Erste Erwähnung 987 als Urnanstidde
Warnstedt/MZ. - Der Name könnte, was jedoch nicht eindeutig geklärt ist, von dem germanischen Stamm der Warnen stammen, die im 4. / 5. Jahrhundert bis zum Harzvorland drangen, 595 aber von den Franken fast völlig ausgerottet wurden.
Adliger Wirtschaftshof
Spätestens aber 987 wird der Ortsname als Urnanstidde in einer Urkunde des Klosters Korvey schriftlich erwähnt, weitere Nachweise folgten, allerdings in unterschiedlicher Schreibweise, wie Wernanstidde (1084), Warnenstidde (1156) oder Warnstede (1205). In einem Verzeichnis Heinrichs IV. von 1065 ist Warnstedt als einer der Wirtschaftshöfe aufgeführt. Von ständigen Kämpfen der königlichen und fürstlichen Regenten um Besitz belastet, gehörte es wechselnden Herrschern, zum Beispiel den Grafen von Regenstein, Halberstadt oder Braunschweig. Zeugnis dieser Kämpfe ist das "Warnstedter Mordkreuz", das an die Tötung des sächsischen Grafen Sigfried durch den königlichen Feldherren, Graf Hoyer von Mansfeld, am 9. März 1112 erinnert und noch heute an der Straße zwischen Thale und Timmenrode zu finden ist.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf von durchziehenden Truppen bis aufs Letzte ausgeplündert, Handwerk und Landwirtschaft lagen am Boden, die Bevölkerung war durch Seuchen dezimiert. Aus dieser Zeit stammt der noch heute als Schützenpokal vergebene Deckelhumpen mit Helmzier und Wappenschild vom 27. Mai 1645, den der Timmenröder Jäger Gabriel Weske nach dem Abschuss eines kapitalen Fuchses, der von rechts nach links lief, den Warnstedtern stiftete, weil er in dessen Flur jagte. Dieser in der genannten Richtung laufende Fuchs ziert noch heute das Ortswappen. Mit dem Ende dieses Krieges, dem Westfälischen Frieden, kam Warnstedt zusammen mit dem Fürsten zu Halberstadt in brandenburgisch-preußischen Besitz, nur kurzzeitig unterbrochen von der Zugehörigkeit zum Königreich Westfalen. Preußen verlor nach der Niederlage gegen Napoleon bei Jena und Auerstedt im Tilsiter Frieden von 1807 große Gebiete, darunter auch den Harzbereich. Doch nach der Völkerschlacht gelangte Warnstedt wieder zurück zu Preußen.
Starke Zerstörungen
Der Fortschritt setzte sich allmählich auch in der Landwirtschaft des Ortes durch, Drill- und Dreschmaschine oder Schwadmäher und Traktoren ersetzten die Handarbeit. Erste Vereine entstanden, vermutlich noch im 19. Jahrhundert der etwa vierzigköpfige Männergesangverein "Harmonie", später auch Turn- und Radfahrerverein mit jeweils etwa dreißig Mitgliedern und ausschließlich den Männern vorbehalten. Obwohl seit dem 4. April 1908 auch eine Bahn, die "Quecke", zwischen Blankenburg und Quedlinburg im Ort verkehrte, gingen viele Arbeiter lieber zu Fuß zur Arbeit nach Thale oder Quedlinburg, um Geld zu sparen.
Daheim wurde mit eigenem Acker oder Vieh ein Zubrot verdient bzw. die Familie versorgt. Beide Weltkriege hinterließen auch in Warnstedt ihre Spuren, nicht zuletzt zum Ende des Zweiten durch anrückende amerikanische Truppen, die gegen versprengte Einheiten kämpften und den Ort beschossen. Sechsundzwanzig Wohnhäuser oder Gehöfte wurden bei der Explosion eines Munitionstransporters vernichtet, womit das Dorf zu den meist zerstörtesten in Sachsen-Anhalt gehörte. Nach kurzer amerikanischer Besatzung übernahm am 1. Juli 1945 die Rote Armee die Herrschaft, um als ersten Schritt eine Bodenreform durchzuführen. Ganze 14 Hektar waren es, die an 32 Bauern oder Arbeiter verteilt wurden, zwölf davon bekamen zusätzlich je einen Hektar Wald. Mit der DDR-Gründung übernahmen die LPG "Neues Leben" und später "Einheit" und die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) die führende Rolle im Ort. Diese Partei stellte bis zur Wende die Bürgermeister, das noch aktuelle Oberhaupt Günter Freist ist schon seit 1972 im Amt.
Dörfliches Leben
Zur Verbesserung der Versorgung wurden das Einkaufszentrum und am Jordan der Komplex mit Mehrzweckhalle (1966), Gaststätte (1974), Bühne (1976) und Sport- und Kulturzentrum mit Kegelhalle (1985) sowie Pavillon (1987) gebaut, viele neue Wohnungen und Eigenheime entstanden. Bereits 1966 gründete sich innerhalb des Dorfclubs ein separater Karnevalsverein, der bis heute für Freude und Frohsinn sorgt. Im Jahr 1969 wurde die "Quecke" stillgelegt, seit 1973 gibt es auch keine Schule mehr im Ort. Dafür gab es aber 1954 wieder Volksfeste zu Pfingsten mit der Tradition des Freischießens, was seit 1964 sogar offiziell auch den Namen Schützenfest tragen durfte, und somit in diesem Jahr zur bereits 162. Auflage seit 1816 führte. Noch im tiefsten Sozialismus, wie Festschriften belegen, feierte Warnstedt 1987 das tausendjährige Jubiläum, doch kurz danach änderte die Wende vieles im Ort. Dank der Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm wurde vieles saniert, wie Feuerwehrgebäude, Kindertagestätte, Dorfgemeinschaftshaus, eine Straßenentwässerung und der Wegeausbau erfolgten. Nach jahrelangem Schattendasein steht die sanierte Mühle inzwischen nicht nur für Besichtigungen offen. Der Mühlenverein mit aktuell 52 Mitgliedern sorgte dafür, dass es dort am 20. Mai 2005 die erste Trauung gab. Inzwischen waren es 20 Paare.