Ende des analogen Kabel-TV Ende des analogen Kabel-TV: Was die Umstellung für 3.200 Haushalte in Quedlinburg bedeutet

Quedlinburg - In jedem vierten Quedlinburger Haushalt wird sich der Fernsehempfang ändern. Am Dienstag, 20. März, werden in dem Teil des Quedlinburger TV-Kabelnetzes, das vom Telekommunikationsanbieter Pÿur betrieben werden, analoges Fernsehen und Rundfunkempfang abgeschaltet.
Künftig ist nur noch der digitale Rundfunkempfang per Kabel möglich. Pÿur war bis zum letzten Jahr als Tele Columbus bekannt und hat die Primacom aufgekauft. Es ist der drittgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands.
Die MZ erläutert, was die Umstellung für die 3.200 angeschlossenen Haushalte, die überwiegend Mieter der städtischen Wohnungswirtschaftsgesellschaft sind, bedeutet.
Warum erfolgt die Abschaltung des analogen Fernsehens im Kabelnetz?
Die Kabelnetzbetreiber wollen die Volldigitalisierung in diesem Jahr von sich aus bundesweit umsetzen; in Sachsen und Bayern sind sie bereits dazu verpflichtet. Dort ist die Analogabschaltung gesetzlich vorgegeben.
Durch den Verzicht auf den Analogstandard, der kaum noch genutzt wird, werden Kapazitäten für Fernsehkanäle in höherwertiger Übertragungsqualität sowie für schnelle Internetanschlüsse frei.
Was muss ich machen, um ab dem 20. März weiter TV-Programme zu empfangen?
Am 20. März müssen Nutzer digitaler Fernsehempfänger nur einen Sendersuchlauf starten, da mit der Abschaltung der analogen Sender die digitalen Sender neu sortiert und neue eingespeist werden. Röhrengeräte und ältere Flachbildgeräte der ersten Generation können kein digitales Signal empfangen. Für den weiteren Empfang ist ein digitaler Kabelempfänger, ein sogenannter DVB-C-Tuner, der im Handel 30 bis 40 Euro kostet, nötig. Alle bisher analog verfügbaren Programme sind auch digital vorhanden.
Wie sieht es mit Stereoanlagen aus, die bislang über die Kabeldose mit analogen UKW-Signalen versorgt werden?
Beim Radioempfang werden zusätzliche 17 Programme neu digital eingespeist. Wenn Radios nicht über eine Geräteantenne empfangen, ist ein digitaler Kabelradio-Tuner nötig. Das Gerät zum Anschluss an die Stereoanlage gibt es im Fachhandel oder für 45 Euro bei der Pÿur-Hotline unter Telefon 0800/1 02 07 77.
Wie viele digitale Fernsehsender sind empfangbar?
Das Unternehmen speist alle frei empfangbaren Fernsehsender digital ein: 45 in HD-Qualität und 2 Sender in UHD-Bildqualität. Für die HD-Sender der privaten TV-Anbieter wie RTL, Sat.1 oder Pro 7 ist eine sogenannte Smart-Box mit einer Smart-Card nötig. Außerdem werden 17 neue digitale Radiosender eingespeist.
In welchem Umfang verbessert sich nach der Abschaltung des analogen Fernsehens das Internettempo?
Pÿur bietet zurzeit Datenraten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde an. Wenn die Kopfstelle in Quedlinburg umgerüstet sei, sollten es 400 sein, erklärte Marcel Witte, der Vertriebsdirektor für die Wohnungswirtschaft Region Süd-West. Mit der installierten Netztechnik wären sogar Datenraten im Gigabit-Bereich möglich.
Wie werden die Kunden über die Änderungen informiert?
In analogen Programmen gibt es Laufbandeinblendungen. Alle Kunden erhalten persönliche Anschreiben. Es gibt außerdem Aushänge, eine Informationswebseite, kostenlose Servicenummern und eine Kooperation mit örtlichen Servicepartnern.
Was kosten digitales Fernsehen und Internet?
Für die bisherigen Kunden ändert sich nichts. Sie bezahlen weiterhin ihre gewohnten Preise. Pÿur bietet zusätzlich einen digitalen Kabelempfänger mit Aufnahmefunktion zur Miete für fünf Euro monatlich an.
Fernsehempfang und digitalen Videorekorder plus Telefonanschluss mit Deutschland-Flatrate ins Festnetz sowie Internet-Flatrate mit bis zu 120 Megabit pro Sekunde im Download wird für monatlich 45 Euro zusätzlich zur bisherigen TV-Gebühr angeboten. Bei Vertragsabschlüssen bis 31. März gibt es Lockangebote.
Welche Bedeutung hat die Umstellung für die Stadt?
Die Deutsche Telekom hat Quedlinburg bereits ans schnelle Internet angeschlossen. Dass Pÿur die Stadt zu einem deutschlandweiten Modellstandort für die digitale Infrastruktur macht, begrüßt die Stadt. Es sei ein Schritt in Richtung „Gigabit-Gesellschaft“. Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) verspricht sich Standortvorteile, um Firmen und kluge Köpfe anzulocken.
Auf der Facebook-Seite „Quedlinburg und Umgebung“ gab es zuletzt Klagen über Standbilder im TV-Programm und langsames Internet bei Pÿur. Warum?
Marcel Witte verweist auf den gegenwärtig laufenden Netzumbau. „Das hat zu Problemen geführt.“ Die verfügbare Bandbreite sollte auch nicht über WLAN gemessen werden, sondern per Kabel an der Anschlussdose, riet er. (mz)