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Ermslebener widmet sich der Brandmalerei Ermslebener widmet sich der Brandmalerei: Zeichnen mit heißem Draht

Von petra korn 01.01.2015, 16:44
Horst Dietmann brennt gern Bilder in Pappelholz.
Horst Dietmann brennt gern Bilder in Pappelholz. Chris wohlfeld Lizenz

Ermsleben - Prüfend lässt Horst Dietmann den zu einer Spitze gebogenen Draht über das Probebrettchen gleiten. Die entstehende eingebrannte Linie ist dünn und ohne Unterbrechungen; der Draht der Brennschleife - ein Gerät, das optisch ein bisschen an einen Lötkolben erinnert - ist heiß genug.

Brandmalerei-Arbeiten von Horst Dietmann sind derzeit in einer Ausstellung auf der Konradsburg bei Ermsleben zu sehen. Die Ausstellung wird bis Ende Februar gezeigt. Das Galerie-Cafe auf der Konradsburg ist in den Wintermonaten sonnabends, sonntags und feiertags in der Zeit von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Ein letzter Blick auf die Fotovorlage, dann setzt Horst Dietmann die Arbeit an seinem gerade entstehende Konradsburg-Panorama fort. „Wenn man hier einen Fehler macht, ist das nicht zu korrigieren“, sagt er. So ist das Testbrettchen ein wichtiges Utensil, auf dem er immer wieder probiert. „Und man muss eine ruhige und leichte Hand haben.“

Motive aus der Region mit ungezählten feinen Strichen und Punkten in Holz zu brennen und so nicht alltägliche Bilder entstehen zu lassen, ist ein Hobby des Ermslebeners. Dafür hat sich der 77-Jährige eigens einen kleinen Arbeitsplatz im Obergeschoss seines Wohnhauses eingerichtet. Es ist ein Hobby, von dem Horst Dietmann sagt: „Es beruhigt mich auch. Wenn ich mich über etwas geärgert habe, gehe ich hier hoch und alles ist gut.“

Durch Zufall zum Hobby

Zur Brandmalerei, die Horst Dietmann schon seit 1958 gestaltet, kam er durch einen Zufall. Im Heizungsbau tätig, war er damals auf Montage. In einer Tischlerei sollte eine Heizung eingebaut werden. „Bei den Arbeiten bin ich zufällig mit dem Schweißdraht an Sperrholz gekommen.“ Schnell entstand die Idee, Motive in Holz zu brennen. Allerdings erwies sich die Frage, womit er dabei arbeiten könnte, als nicht ganz einfach. „Ich habe alles mögliche getestet“, erinnert sich Horst Dietmann beispielsweise an Brennarbeiten mit einer angespitzten Fahrradspeiche, die mit einer Lötlampe erwärmt wurde. „Die Speiche hat sich aber immer so schnell abgekühlt.“ Später nutzte er dann einen Brennkolben, eine Art feinen Lötkolben. „Aber der hat die Hitze auch nicht so gebracht.“ Ein Bekannter brachte schließlich eine erste Brennschleife aus Russland mit. Jetzt arbeitet Horst Dietmann mit einem „Brenn-Peter“: Die speziellen Drähte, die sich der Ermslebener aus Wolfram selbst gebogen hat, werden hier aufgesteckt und elektrisch aufgeheizt. Je nachdem, ob stärkere oder feinere Linien ins Holz gebrannt werden, tauscht er die Drähte aus.

Um die sehr detailreichen Bilder entstehen zu lassen, wird aber auch das richtige Holz gebraucht. „Je heller das Holz ist, desto besser sehen die Konturen aus“, beschreibt Horst Dietmann. Er arbeitet am liebsten mit Linden- oder Birkenholz.

Natur als Inspiration

Fertigte der Ermslebener anfangs kleine Schilder mit Sprüchen, probierte er sich auch schon bald an Gebäude-Motiven. Eines der ersten entstandenen Bilder zeigt die Burg Falkenstein. Inzwischen hat Horst Dietmann viele Gebäudeansichten in Holz gebrannt. Dazu gehören beispielsweise das Badehaus Ballenstedt oder das Rathaus Harzgerode. Seine Motive findet er, wenn er in der Region unterwegs ist. „Ich bin viel auf Wanderschaft. Entdecke ich dabei etwas, fotografiere ich das.“ Besonders faszinieren ihn alte Burgen, Schlösser, Kirchen und Fachwerkbauten. „Es interessiert mich sehr, wie man früher gebaut hat. “

Anhand der Fotos fertigt der 77-Jährige Skizzen auf Transparentpapier an, die groben Umrisse zeichnet er dann mit Bleistift auf das Holz. „Alle Feinheiten entstehen erst, wenn ich brenne.“

Wie viele Bilder er bereits gestaltet hat, kann Horst Dietmann nicht sagen. Viele seiner Arbeiten, für die er auch die Rahmen anfertigt, hat er verschenkt; doch inzwischen sei das Material dafür zu teuer. Andere Bilder schmücken das Haus und - in größerer Zahl - einen Raum im Keller, sagt Elke Dietmann, der das Hobby ihres Mannes sehr gefällt. „Es ist etwas, das Hand und Fuß hat und das man nicht alle Tage sieht.“ Das Konradsburg-Panorama, für das Horst Dietmann mehrere Fotoaufnahmen als Vorlage zusammengefügt hat, ist fast fertig. Der Ermslebener hat aber noch viele Ideen, welche Motive er noch in Holz brennen möchte. Dazu gehören beispielsweise ein Ermslebener Fachwerkhaus und das Rathaus Gernrode. (mz)

Eine ruhige Hand muss man haben.
Eine ruhige Hand muss man haben.
Chris wohlfeld Lizenz
Das Rathaus in Rieder
Das Rathaus in Rieder
Chris wohlfeld Lizenz