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Dreharbeiten in Quedlinburg Dreharbeiten in Quedlinburg: Till Eulenspiegel als Anarchotyp

Von Rita Kunze 15.05.2014, 19:17
Jacob Matschenz als Till Eulenspiegel
Jacob Matschenz als Till Eulenspiegel Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Nach genau 40 Jahren ist Quedlinburg (Landkreis Harz) derzeit wieder Drehort für einen Till-Eulenspiegel-Film. Stand 1974 Winfried Glatzeder für den damals skandalumwitterten Defa-Streifen in der Fachwerkstadt vor der Kamera, ist es nun Jacob Matschenz, der in der Regie von Christian Theede den Titelhelden in einer Gemeinschaftsproduktion der ARD verkörpert. Der familientaugliche Zweiteiler nach dem Drehbuch von Leonie und Dieter Bongartz soll im Weihnachtsprogramm 2014 im Ersten ausgestrahlt werden.

Es habe Tradition in der ARD, Filme mit „starken Figuren aus dem Kulturgut“ für Kinder und Erwachsene zu machen, sagt MDR-Redakteurin Astrid Plenk. Waren dies in den vergangenen Jahren beispielsweise Nils Holgersson oder Pinocchio, wende man sich nun Till Eulenspiegel zu: „Der genießt heute noch eine große Popularität.“

„Viele kennen ihn, aber können nicht wirklich viele Geschichten von ihm erzählen“, ergänzt Elke Ried, die neben Thorsten Flassnöcker von Zieglerfilm Köln als Produzentin auftritt. Im Film sollen „so viele Streiche wie möglich“ untergebracht werden.

Sammlung der Einzelgeschichten

„Die Herausforderung war es, eine Rahmenhandlung zu schaffen und die Sammlung der Einzelgeschichten als eine Geschichte zu erzählen“, sagt Ried. Zugleich soll der Narr aber nicht nur seine Mitmenschen unterhaltsam auf die Schippe nehmen, sondern zugleich charakterlich reifen und von einer Seite gezeigt werden, „wie sie noch nicht bekannt war“, meint die Produzentin.

So vagabundiert Eulenspiegel im 15. Jahrhundert durch Deutschland und das halbe Europa, um der Welt mit seinen Streichen den Spiegel vorzuhalten. Die Kulisse dafür bieten neben Quedlinburg wegen seiner vielen mittelalterlichen Fachwerkhäuser die Städte Hamburg, Lüneburg und Lübeck, außerdem die Freilichtmuseen Kiekeberg bei Hamburg und Molfsee in Schleswig-Holstein.

In Lübeck ist für Eulenspiegel vorerst Schluss mit lustig: Als seine Jugendliebe Kathrin (Anna Bederke) in die Fänge des mächtigen Bürgermeisters Klaas Wüllenwever (Devid Striesow) gerät, der einen Krieg anzetteln will, um der Hanse zu altem Ruhm zu verhelfen, kümmert Till sich um Kathrins kleine Tochter Marie (Jule Hermann) und beginnt, Verantwortung zu übernehmen.

„Eine Traumrolle“

„Eine Traumrolle“, sagt Matschenz über den Titelhelden: „Er behauptet etwas, und alle glauben’s. Er hat die berühmte Narrenfreiheit.“ Mit Charme, Intelligenz und großer Beobachtungsgabe schlägt sich der „Anarchotyp“, wie Matschenz ihn nennt, durch, backt die berühmten Meerkatzen und Eulen oder tanzt mit den linken Schuhen der Bürger einer Stadt auf einem Seil.

Das spannte sich am Donnerstag am Quedlinburger Finkenherd unterm Schloss von einem Fachwerkhaus zum andern, als der berühmte Seiltanz-Streich gedreht wurde. „Diese Geschichte ist mir bis heute präsent“, sagt der 30-Jährige, der die Eulenspiegeleien schon in Kindertagen gehört hat.

Dass Till Eulenspiegel mehr als der Titelheld eines sehr populären Volksbuches aus dem 16. Jahrhundert gewesen ist, daran besteht für Matschenz kein Zweifel: „Bei den vielen Geschichten, die überliefert sind, muss es so jemanden gegeben haben, auch wenn viel dazugedichtet worden ist.“

Den Glatzeder-Film aus den 70er Jahren hat sich Matschenz übrigens noch nicht angesehen. Das werde er nach den Dreharbeiten tun, sagte er gestern. Schließlich soll sein Till ganz anders sein.