«Das Gift von der Straße bekommen»
Halle/MZ. - "Die Ermittler haben akribische Feinarbeit in einer für Polizisten schwierigen Zeit geleistet", lobt Kriminaloberrat Guido Sünnemann, Leiter des Revierkriminaldienstes Harz, die Arbeit von Holger Eheleben, Erster Kriminalhauptkommissar und Sachgebietsleiter Jugendkriminalität, und seiner Mitstreiter. Ihnen gelang am Montag die Sicherstellung der bisher größten Menge Kokain im Harz.
Polizei will nicht locker lassen
am Dienstag traten die Kriminalisten mit ihren Ermittlungsergebnissen vor die Öffentlichkeit. Der Fund von knapp einem Kilo Kokain signalisiere, dass es dafür auch Konsumenten gibt. Holger Eheleben machte klar, dass die Polizei auf diesem Gebiet nicht locker lassen werde. "Wir wollen das Gift von der Straße bekommen." Doch er habe das Gefühl, dass die Ermittler einer Hydra gegenüberstehen: Kaum ist ein Kopf abgeschlagen, wachsen neue nach.
Der Ermittlungserfolg der für Betäubungsmittelkriminalität zuständigen Beamten hat seine Wurzeln im März 2008. Damals nahmen sie in Blankenburg einen Dealer mit einer größeren Menge Drogen fest. Die Spur führte letztlich zu dem 29 Jahre alten beschuldigten Deutschrussen aus Wernigerode. Die Polizeibeamten durchsuchten am Montag, unterstützt von einem Rauschgiftspürhund des Zentralen Einsatzdienstes der Polizeidirektion Nord, die Wohnung des Mannes. Dabei fanden sie ohne große Mühen das Rauschgiftpaket sowie mehrere tausend Euro Bargeld. Auch die Verhaftung des voll Erwerbstätigen vollzog sich nicht filmreif in spektakulärer Weise. "Er erschien mit seinem Anwalt beim Amtsgericht, wo eine Haftrichterin einen Haftbefehl gegen ihn erließ", so Sünnemann. Der Beschuldigte befinde sich in der Justizvollzugsanstalt Dessau.
Konspirative Methoden
Wie die Polizeibeamten genau auf die Spur des nicht einschlägig vorbestraften, eher unauffällig agierenden Mannes kamen, darüber schwiegen sich die Kriminalisten aus. "Unsere Arbeit ist sehr facettenreich und erfordert viele Ideen. Dabei wird die komplette Klaviatur dessen genutzt, was die Strafprozessordnung zulässt. Ja, auch konspirative Methoden."
Beim gefundenen Kokain handelt es sich nach Angaben aus dem Landeskriminalamt um ziemlich gute Ware. Der Reinheitsgrad liege bei 65 Prozent. Für diese "Schickimicki-Droge" zahle man bis zu 70 Euro pro Gramm, oder es werde minderwertig mit Milchpulver oder Stärke "heruntergestreckt". So könne man von einem Schwarzmarktwert von rund 200 000 Euro ausgehen. Nach Einschätzung der Kriminalisten gibt es in der Nordharzregion keine offene Drogenszene, jedoch eine Reihe von Konsumenten, "die eine klassische Drogenkarriere vom Haschisch zum Heroin hingelegt haben."