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Dorothea Christiane Erxleben Dorothea Christiane Erxleben: Eine Powerfrau feiert 300. Geburtstag

Von ingo kugenbuch 13.11.2015, 15:01
Festredner Florian Steger, Medizinhistoriker von der Uni Halle, skizzierte Leben und Werk des Geburtstagskindes Dorothea Christiane Erxleben.
Festredner Florian Steger, Medizinhistoriker von der Uni Halle, skizzierte Leben und Werk des Geburtstagskindes Dorothea Christiane Erxleben. chris wohlfeld Lizenz

quedlinburg - Dorothea Christiane Erxleben war schon im 18. Jahrhundert das, was man heute gemeinhin eine „Powerfrau“ nennt: Sie schmiss einen Haushalt mit vier eigenen und fünf angenommenen Kindern, gab mit 25 Jahren ihr erstes Buch heraus - und brachte es als erste Medizinerin im deutschsprachigen Raum zu einem Doktortitel. Den 300. Geburtstag der Quedlinburger Ärztin, deren Name das Harzklinikum trägt, haben am Freitag die Stadt und das Krankenhaus gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben des Harzkreises im Quedlinburger Hotel Schlossmühle gefeiert.

„Viele Frauen durften damals nicht einmal Lesen und Schreiben lernen“ - daran erinnerte der Medizinhistoriker Florian Steger von der Uni Halle in seiner Festrede. Die junge Dorothea aber ließ sich von ihrem Vater, der auch Arzt war, in Naturwissenschaften, Sprachen und eben auch Medizin unterrichten. „Sie nutzte die Gunst der Stunde und las, was sie konnte.“ Steger: „Die Gleichstellung der Frau lässt sich nur über die Bildung erreichen - deswegen ist Dorothea auch heute noch so wichtig.“ Das bestätigte Staatssekretärin Anja Naumann in ihrem Grußwort: „Auch nach 300 Jahren gibt es noch Vorurteile gegenüber Frauen.“

Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) hatte zuvor betont, dass die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Harzklinikum sehr gut sei. Beide könnten gleichermaßen auf „die große Tochter der Stadt“ stolz sein. Klinikum-Geschäftsführer Peter Redemann nahm den Ball auf und sagte: „Wir sind froh, dass wir dem neu formierten Krankenhaus 2012 den Namen Dorothea Christiane Erxlebens gegeben haben.“ Diese wäre stolz auf „ihr heutiges Quedlinburg“. Andererseits würde Erxleben aber auch wollen, dass man um sie keinen Kult betreibt, ist sich Redemann sicher. Sie sei immer und vor allem für ihre Patienten da gewesen.

So solle es auch das Klinikum halten, das den Namen Erxleben trägt, sagte Landrat Martin Skiebe (CDU) in seinem Schlusswort: „Wir müssen den Dienst am Patienten in den Vordergrund stellen.“ Dabei komme es auch darauf an, Alleinstellungsmerkmale zu finden, sagte Landrat Skiebe.

Redemann nutzte die Feier auch, um das „Erxleben-Stipendium“ für Medizinstudenten vorzustellen. „Wir wollen damit jungen Medizinern den Start in ihre berufliche Zukunft erleichtern“, sagte er. Gefördert werden bis zu drei Studenten aus der Region mit einer monatlichen Summe von 450 Euro. Zusätzlich biete das Harzklinikum den künftigen Ärzten eine intensive Unterstützung ihrer praktischen Ausbildung, beispielsweise durch das Zurverfügungstellen von Praktikumsplätzen in seinen Kliniken in Ballenstedt, Blankenburg, Quedlinburg und Wernigerode. Darüber hinaus erhalten die Stipendiaten nach ihrem Medizinstudium eine Anstellung im Harzklinikum, um dort ihre Facharztausbildung zu absolvieren. Weitere Informationen dazu im Internet unter www.harzklinikum.com.

Farbe und Stimmung in die Geburtstagsfeier brachten das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode mit heiteren Musikstücken aus der Erxleben-Zeit und der Gästeführerverein Quedlinburg, dessen Mitglieder in bunten Kostümen Szenen aus dem Leben der ersten deutschen Ärztin vorspielten.

Weitere Informationen dazu im Internet unter www.harzklinikum.com. (mz)

Der Gästeführerverein zeigte einige Stücke, die das Leben Erxlebens nachspielen.
Der Gästeführerverein zeigte einige Stücke, die das Leben Erxlebens nachspielen.
chris wohlfeld Lizenz