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Einzigartige Gewölbemalereien für die Nachwelt gesichert

Von Gerd Alpermann 01.11.2006, 15:46

Quedlinburg/MZ. - Bis zum Jahresende soll es geschafft sein, schätzt Martin Lehmann ein, der als freischaffender Restaurator im Auftrag der Hochschule für bildende Künste Dresden die Ausmalungen mit seinem Team sichert. Er betont den Erhalt der Kunstwerke. Es werde nichts hinzugefügt, auch keine Farbe aufgetragen, allein die Sicherung des noch Vorhandenen, so lautet der Auftrag für die Fachleute.

Pfarrer Dr. Ekkehard Steinhäuser nimmt die Deckenmalereien gemeinsam mit dem Restaurator in Augenschein. So nah, wie auf dem noch in der Krypta stehenden Gerüst, wird auch er den Kunstwerken, die vor über 800 Jahren, um 1170 entstanden, nicht mehr lange sein können. Die Fachleute gehen davon aus, dass einstmals die gesamte Decke der Krypta ausgemalt war. Auch die Wände zeigen noch Spuren. Doch schon bei einem Umbau um 1320 gingen diese Malereien verloren. Heute sind manche Bildkompositionen, trotz der blassen Farbe noch gut zu erkennen. Andere Stellen lassen kaum Deutungen zu. Manche Ausmalungen stehen in Beziehung, andere wieder scheinen keinen Bezug zur "Geschichte der Susanna und dem Richter Daniel" oder zum Salomonischen Urteil, zwei der umfangreichen Bilddarstellungen, zu haben. Deutlich zu erkennen ist aber eine Darstellung Otto des Großen. Die Zuordnung lässt sich aufgrund eines Schriftbandes relativ einfach bestimmen, obwohl nur das geübte Auge des Fachmanns die Schriftzeichen noch deuten kann.

Seit 2001 wird das Projekt der Restaurierung der Krypta-Ausmalungen verfolgt. Fachleute vom Landesamt für Denkmalpflege und italienische Kollegen nahmen die Kunstwerke in Augenschein, klärten, wie zu verfahren ist, um das Vorhandene zu konservieren und Schäden, durch falsche Behandlung in Vorzeiten, zu beheben. Mit der Restaurierung der Deckenmalereien sind die Arbeiten in der Krypta aber nicht abgeschlossen. Martin Lehmann verweist auf den Fußboden, der noch nicht einbezogen wurde, und auf weitere Details.

Für das Quedlinburger Kirchspiel geht Pfarrer Steinhäuser davon aus, dass die Krypta wieder zugänglich gemacht wird, für Besucher, aber auch für Taufen. "Wir werden oft gefragt, wann die Krypta wieder zu besichtigen ist", sagt er. Für ihn steht fest, dass mit diesem Kleinod, wie es in Norddeutschland kaum ein zweites zu finden ist, sehr behutsam umgegangen werden muss. Das heißt für ihn, Besucherströme bewusst lenken. Lichteinwirkungen sind für Restaurator Lehmann dabei das geringere Problem. Da seien Klimaveränderungen ernster zu nehmen.

Pfarrer Ekkehard Steinhäuser fasst die Bedeutung der Krypta und ihre Ausmalungen in drei Punkten zusammen. Es ist zunächst ein Ort der Geschichte mit dem Grabmal des ersten deutschen Königs Heinrich I. und seiner Frau Mathilde, dann ein Kunstwerk, das bereits 800 Jahre überdauert hat, und nicht zuletzt ist die Krypta ein liturgischer Ort. "Hier die Taufen durchzuführen, darauf möchten wir nicht verzichten", bekennt der Ekkehard Steinhäuser. Es sei ein erhabener Ort, wo Menschen bei der Taufe sich zu Gott bekennen und Eltern ihre Kinder in die Obhut Jesus Christus geben und seine Beistand erbitten. "Alle drei Punkte zusammen machen die Krypta für das Evangelische Kirchspiel so wertvoll", betont der Pfarrer und dankt allen an der Restaurierung Beteiligten, den Restauratoren, dem Landesamt für Denkmalpflege für die fachliche Begleitung und dem Land für die "großzügige Förderung mit rund einer halbe Million Euro". Der Eigenanteil von 60 000 Euro sei durch Einnahmen aus dem Betrieb des Domschatzes erwirtschaftet worden.