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200.000 Euro Minus Corona-Pandemie hat Frenzel's Reisen bad Suderode schwer getroffen: Linienbusfahrten und Soforthilfe vom Land "haben uns erstmal gerettet"

Von Petra Korn 09.05.2020, 12:56
Heiko Frenzel hofft, dass sich die leeren Sitzreihen in seinen Reisebussen bald wieder füllen.
Heiko Frenzel hofft, dass sich die leeren Sitzreihen in seinen Reisebussen bald wieder füllen. Dominique Leppin

Bad Suderode - Eigentlich wäre am Dienstag ein Reisebus mit einer Schulklasse an der Ostsee, ein anderer wäre nach Altenau gefahren, der dritte hätte am Donnerstag eine Reisegruppe nach Passau zum Start ihrer Schiffskreuzfahrt gebracht. Am Freitag wäre es für drei Tage zum Hafengeburtstag nach Hamburg gegangen, nächste Woche in die Masuren.

Doch alle diese und viele weitere Termine am eigentlich prall gefüllten großen Wandkalender im Büro von „Frenzel’s Reisen“ in Bad Suderode sind mit einem roten Kreuz durchgestrichen. „Es ist alles weggebrochen. Seit dem 13. März ist alles storniert, teilweise bis September“, sagt Inhaber Heiko Frenzel.

Mit einem Bus hat der Unternehmer sein Geschäft 2001 begonnen

Im Jahr 2001 hat der heute 41-Jährige sein Unternehmen gegründet - „mit einem Bus im Reiseverkehr“. Später begann er mit seiner Firma, zudem im Schulbusverkehr zu arbeiten und seit drei Jahren auch im Linienverkehr.

Der Fahrzeugbestand wuchs; heute gehören dazu drei große Reisebusse - darunter zwei erst 2017 funkelnagelneu gekaufte - und ein kleiner, zwei Linienbusse, drei Kleinbusse und ein Pkw. Die Auftragsbücher, sagt Heiko Frenzel, seien voll gewesen.

Dann sei Corona gekommen - und mit der Pandemie Stornos für Aufträge schon jetzt im Umfang von 190.000 Euro. „Und das war noch nicht das Letzte“, schätzt der Firmenchef ein, dass auch so manche Klassenfahrt, auf die jetzt noch gehofft wird, nicht stattfinden können wird.

Die fünf Busfahrer und die Disponentin musste Frenzel in Kurzarbeit schicken

Eine solche Situation hätte er sich nicht vorstellen können, sagt Heiko Frenzel. Seine fünf Reisebusfahrer habe er in Kurzarbeit schicken müssen, ebenso die Disponentin - „es kommen ja nicht mal mehr Anfragen rein für dieses Jahr“ -, für die Aushilfen gebe es momentan keine Arbeit. Die Reisebusse seien abgemeldet.

„Wir hatten noch ein bisschen Glück, da wir noch zwei Linienbusse haben“, sagt Heiko Frenzel; mit denen sei sein Unternehmen im Auftrag der Harzer Verkehrsbetriebe im - zwischenzeitlich auch ausgedünnt gewesenen - Linienverkehr unterwegs. „Dadurch hatten wir wenigstens einige wenige Einnahmen.“

Und nun sei wieder etwas Schülerverkehr hinzugekommen: Am Dienstag seien zwei der normalerweise fünf Fahrzeuge im Einsatz gewesen, so dass zwischenzeitlich ebenfalls stillgelegte Kleinbusse wieder angemeldet werden konnten, sagt der Firmenchef. Er selbst und seine Frau Stefanie, die sich sonst auch um die Buchhaltung kümmert, übernehmen diese noch wenigen Touren.

Linienbus-Fahrten und Soforthilfe vom Land „haben uns erstmal gerettet“

Die Linienbus-Fahrten und die Soforthilfe, die er für sein Unternehmen beantragt und erhalten habe, „das hat uns erst einmal gerettet. Und ich hoffe, dass wir uns mit den Schulbusfahrten am Leben erhalten können“, so Heiko Frenzel.

Doch in nicht einmal zwei Wochen begännen die zweiwöchigen Pfingstferien, danach seien es noch einmal eineinhalb Monate bis zum Start der Sommerferien. Und ab Juli seien auch die derzeit bei der Bank gestundeten Raten für Kredite für den Grundstücks- oder Buskauf wieder zu zahlen, sagt der Firmenchef.

Er schätzt ein: „Wenn bis Mitte Juli der Reiseverkehr nicht wieder anläuft, dann wird es eng.“ Wenigstens innerhalb Deutschlands, auch wenn diese Ziele in der Vergangenheit „nur das Wenigste gewesen“ seien, erklärt Heiko Frenzel, der mit seiner Firma als Subunternehmen für ein großes Reiseunternehmen europaweit unterwegs gewesen ist.

„Wir müssen sehen, was wird - und irgendwann wissen, wann wir wieder fahren können.“ Der Unternehmer hofft, die Zeit bis dahin auch dank des zweiten Standbeins seiner Firma überstehen zu können. (mz)