Der teure Traum vom Haus Der teure Traum vom Haus: In Quedlinburg steigen die Immobilienpreise

Quedlinburg - Drinnen ausreichend Platz für alle, dazu ein eigener Garten mit viel Luft bis zum Nachbarzaun - diese Annehmlichkeiten verspricht das Einfamilienhaus. Im Schnitt müssen Kaufinteressenten dafür in Quedlinburg 150.000 Euro bezahlen.
Das haben die Landesbausparkassen (LBS) in der diesjährige Auflage ihrer Studie zur Entwicklung der Preise auf dem Immobilienmarkt ermittelt.
Auf Grundlage einer Umfrage unter den hauseigenen Vermittlern vergleichen sie darin rund 1.000 deutsche Orte und Städte.
Regional gelesen liegen die Preise in der Welterbestadt bei mittleren Werten.
Eigenheime teurer als zuvor
Ein gebrauchtes Einfamilienhaus schlägt in Halberstadt (150.000 Euro) und Aschersleben (145.000 Euro) durchschnittlich mit ähnlichen Kosten zu Buche, ist in Blankenburg (120.000 Euro) aber spürbar günstiger.
In Wernigerode (250.000 Euro) hingegen zahlen Käufer deutlich mehr.
Die Preis-Tendenz zeigt gleichwohl auch in Quedlinburg nach oben. Gegenüber der Erhebung des Vorjahres haben sich die frei stehenden Eigenheime vor Ort laut LBS um sieben Prozent verteuert.
Gebrauchtes Haus ab 180.000 Euro
Nach Einschätzung der Harzer Volksbank und Sallier Immobilien GmbH liegen die Kosten hier sogar noch höher.
„Je nach Größe und Ausstattung kostet ein gebrauchtes Einfamilienhaus in Quedlinburg zwischen 180.000 und 250 000 Euro“, so Sprecherin Anabel Zwerschke.
Wegen großer Nachfrage und geringem Angebot hätten sich die Preise nach oben bewegt.
Preisgefüge steigt an
Da sind Harzer Volksbank und Harzsparkasse einer Meinung. „Generell gehen die Immobilienpreise aufgrund des billigen Geldes nach oben“, sagt Heiko Elschner, Vorstandsmitglied der Harzsparkasse.
Wegen des niedrigen Leitzinses der Europäischen Zentralbank werden Zahlungsmittel schon seit längerem ohne größere Kosten geliehen, respektive ohne nennenswerten Ertrag verliehen.
Kaufinteressenten würden die Chance nutzen, um einen Kredit aufzunehmen und auch Sparer sich nach Alternativen umsehen, die Nachfrage entsprechend zulegen.
„Wir gehen davon aus, dass die Preise deshalb steigen“, so Elschner.
Seit Fünf Jahren steigen Preise
Constanze Sack kann diese Entwicklung bestätigen. Sie ist Geschäftsführerin der Weber Immobilien GmbH, vermittelt mit dem Quedlinburger Maklerbüro Gebäude in der Welterbestadt.
„Diesen Markt verzeichnen wir, seit der Zinssatz so niedrig ist“, berichtet sie.
Seit fünf Jahren stiegen die Preise, und so lange das Zinsniveau ähnlich bliebe, werde dies auch so weitergehen.
„Die Zukunft verläuft hier eins zu eins mit dem Kapitalmarkt“, so Sack.
Bauland ist aber günstiger geworden
Doch nicht überall spiegelt die Umfrage der LBS diesen Trend wider.
Erschlossenes Bauland etwa sei in Quedlinburg gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent günstiger geworden, im Vergleich zu Blankenburg (50 Euro pro Quadratmeter), Halberstadt (60) und Aschersleben (70) mit durchschnittlich 90 Euro gleichwohl immer noch relativ teuer.
Gebrauchte Eigentumswohnungen hätten sich mit im Schnitt 800 Euro pro Quadratmeter um sechs Prozent verbilligt und neu gebaute Reihenhäuser seien mit durchschnittlich 120.000 Euro gar um ein Viertel im Preis gefallen.
Wo gibt es die Reihenhaus-Neubauten?
Nur: Wo genau diese günstigen Reihenhaus-Neubauten in der Welterbestadt zu finden sind, bleibt ungewiss.
„Uns ist nicht bekannt, wo in Quedlinburg in den letzten Jahren derartige Komplexe entstanden sind“, teilt Volksbank-Sprecherin Zwerschke mit.
Auf dem Galgenberg sei zwar 2016 ein Areal für Neubauten erschlossen worden, dort fänden sich aber nur frei stehende Familienhäuser. Die Grundstücke kosteten zudem 100 Euro pro Quadratmeter.
Auch die Harzsparkasse kann auf Nachfrage nicht aufklären, welche gebrauchten Reihenhäuser die LBS-Studie konkret identifiziert hat.
Alles wird sich wieder einjonglieren
Maklerin Constanze Sack würde das ebenfalls interessieren. „Wo genau gibt es diese neu gebauten Reihenhäuser?“, fragt sie.
In den Neubausiedlungen seien die Preise jedenfalls alles andere als günstig.
Ein Stück weit will sie Kaufinteressenten bei aller Niedrigzins-Politik aber doch beruhigen.
„Ewig können die Preise nicht weitersteigen, das wird sich um den jetzigen Pegel einjonglieren“, sagt sie.
Spätestens wenn zu einem normalen Zinssatz zurückgekehrt werde, würden die Kosten für Immobilieninteressenten wieder sinken. Denn die Preise könnten stets nur jene sein, die ein Käufer zu zahlen bereit sei. (mz)