Das ist aber finanziell nicht zu stemmen, und zweitens würde dadurch auch der Wert der Natur gemindert.“