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Trennung, Erziehung Familienberatungsstelle Carl-Ritter-Platz Quedlinburg: Diese Berater helfen bei Problemen weiter

Von Rita Kunze 04.09.2018, 05:57
Das Beraterteam (v.l.): Claudia Pollok, Christine Schwindack, Sigrun Pitschmann, Manuela Lehmann, Martin Kummer, Heidi Gode-Luerßen .
Das Beraterteam (v.l.): Claudia Pollok, Christine Schwindack, Sigrun Pitschmann, Manuela Lehmann, Martin Kummer, Heidi Gode-Luerßen . Jürgen Meusel

Quedlinburg - „Es ist gut, wenn man einen Ort hat, an dem man mit jemandem über seine Probleme sprechen kann. Man muss nicht immer gleich in die Psychotherapie“, sagt Claudia Pollok. Die Sozialpädagogin gehört zum sechsköpfigen Beraterteam der Familienberatungsstelle am Carl-Ritter-Platz in Quedlinburg. Deren Mitarbeiter hören zu und stehen Hilfesuchenden in Lebenskrisen bei. Seit 30 Jahren.

Am Mittwoch soll das gefeiert werden. Interessenten sind ab 14 Uhr eingeladen, sich in der Beratungsstelle über deren Angebote zu informieren, um 15 Uhr gibt es für Kinder und Eltern Puppentheater. Das Haus will sich öffnen und über seine Angebote bei der Erziehungs-, Paar- und Lebensberatung wie bei der Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung informieren.

Am Mittwoch ab 14 Uhr wird in den Räumen gefeiert

Die Familienberatungsstelle gehört zum Diakonischen Werk im Kirchenkreis Halberstadt. Noch zu DDR-Zeiten hat sie ihre Arbeit aufgenommen: „Es waren die Kirchgemeinden in Halberstadt und Quedlinburg und der Kirchenkreis, die im kirchlichen Raum Ehe- und Lebensberatung anboten, denn es herrschte Bedarf, dem kein Angebot auf staatlicher Seite gegenüberstand“, sagt Sigrun Pitschmann, Leiterin der Beratungsstelle.

Die Zahl der Hilfesuchenden ist nicht eben klein: Rund 700 Ratsuchende kommen im Bereich der Schwangerschaftsberatungen ins Gemeindehaus in der Carl-Ritter-Straße im Jahr; dazu gehören auch Gespräche bei unerfülltem Kinderwunsch oder die Betreuung der Eltern, wenn ein Kind tot geboren wird.

Pro Jahr werden rund 900 Erwachsene über Erziehung beraten

In Erziehungsfragen werden im Jahr etwa 900 Menschen beraten. „Dass die Erziehungsberatung erstmalig 2017 klar durch den Landkreis finanziert wurde, verbesserte die lokale Erreichbarkeit dieses gesetzlich verbindlichen Beratungsanspruchs für ratsuchende Erziehungsberechtigte und Kinder“, sagt Sigrun Pitschmann.

Wurden Beratungen anfangs in Halberstadt und Quedlinburg durchgeführt, gibt es seit zehn Jahren nur noch den Standort in Quedlinburg: „Förderrichtlinien haben diese Reduzierung erzwungen“, so Pitschmann.

Zu den Aufgaben zählt auch die Schulsozialarbeit

Allerdings reiche die „wirksame Beratungspraxis“ in den gesamten Landkreis hinein, „auch durch die über Jahre angegliederte Schulsozialarbeit an den drei Standorten in Halberstadt, Schwanebeck und Dardesheim“.

Seit 30 Jahren suchen Menschen - mit und ohne Kinder, Jugendliche wie Erwachsene - Rat und Hilfe in der Familienberatungsstelle. Leichter geworden ist die Arbeit nicht: „Inhaltlich haben sich die Arbeitsschwerpunkte erweitert und differenziert“, sagt Sigrun Pitschmann.

Etwa, wenn sich Paare trennen, scheiden lassen und per gerichtlicher Anordnung das Gespräch in einer Beratungsstelle suchen müssen, weil sie es von alleine im Guten nicht mehr schaffen: „Da gibt es so viele Wunden, die gerissen sind durch Trennung und Scheidung“, sagt die Beraterin. „Vor Gericht werden Kämpfe ausgetragen, gleichzeitig sollen die Menschen hier miteinander friedlich kommunizieren üben - das ist schwierig.“

Auf der anderen Seite kennen die Berater auch viele Väter, die sich gerne stärker um ihre Familie kümmern und nach der Geburt eines Kindes Elternzeit in Anspruch nehmen wollen. Doch noch immer werde das nicht von jedem Arbeitgeber gleich stark akzeptiert, „das geht hin bis zur Kündigung“, so Sigrun Pitschmann. Die Berater bieten auch Gespräche für Eltern an, wie sich die Elternzeit aufteilen lässt, und unterstützen sie bei Elterngeld-Anträgen. Pitschmann: „Das wissen viele nicht.“  (mz)

***

Die ersten Beraterinnen der Familienberatungsstelle Quedlinburg wurden durch das Evangelische Zentralinstitut in Westberlin ausgebildet, das dafür Ausbilder nach Ostberlin schickte. 1990/91 wurden die Beratungsstellen in Quedlinburg und Halberstadt, die formal unter den zentralen Dach der Magdeburger Stadtmission arbeiteten, als integrierte Beratung auch für den Schwangerschaftsbereich anerkannt und vom Land gefördert. 1994 erfolgte dafür auch die formale Bestätigung durch den Landkreis.