Einblicke in eine Europaschule
THALE/MZ. - "Lediglich vier Räume stehen noch nicht wieder zur Verfügung", berichtete Schulleiterin Sabine Hesse zur Eröffnung des Tages der offenen Tür. Zugleich dankte sie der benachbarten Grundschule, in der in den vergangenen Wochen vorübergehend einige Klassen unterrichtet werden durften, und hofft, dass nach den Winterferien alles wieder normal läuft.
Chor mit Überhang
Begleitet wurde der Auftakt von den Line-Dancern und einem Chor, der gar keiner war: "Das ist unser Musikkurs der 12. Klasse", stellte Sabine Hesse die Gruppe mit einem männlichen Überhang vor. Doch wesentlich wichtiger war ihr die Präsentation des Gymnasiums vor allem für Schüler der vierten Klassen und ihren Eltern aus der Region, welche möglicherweise ab Herbst an die Einrichtung kommen könnten.
Als Europaschule des Landes Sachsen-Anhalt liegt einer der Schwerpunkte auf dem Kontakt zu Partnern in verschiedenen Ländern und eine verstärkte Sprachqualifikation; im bilingualen Geografieunterricht wird Fachwissen in englischer Sprache vermittelt.
Beim Besuch der einzelnen Fachkabinette konnte einerseits manch Interessantes entdeckt oder angeschaut werden, auf der anderen Seite gab es aber auch knifflige Rätsel zu lösen oder Ergebnisse der Freizeitaktivitäten zu bewundern. "Waschbären sind farbenblind", erklärte Maximilian Helm von den Biologieschülern den erstaunten Besuchern. Das hätte eine Gruppe für die Aktion "Jugend forscht" nach umfangreichen Tests mit verschiedenfarbigen Futterkisten herausgefunden. "Aber sie kommen zumindest überall an das Futter heran", lautete eine andere Erkenntnis, "egal, wie es versteckt ist."
Natürlich kamen auch ehemalige Schüler an ihre alte Wirkungsstätte zurück, um sich an frühere Zeiten und Erlebnisse zu erinnern, meist schwärmten sie von Klassenfahrten, Projektarbeiten oder Exkursionen. Eine davon scheint dabei der Renner zu sein - die Erforschung des Argonner Waldes in der Nähe von Verdun. "Daran dürfen nur Schüler der 12. Klasse teilnehmen", wussten Anica Nötzel und Maria Schütte, die im September 2008 mit 14 Mitschülern dort waren. Auf dem Areal, auf dem sich im 1. Weltkrieg Franzosen und Deutsche im Stellungskrieg bekämpften, "haben wir einen Stolleneingang freigelegt", berichteten sie voller Stolz, auch Minensplitter hätten sie gefunden. "Seit 1996 fahren wir jedes Jahr in die Region und wohnen in Privatquartieren", ergänzte Geschichtslehrerin Birgit Reichert, was jedoch nicht nur dem Ergründen der Historie, sondern auch der Völkerverständigung und dem Austausch diene. "Zu unserer Festwoche erwarten wir die Gasteltern aus Frankreich."
Spielerische Problemlösung
Auch außerhalb des Unterrichts gibt es ein reichhaltiges Angebot an Arbeitsgemeinschaften (AG). Als "gymnasiale Vorschule" bezeichnete Hesse das wöchentliche Treffen der Viertklässler, um sie mit den Anforderungen und neuen Fächern vertraut zu machen. In der AG Robotik lernen Schüler der 7. bis 9. Klassen auf spielerische Art technisch-physikalische Zusammenhänge zu lösen. "Derzeit bauen sie eine Taktstraße nach, die sie in einer Firma im Ort besichtigt haben, erklärte AG-Leiter Nils Wyschka. Er betreut knapp 20 Technikinteressierte in zwei Gruppen, die aber auch kleine Roboter basteln. Indirekt bereitetet sich der Nachwuchs damit auf den späteren Beruf vor, denn mit der 2003 zusammen mit Industriebetrieben der Region gestarteten Initiative "Diplomingenieure 2010" sollen die ehemaligen Schüler nach dem Studium in die Heimat zurückkehren.