Dixielandfestival Dixielandfestival: Quedlinburg swingt
quedlinburg - Es mag ja Leute geben, die der Zahl 13 etwas Negatives anlasten. Für die 13. Auflage des Festivals „Quedlinburg swingt“ kann man da allerdings den Gegenbeweis antreten. Weder ließen sich die Besucher von der 13 abschrecken noch zogen dunkle Wolken über dem Spektakel auf. Während es am Samstagnachmittag im Oberharz aus Eimern goss, erfreute sich Quedlinburg eines fast durchgängig guten und vor allem warmen Sonnentages. Ganz anders als im Jahr zuvor, als es gegen Abend empfindlich kühl wurde. Schon das große Eröffnungskonzert an der Marktkirche Freitagabend war mit 500 zahlenden Gästen ausverkauft.
„Nachdem wir dreimal die Stühle abgewischt hatten, hatte der Wettergott ein Einsehen“, sagte Hauptorganisator Dietrich E. König vom veranstaltenden Freundeskreis „Quedlinburg swingt“ verschmitzt. Ihm oblag ebenfalls die Moderation des Abends. Zum Publikumsliebling avancierte hier das „Clarinet & Sax Revival Quartet“ aus Stoltebühl. Mit Klassikern wie „Swing Low, Sweet Chariot“ oder „Let It Be“ der Beatles spielten sich die Herren aus Schleswig schnell in die Herzen der Zuschauer. Ein beherztes Schlagzeugsolo sorgte für frenetischen Beifall. Auch die bekannte Komposition von Kurt Weill „Und der Haifisch, der hat Zähne“ kam schmissig rüber. Und das Wetter hielt ebenfalls durch. In den Umbaupausen gab es Zwischenmusik von „Lutzemanns Jatzkapelle“- eine originelle Idee, die das Warten auf den nächsten Act stark verkürzte. Wie überhaupt das gesamte Veranstaltungswochenende nahezu perfekt organisiert war. Vom Programmheft bis zum detaillierten Internetauftritt des Vereins.
Beim Dixie-Train am Samstag, der bereits Tage zuvor ausverkauft war, startete man mit Sonne in Quedlinburg und hatte bei der Session in Silberhütte ein heftiges Gewitter. Doch dort spielen die Bands ja unter einem Dach.
Samstagabend hieß es dann Wandern zwischen den sieben Auftrittsorten, die alle mit einer großen Fahne mit dem Veranstaltungssignet kenntlich gemacht waren. Im Fischrestaurant „Hößler“ gastierten die einheimischen „Halberstädter Stadtbläser“, die unter anderem eine originelle Bearbeitung des Sailor-Hits „Girl, Girls, Girls“ zu Gehör brachten.
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Im Hotel „Goldene Sonne“ stand der Big-Band-Sound von „Pit Müllers Hot Stuff“ aus Schönau in Niederbayern im Mittelpunkt. Überall dichtes Gedränge und rare Plätze.
Großes Hallo und leichte Verwirrung herrschte, als die Quedlinburgerin Mercedes Schicker-Bock im Steakhouse „St. Nicolai“ dem Bandleader von „Wosnitza’s Little Jazz Orchestra“ zwei Gläser Erdbeermarmelade aus eigener ökologischer Herstellung übergab. Zum Dank revanchierte sich die Band mit einem Extraständchen von Satchmo Louis Armstrong - „Hallo Dolly“ -, nach dem dann auch spontan getanzt wurde. Sie sei ein Fan des Festivals, und immer, wenn sie es einrichten könne, versuche sie dabei zu sein, erklärt Frau Schicker ihre Geste. Zu den eisernen Fans gehört auch Franz Schilberg aus Herne, der an dem Quedlinburger Fest einen Narren gefressen hat. Er kommt immer wieder, „weil man hier schnell ins Gespräch kommt und dufte Musik hört“. Wer von alle den vielen Ohrenkitzeleien der Freunde der Blechblasinstrumente noch nicht genug hatte, der konnte im Kaiserhof zur Absackerparty noch bis in den frühen morgen tanzen.
Mit einem Gemeinschaftskonzert aller Bands klang das größte Dixielandfestival Mitteldeutschlands bei herrlichem Sonnenschein am Sonntag aus. Fast 5 000 Fans haben an diesem Wochenende die Fachwerkstadt beehrt, viele sind ausschließlich der Musik wegen gekommen. Doch schon bald kann es ein Wiedersehen für die Freunde der Kombination von Dixieland und Dampfbahnromantik geben, wenn es vom 18. bis 20. September den „Quedlinburger Dixieland-Herbst“ gibt. Dann heißt es wieder „Jazz in vollen Zügen“ - und es gibt auch ein Wiedersehen mit den Jungs von der „Alten Wache“ aus Potsdam, die 2014 schon für Stimmung sorgten.