Clips halten drei Flügel Chefarzt Dr. Sven Fischer berichtet über den Eingriff am Herzen
Erste Patientin am Harzklinikum in Quedlinburg erhält moderne Therapie wegen undichter Herzklappe.

Quedlinburg/MZ - Erstmalig ist am Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben in Quedlinburg einer Herz-Patientin ein sogenannter Tricuspidalklappen-Clip implantiert worden, teilt Kliniksprecher Tom Koch mit.
Ein solcher Clip wird verwendet, um eine undichte Herzklappe auf der rechten Herzseite abzudichten. Das Harzklinikum zählt damit zu den drei Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt, neben zwei Magdeburger Häusern, das diese schonende Therapieform anbieten kann, sagt Dr. Sven Fischer als Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie sowie Leiter des Herzzentrums Harz.
Von Luftnot über eine geringere Leistungsfähigkeit bis zu lebensbedrohlichen Wasseransammlungen in der Lunge, im Bauch und den Beinen – solche Auswirkungen kann eine undichte Herzklappe haben, so der Kardiologe. Herzklappen wirken wie eine Art Ventil, damit das Blut nicht in die falsche Richtung strömt. „Sind diese nicht mehr richtig dicht, sprechen wir von einer Herzklappeninsuffizienz“, so der erfahrene Herzspezialist. Diese Insuffizienz kann das Herz und seine Leistung schwächen.
Operation am offenen Herzen
Da betroffene Frauen und Männer meist ein fortgeschrittenes Alter aufweisen und an weiteren Erkrankungen leiden, ist in vielen Fällen eine aufwendige Operation am offenen Herzen zu gefährlich. „Deshalb hat sich seit einigen Jahren das Mitralklappen-Clipping etabliert, eine schonende Behandlungsmethode – auch bei uns am Harzklinikum“, erklärt Fischer. Diese wird genutzt, um die Mitralklappe in der linken Herzseite abzudichten. Eine Insuffizienz kann aber auch auf der rechten Seite auftreten – an der sogenannten dreiflügeligen Trikuspidalklappe.
Diese Herzklappe verfüge über „eine äußert komplizierte Klappenstruktur. Die Segel sind nahezu durchsichtig und deutlich verletzlicher als jene der Mitralklappe“, beschreibt der Chefarzt die Herausforderung für die behandelnden Ärzte. Und fügt hinzu: „Zudem liegen die Segel der Trikuspidalklappe nicht in einer Ebene. Das erschwert die bildliche Darstellung des Herzens mithilfe der sogenannten Echokardiografie deutlich“, so der Mediziner weiter. Bei dem Eingriff ist die millimetergenaue und räumlich korrekte Position des Clips von entscheidender Bedeutung. Deshalb wird die Trikuspidalklappe per sogenanntem Schluck-Herzultraschall auf einem Monitor dargestellt. In dem jetzt erstmals in Quedlinburg angewendeten Verfahren werden jeweils zwei der drei Klappensegel über einen sogenannten Clip miteinander verbunden.

Erster Tricuspidalklappen-Clip
Die Trikuspidalklappe ist wesentlich seltener von einer Klappenerkrankung betroffen, als die verwandte zweiflügelige Mitralklappe. Laut Fischer waren lange Jahre die therapeutischen Möglichkeiten bei deren Insuffizienz vor allem auf medikamentöse und in eher seltenen Fällen auf chirurgische Verfahren, wie die Rekonstruktion oder den Ersatz der Klappe, beschränkt. Das zunächst für die Mitralklappe konzipierte Clippingverfahren hat sich als derzeit beste Technik auch für die Trikuspidalklappe etabliert. „Wir haben einer 75-jährigen Patientin den ersten Clip für die Trikuspidalklappe in unserer Klinik implantiert“ so Fischer. Nach diesem erfolgreichen Eingriff kann ihr Herz das Blut wieder in die richtige Richtung pumpen, und die Symptome gehen zurück.
Bereits seit 2015 verfügt seine Quedlinburger Klinik über einschlägige Erfahrungen in der Reparatur der Mitralklappe durch das Clipverfahren. Das Anwenden dieser neuen Methode bedeute daher zugleich die Fortführung der langjährigen hochmodernen Herz-Medizin am Harzklinikum. „Die Methode des Trikuspidal-Clippings ist quasi die gleiche wie beim Mitral-Clipping, sodass wir unsere in den vergangenen Jahren gewonnene Expertise dabei gut nutzen können“, urteilt der Chefarzt.
Schonende Behandlung
Bei dem sogenannten minimalinvasiven Eingriff zur Reparatur dieser Herzklappen wird ein Katheter über die Leistenvene bis zur rechten Herzklappe vorgeschoben. Über diesen Katheter wird der Clip in die Trikuspidalklappe geführt. Die Ränder der undicht gewordenen Klappensegel werden mit diesem Clip wie mit einer Klammer fixiert und abgedichtet. „Für viele ältere Patienten bedeutet dieses risikoarme, minimalinvasive Verfahren anstelle einer Operation am offenen Herzen häufig die einzige Chance, eine Verbesserung ihrer Lebensqualität zu erreichen“, erklärt Chefarzt Sven Fischer.