Das Klicken der Handschellen und ein kleiner Polizei-Teddy
Quedlinburg/MZ. - Die 30-Jährige durfte für ein paar Stunden den Beamten bei ihrer Arbeit zusehen, sich alles erklären und vorführen lassen. Die Quedlinburger Beamten, die Nicole und ihren Begleiter Thomas Klotowski (42) bereitwillig durch ihre Dienststelle führten und ihre Aufgaben erklärten, waren doch ein wenig über das Interesse ihrer beiden Besucher überrascht, was die Polizeiarbeit betrifft.
Der Traum, irgendwann im Leben in einem Polizeirevier "rumschnüffeln" zu dürfen, rührt aus einem Kindheitswunsch Nicols her. Mit 16 Jahren entschloss sie sich, Polizistin zu werden. Allerdings wurde ihr ärztlicherseits abgeraten. Denn seit dem fünften Lebensjahr leidet sie an Epilepsie. Und die Krankheit wurde immer schlimmer, so dass der Traum vom Polizistendasein platzte. Heute arbeitet sie in der Behindertenwerkstatt der Pfeifferschen Stiftung in Magdeburg.
Vom Beruf einer Polizistin ist sie so fasziniert, dass sie alles sammelt, was es von und über die Polizei gibt. Und zum Fasching geht sie immer als Polizistin - seit Jahren. "Ich sehe mir auch alle Serien mit Polizisten an, oder Filme, die irgendwie mit der Polizei zu tun haben", sagte sie lachend. Das sei ihre eigene Welt. Zwar hatte die in Hadmersleben geborene Nicole schon einmal versucht, das Polizeirevier in Oschersleben zu besichtigen, doch kam es nie zu einer Einladung. So schrieb sie an die Quedlinburger Beamten und trug ihre Bitte vor. "Ich habe den Brief gelesen und sie dann einfach eingeladen", sagte Anett Wernicke, Polizeirätin und amtierende Revierleiterin in Quedlinburg. Ob es üblich ist, dass Privatpersonen Einlass gewährt wird? "Üblich oder nicht, das ist egal, ich wollte ihr den Wunsch erfüllen", sagte die Polizeirätin.
Nach einem ersten Abstecher beim Erkennungsdienst wurden Nicole und ihrem Partner die üblichen Einsatzmittel der Polizei gezeigt - von der Schutzausrüstung bis hin zu den verschiedenen Schlagstöcken. Etwas unangenehmer war es allerdings, als sie das Klicken der Handschellen an ihren Handgelenken vernahm und das kühle Metall spürte. Und es wurde seitens der Beamten auch ein wenig gefrotzelt: "Die Schlüssel sind weg." Doch Nicole nahm es gelassen und wartete mit den Händen auf dem Rücken auf ihre Befreiung.
Dann ging es in die Polizei-Leitzentrale, wo alles aufläuft und koordiniert wird. Dort erklärten Polizeihauptkommissar Rolf Kliefoth und Polizeimeisterin Diana Knöfler, was dort alles zu tun und einzuleiten ist. Zum Dank bekamen die beiden Beamten einen kleinen Blumentopf geschenkt. Und als Erinnerung an das Quedlinburger Revier erhielt Nicole einen Polizei-Teddy, der bei einer Blitztaufe den Namen "Paul West" bekam. "Ich kannte mal jemanden mit diesem Namen, den ich sehr mochte", begründete sie ihre Namenswahl. So ist der kuschelige Paul West nun ihr neuer Begleiter und wird abends beim Fernsehen neben ihr sitzen.