1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Dreharbeiten mit Gunther Emmerlich: Dreharbeiten mit Gunther Emmerlich: "Warum ist das hier so schön?"

Dreharbeiten mit Gunther Emmerlich Dreharbeiten mit Gunther Emmerlich: "Warum ist das hier so schön?"

Von Rita Kunze 03.12.2015, 08:07
Gunther Emmerlich macht von Karl und Rosa, die Hänsel und Gretel spielen, ein Selfie.
Gunther Emmerlich macht von Karl und Rosa, die Hänsel und Gretel spielen, ein Selfie. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - „Es muss ja nicht immer das Erzgebirge sein“, sagt Bernd Geilert. Der Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks arbeitet in diesen Tagen mit Kollegen vor und hinter der Kamera an der großen Weihnachtssendung des Fernsehsenders. Unter dem Titel „Die schönsten Weihnachtsbräuche“ wird sie am 23. Dezember auch viele Bilder aus Quedlinburg zeigen. Mittendrin Sänger Gunther Emmerlich, der sich in der Weltkulturerbestadt mit denen unterhält, die Quedlinburg zur Weihnachtsstadt machen.

„Warum ist das hier so schön?“ - Die Frage, die sich Geilert selbst gestellt hat, will er nun auch den Zuschauern beantworten. In Vorbereitung der Sendung sei er seinen Gesprächspartnern in Quedlinburg im Laufe des Tages an ganz verschiedenen Orten immer wieder begegnet. „Sie haben alle ein Ziel: Weihnachten schön zu machen“, sagt der Redakteur am Rande von Dreharbeiten auf dem Weihnachtsmarkt. „Ich kann nur jedem empfehlen, auf andere Weihnachtsmärkte zu gehen und zu vergleichen. Anderswo sehen die Buden alle gleich aus, in Quedlinburg sind sie urig, kernig und von hier“, sagt Geilert und schaut zu, wie sich am Stand gegenüber Gunther Emmerlich mit Torsten Höher unterhält, dem Erfinder der „Harzer Fichtel“, einer speziell zubereiteten Wurst.

Höher gehört wie die Künstlerfamilie Dreysse, Mitwirkende des Lebendigen Adventskalenders, Hans-Jürgen Furcht vom Verein q-Artus, die Musikerfamilie Herrmann und andere zu den Gesprächspartnern des Sängers, der die Sendung moderiert. Es sei ein journalistisches Format, keine Gala, sagt Geilert. Singen werde Emmerlich nur beim großen Finale mit allen Beteiligten, und zwar „Morgen, Kinder, wird’s was geben“: „Die Sendung wird am Tag vor Weihnachten ausgestrahlt. Da sind die Seelen und Herzen offen, die Menschen empfänglich.“

„Wir wollen auch mal zeigen, dass es Leute gibt, die sich erfolgreich für ihre Stadt einsetzen und Weihnachten zum Leben erwecken“, sagt Geilert. Der Lebendige Adventskalender beispielsweise habe viele Nachahmer gefunden, aber nirgends sei er so schön wie hier - weil er nicht kommerziell ist.

„Es sind die Menschen und die Orte, die diese besondere Atmosphäre schaffen, diese ganz vielen kleinen Dinge“, sagt er und verweist auf den „kubanischen Hof“, der beim Advent in den Höfen in der Pölkenstraße seine Tore öffnet und in dem unter anderem der Fußballverein „Uhus“ zu den Ausstellern gehört. „Eigentlich hat das ja nichts mit Weihnachten zu tun, aber sie machen mit - mit dem, was zu ihnen passt. Das findet man auf anderen Weihnachtsmärkten nicht“, so der Redakteur.

Die Bilder aus Quedlinburg sollen rund die Hälfte der 90-minütigen Sendung ausmachen, in der Emmerlich unbekannte wie ungewöhnliche Weihnachtsbräuche aus Deutschland vorstellt. Sechs Autoren haben die jeweils rund vierminütigen Beiträge erstellt - und einen Brauch sogar wiederbelebt, wie Geilert sagt: In Unterfranken gibt es beispielsweise die „Eisenbatra“, die die Bösen verprügelt und die Guten beschenkt. In die Rolle der etwas unheimlichen Sagengestalt habe aber in diesem Jahr niemand schlüpfen wollen: „Das wollte eigentlich niemand machen, und wenn sich kein Nachfolger findet, stirbt so ein Brauch aus“, sagt Geilert und ist froh, dass sich dann doch noch jemand gefunden hat, der den unterfränkischen Weihnachtsbrauch vorführt.

Auch die sorbische Variante des Christkindes wird zu sehen sein: das Bescherkind. „Kind“ ist dabei freilich der falsche Begriff, denn es handelt sich traditionell um eine junge Frau, die im kommenden Jahr heiraten wird. Damit sie niemand erkennt, wird sie verhüllt. Schweigend geht sie mit ihrem Gefolge durch den Ort und verteilt Geschenke an die Alten und Kinder. „Es gibt nur noch zwei Dörfer, die das praktizieren“, so Geilert, der im Januar begonnen hat, sich mit ungewöhnlichen Weihnachtsbräuchen zu beschäftigen.

Durch Recherchen im Internet, bei regionalen Zeitungen, in Büchern und durch Gespräche mit Heimatforschern hat er Interessantes zusammengetragen, das auch im Harz zu finden ist: Wieda bei Bad Sachsa nennt sich das „Krippendorf“. In jedem Garten steht dort eine Weihnachtskrippe.

„Die schönsten Weihnachtsbräuche“ am 23. Dezember um 20.15 Uhr im MDR Fernsehen. (mz)

Der erste Teil von Hänsel und Gretel am Märchenzimmer am Finkenherd.
Der erste Teil von Hänsel und Gretel am Märchenzimmer am Finkenherd.
Chris Wohlfeld Lizenz
Gunter Emmerlich und der Chor des GutsMuths-Gymnasiums Quedlinburg auf dem Handwerkerhof Kornmarkt 7.
Gunter Emmerlich und der Chor des GutsMuths-Gymnasiums Quedlinburg auf dem Handwerkerhof Kornmarkt 7.
Chris Wohlfeld Lizenz
Hans-Jürgen Furcht entlockt Kindern Weihnachtsgedichte.
Hans-Jürgen Furcht entlockt Kindern Weihnachtsgedichte.
Chris Wohlfeld Lizenz