Bonhoeffer-Kirche in Friedrichsbrunn Bonhoeffer-Kirche in Friedrichsbrunn: Gezwitscher bei der Andacht
Friedrichsbrunn/MZ - Die einzige Granitsteinkirche des Ostharzes steht in Friedrichsbrunn. „Das ist kein Zufall“, erinnert sich Friedrichsbrunns Bürgermeister Jürgen Zehnpfund. Das erste Gotteshaus als schlichte Holzkirche entstand 1775. Da wurde nämlich das Kolonistendorf Friedrichsbrunn von Friedrich dem Großen gegründet. Es bestand aus 53 Häusern mit 184 Einwohnern. Bereits 1796, durch die für das Bauen nicht geeigneten Hölzer, fingen die Häuser im Ort allerdings an zu verfallen. Die Witterung setzte den Kirchen des Kolonistendorfes stets zu.
Trotz notdürftiger Reparaturen wurde die baufällige Kirche 1878 polizeilich geschlossen und ein Jahr später abgerissen, kann in der Chronik nachgelesen werden. Die Friedrichsbrunner wollten nun wohl etwas Beständiges und Stabileres haben, sagte Zehnpfund mit Blick auf die Granitsteinkirche.
33 Meter hohe Kirchturm mit Uhr und Glockenstuhl
Am 16. September 1880 wurde sie feierlich eingeweiht. Der 33 Meter hohe Kirchturm mit Uhr und Glockenstuhl wurde aber erst 1896 gebaut. Einen Namen hat die Friedrichsbrunner Kirche erst zur 100-Jahr-Feier der Kirchturm-Einweihung bekommen und heißt seitdem Bonhoeffer-Kirche. Die Familie Bonhoeffer, zu der der am 9. April 1945 hingerichtete Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer gehörte, hatte im Erholungsort ein Ferienhaus.
Mit der Zeit haben die Malereien gelitten. Bei einer Renovierung um 1970 wurden die Malereireste wie alle Wände der Kirche schlicht weiß getüncht. Bei diesem Anlass erhielt die Kirche auch den Altar und Taufstein aus Granitsteinmauerwerk. „Die Kirche muss innen wieder dringend renoviert werden“, sagte Rosemarie Zehnpfund. „Dafür brauchen wir dringend Fördermittel“, sagte sie. Seit 1996 ist sie ehrenamtliche Organistin im Ort. Übrigens: Von der St. Catharinen-Kirche in Magdeburg konnte 1882 die erste Orgel gekauft werden. Rosemarie Zehnpfund weiß auch so manche Begebenheit in und um die Kirche zu berichten. Als nämlich noch die Fenster defekt waren, konnten so die Vögel ins Kircheninnere gelangen und zwitscherten während des Gottesdienstes munter los.
Doch auch in der Granitsteinkirche ging es nicht ohne Reparaturen. In der Geschichte der Kirchen Friedrichsbrunns ist immer wieder von Schäden die Rede, die dringend beseitigt werden mussten. Bereits sieben Jahre nach der Fertigstellung des Neubaus wird von der Renovierung nach einem Schwammbefall berichtet, kurz darauf von ersten Rissen im Mauerwerk.
Als der Kirchturm 1896 endlich gebaut werden konnte, war die Kirche bereits 16 Jahre alt. Die große Glocke musste im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen, die kleinere Glocke konnte die Gemeinde trotz der Beschlagnahme behalten werden. 1925 wurde die Neuanschaffung einer großen Bronzeglocke beschlossen, die in Klang und Größe der eingeschmolzenen Glocke glich und in Apolda gegossen wurde, weiß der Bürgermeister zu berichten.
40 Kilogramm Orgelpfeifen
Über die Orgel wird berichtet, dass sie 1911 durch den Orgelbauer Röver aus Hausneindorf renoviert worden ist, wobei die hohen Kosten von 2.500 Talern einen Neubau vermuten lassen. Die Orgelpfeifen sollten aber nicht lange Musik erklingen lassen. 40 Kilogramm Orgelpfeifen mussten neben Glocke und Blitzableiter für Kriegsbedürfnisse abgeliefert werden. 1940 wurde die Orgel wieder völlig erneuert. Nach einer in diesem Jahr erforderlichen Reparatur erklingt die Orgel nun in voller klanglicher Schönheit.
Noch vor wenigen Jahren wehte im Winter der Schnee auf den Dachboden rein und verursachte beim Tauen Feuchtigkeitsschäden, die bis zum Schwamm reichten. Auch die einst aufgestellten Öfen trugen dazu bei, dass durch die Kombination von Granitstein und Wärme Feuchtigkeit ins Mauerwerk gezogen wurde.
1997 konnte mit Hilfe der Spendenaktion „Ich schenke der Bonhoeffer-Kirche Ziegel aufs Dach“ das kaputte Kirchendach erneuert werden. Die inzwischen verstorbene Pfarrerin Wanda Krüger hatte die Aktion initiiert.