1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Bildung in Friedrichsbrunn: Bildung in Friedrichsbrunn: Harzer protestieren gegen Schulschließung

Bildung in Friedrichsbrunn Bildung in Friedrichsbrunn: Harzer protestieren gegen Schulschließung

Von andreas Bürkner 30.03.2014, 18:12
Friedrichsbrunner, Allröder und Güntersberger protestieren gegen die angedrohte Schließung ihrer Grundschule.
Friedrichsbrunner, Allröder und Güntersberger protestieren gegen die angedrohte Schließung ihrer Grundschule. chris wohlfeld Lizenz

Friedrichsbrunn /MZ - „Es geht immer nur ums Sparen, aber an die Kinder denkt niemand“, sagte Friedrichsbrunns Bürgermeister Jürgen Zehnpfunds während der Protestaktion, die Hunderte Menschen auf den Schulhof versammelte. Lautstark haben die Friedrichsbrunner, Allröder und Güntersberger am Freitag ihren Unmut über die angedrohte Schließung ihrer Grundschule durch das Schulamt Sachsen-Anhalts geäußert. Jürgen Zehnpfund: „Dass es hier um Menschen geht, haben sie beim ständigen Reden vom Geld völlig vergessen.“

„Die Politik des Landes mit der fortlaufenden Schließung von Schulen auf dem Lande ist ein Skandal und hat nichts mehr mit Regieren im Sinne der Bürger zu tun, die sie gewählt haben“, findet die Vorsitzende des Schulfördervereins Stefanie Riedel. „Da werden Argumente angeführt, wie mangelnde Qualität und zu geringe Angebote. Die Praxis zeigt aber, dass Unterrichtsausfälle sogar besser kompensiert und Lernziele in kleinen Schulen besser erfüllt werden, weil für die Kinder eine individuelle Betreuung möglich ist.“

"Friedrichsbrunn wird bunt"

Wochenlang hatten Schüler, Eltern und Pädagogen einen Aktionstag „Unsere Schule wird bunt – Friedrichsbrunn wird bunt“ gegen Schließungen kleiner Grundschulen vorbereitet. Wenige Tage vor dem Termin wurden sie vom Ende der eigenen Schule überrascht.

Gisela Dippe aus Friedrichsbrunn, die gleich drei Enkel in der Grundschule in guten Händen weiß, fordert: „Die Schule muss weiterhin bleiben! Sie ist ein wichtiger Faktor, ohne sie wird auch der Ort sterben.“

Auch Vater Daniel Loeffler ist enttäuscht von der Landespolitik. Statt den ländlichen Raum zu erhalten und zu entwickeln, werde er völlig vernachlässigt. Er sieht darin sogar einen Betrug am Wähler. „Auch in der Koalitionsvereinbarung steht etwas anderes.“ Er zweifelt ebenso wie Zehnpfund am „gesunden Menschenverstand der Mitarbeiter des Schulamtes und des Ministers“, die lieber Sechs- bis Zehnjährige über weite Strecken durch die Landschaft scheuchen wollten, statt ihnen Unterricht in Wohnortnähe zu ermöglichen. „Dabei sind die Kinder unsere Zukunft.“

Stefanie Riedel prangerte auch den Schulweg mit dem Bus an, weshalb die Kinder viel früher aufstehen, teils ohne Fußwege und im Winter durch den tiefen Schnee zu ungeschützten Haltestellen stapfen müssten. „Das wird Folgen für das Lernen haben.“

"Der im Kreistag beschlossene Plan zur Schulentwicklung wird von uns nicht geändert"

Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) sieht keine Notwendigkeit, an den bisherigen Planungen des Landkreises zu rütteln. „Sie sieht den Bestand der Friedrichsbrunner Schule bis 2017 vor. Dabei bleibt es.“ Er habe nach einem Gespräch mit Landrat Martin Skiebe (ptl.) Rückendeckung bekommen, der ihm sagte: „Der im Kreistag beschlossene Plan zur Schulentwicklung wird von uns nicht geändert.“ Am Dienstag soll es ein Gespräch mit dem Schulamt des Landes in Thale geben.

Als Begründung für den Erhalt brachte Balcerowski die vom Schulamt verwendete Sonderregel von bevölkerungsarmen Gegenden nur für den Norden des Landes an. „Solche Bereiche gibt es auch im Harz.“ Er fragt sich deshalb: „Warum wird mit unterschiedlichem Maß herangegangen?“

Harzgerodes Bürgermeister Jürgen Bentzius (SPD) stellte sich den Protesten, obwohl er für Unruhe gesorgt hatte. Durch einen Fehler in seiner Verwaltung wurden im Dezember 2013 die Eltern in Güntersberge schriftlich zum Anmelden ihrer Kinder für das Schuljahr 2015/16 in der Grundschule Harzgerode aufgefordert, obwohl der Ort per Vereinbarung von Thale und Harzgerode zum Einzugsbereich der Friedrichsbrunner Schule gehört. Sowohl Bentzius als auch Balcerowski haben sich bei den Eltern entschuldigt - ohne die Verwirrung endgültig beseitigt zu haben.

Die Plakate machen den Unmut der Friedrichsbrunner deutlich.
Die Plakate machen den Unmut der Friedrichsbrunner deutlich.
chris wohlfeld Lizenz