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Eine Feldwarte, die heimlich verschwand

Von Andreas Bürkner 16.05.2007, 14:08

Quedlinburg/MZ. - Das als Ausdruck der Stärke der autonomen mittelalterlichen Stadt Quedlinburg im 13.-15. Jahrhundert entstandene System aus Feldwarten, Gräben, Wällen und Hecken entlang der Grenzen in der Feldflur diente einerseits dem Schutz der Äcker und Weiden, andererseits aber auch als Frühwarnsystem vor heranziehenden Feinden. Insgesamt elf Warten sind historisch nachgewiesen. Sechs Türme existieren heute noch, wovon vier als Aussichtstürme sogar ganzjährig bestiegen werden können: Altenburg-, Steinholz-, Bicklings- und Seweckenwarte. Eigentlich gibt es nur noch fünf und einen halben, denn neben dem Lethturm steht an der Straße nach Gatersleben nur die Hälfte einer Warte, die früher genau auf der Grenze von zwei Grundbesitzern stand. Im Streit trug einer davon seinen Teil einfach ab. Ein anderes Schicksal erlebte die Heidbergwarte, die zu DDR-Zeiten in den siebziger Jahren binnen kürzester Zeit still und heimlich verschwand. "Die Steine wurden von jemandem als Baumaterial gebraucht", vermutet Vereinschef Volker Pethe. Die Jahresversammlung des Wartenvereins zog Bilanz und wählte einen neuen Vorstand. Anton Fiege bereitete vorhandenes Material aus Archiven über die Außengrenze der Stadt, die ebenso wie die innerstädtischen Befestigungen unter Denkmalschutz steht, mit Unterstützung der Arge auf. Als kleiner Extrakt aus zwei dicken Ordnern entstand ein Flyer. Zwölf über die GfA Thale beschäftigte Ein-Eurokräfte legten den Landgraben am Lethturm frei, schnitten Büsche zurück, beseitigten Unrat und arbeiteten rund um die Gersdorfer Burg und an der Seweckenwarte. Die Ausbesserungen am Warten-Rundweg und die Reparatur der Geländer an Steinholz- und Bicklingswarte stehen für 2007 auf dem Plan, aber auch die Teilnahme am Fahrradtag des Landkreise und die Unterstützung des Quedlinburger Feldwartenmarathons. Ob es vom Bund Geld für den Lethturm zur Sanierung von Kriegsfolgen gibt, weil dieser als Beobachtungsposten diente und rostende Metallteile Schäden verursachen, bleibt abzuwarten - ein Antrag ist gestellt.

Bei der Wahl des Vorstandes, der von Beiträgen und Spenden lebt, blieb alles beim Alten: Volker Pethe als Präsident, Anton Fiege als Kassenwart und Oliver Schlegel als Schriftführer erhielten wieder das Vertrauen der zwölf Mitglieder. Einziger Neuling ist Mathias Schulze, dem das Amt des Kassenprüfers übertragen wurde. Das Neumitglied in Berlin will in den dortigen Archiven nach weiteren Informationen zum Landwehrsystem suchen. Infos: www.wartenverein.de