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Buntes Kaufhaus an der Null

Von Andreas Bürkner 10.08.2008, 18:01

Quedlinburg/MZ. - "Wir wollen damit Quedlinburg als Einkaufsstadt noch attraktiver gestalten", begründet Renate Kaczor das Anliegen der organisierenden Kaufmannsgilde. "Zugleich bedanken wir uns bei den Einheimischen für die Treue, weshalb wir auf Eintritt verzichten", sagt die Gilde-Chefin. Doch nicht nur die Quedlinburger kamen bei der achten Auflage des Gildefestes am Wochenende zum Schauen und Kaufen, auch Besucher aus nah und fern zog es in die Innenstadt, wenn auch nicht immer planmäßig.

Ständig fotografiert

So gerieten die Hobbykegler von "Müde Kugel" aus dem sächsischen Radeburg, die ihren traditionellen Wochenendausflug diesmal im Harz verbrachten, am Samstag eher zufällig ins Gildefest. "Eigentlich wollten wir die Stadt besichtigen, aber so ist es auch schön", schwärmten die Herren mittleren Alters über ausreichend Stände rund um die Null und von der Gildefee. Die heißt Sarah Urbaniak und kommt aus Thale. "Meine Freunde haben mir ein ganz schön stressiges Wochenende beschert", gestand die 18-Jährige, denn die hatten ihr geraten, sich als Kandidatin zu melden. "Doch es hat auch seine guten Seiten", kam ihr die Situation auch "irgendwie luxuriös" vor: Überall wurde sie herumgereicht, ständig fotografiert oder von verschiedenen Geschäften für Werbeaktionen eingespannt. Auch Clown Lory, der in der Steinbrücke Luftballons für die Kinder knotete, assistierte Sarah, die gerade ihre Kosmetikerinnen-Ausbildung abgeschlossen hat.

"Dafür habe ich von den Händlern aber Geschenkgutscheine bekommen", genoss sie ihre neue Rolle, die sie noch bis 2009 innehat. So blieb es auch nicht aus, dass sie sich auf den erstmals fünf Bühnen zeigen musste, auf denen ein abwechslungsreiches Programm für alle Altersgruppen geboten wurde, wie der große Besuch vor allem an den Abenden bewies. Besonders irisch ging es auf der kleinen Bühne am Kornmarkt zu, zu genießen waren echtes Guinness und handgemachte Folkmusik. Auf dem Areal an der Ecke Steinbrücke / Carl-Ritter-Straße präsentierten zur Modeschau der Firma Bonita einheimische Models Kleider und Kombinationen aus der naheliegenden Boutique, benutzten aber auch Accessoires oder Brillen benachbarter Verkaufseinrichtungen. Der Quedlinburger Carnevalsverein bot auf seiner Bühne neben einem eigenen Programm vor allem den städtischen Vereinen eine Plattform, konnte aber auch den Harzer Jodelmeister Andreas Knopf anlocken.

Gilde ist zufrieden

Auf dem Bungeetramp am früheren Landratsamt herrschte ebenso Andrang wie beim THW, das mit Kistenstapeln den Nachwuchs anlockte. Lust auf die sportlichen Angebote am Schützenhaus hatten allerdings diesmal nur wenige. Auch den Marktschreiern gelang es nur bedingt, ihre Produkte an den Mann zu bringen, weil sie Mühe hatten, die vielen einzelnen Festbesucher zu größeren Ansammlungen zusammenzubringen. Eine Seniorengruppe aus Bayern, die vor dem Besuch der Welterbestadt nichts vom Fest wusste, war weniger angetan vom Trubel: "Es ist schade, dass die Innenstadt mit so vielen primitiven Angeboten zugestellt wurde", bedauerte eine ältere Dame, die ihren Namen nicht verraten wollte, und hatte vor allem den Trödelmarkt im Steinweg und die Billighändler in der Heiligegeiststraße im Auge. Das passe nicht zur Stadt, schlossen sich andere an, verärgert über das eingeschränkte Besuchsprogramm.

Viele aber waren von den Angeboten im bunten Kaufhaus und den abendlichen Programmen angetan, auch Renate Kaczor war zufrieden mit dem Fest und betonte: "Immerhin organisieren wir das alles ehrenamtlich." Bis zuletzt musste sie noch Lose für die Tombola in die Läden bringen, so groß war das Interesse an den Preisen, die erst Sonntagnachmittag verlost wurden.