Besondere Spende Besondere Spende: Tierpark Thale erhält 50.000 Euro

Thale - Für den Tierpark Hexentanzplatz in Thale sind es außergewöhnliche Ostern: Das Team um Tierparkchef Uwe Köhler darf sich über die Übergabe einer ganz besonderen Spende in Höhe von 50.000 Euro freuen. Das Chemnitzer Ehepaar Wolfgang und Rosemarie Trost löste mit der Spende gewissermaßen ein Versprechen ein. Sein Onkel Günter Trost hatte vor seinem Tod im März 2015 testamentarisch verfügt, dass diese Summe dem Tierpark Thale zugutekommen soll.
Anfangs erfreut, aber auch skeptisch
„Spenden, auch größere Beträge, erhalten wir erfreulicherweise immer mal wieder“, erzählte Brunhild Wöhlbier, Vorsitzende des Fördervereins des Tierparks Hexentanzplatz. „Aber dass jemand uns mit einem Erbe bedenkt - das ist schon eine besondere Ehre.“ So wundert es kaum, dass Uwe Köhler ob der Nachricht anfangs zwar erfreut, aber durchaus skeptisch war: „Ich dachte, warten wir mal ab, womöglich bleibt es bei diesem einen Anruf, aber gehofft habe ich natürlich schon“, berichtete der langjährige Tierparkleiter von den Anfängen der spannenden Geschichte.
Nach der Übergabe des symbolischen Schecks zeigte sich Wolfgang Trost natürlich interessiert, was mit der Zuwendung seines im Alter von 80 Jahren verstorbenen Onkels passiert; dieser wurde in Thale geboren und hatte viele Jahre im Eisenhüttenwerk gearbeitet. Vorgaben oder Bedingungen, an die das Erbe gebunden ist, waren mit dem Testament nicht festgelegt worden. Im Tierpark gibt es klare Pläne: „Das Geld ist quasi schon wieder alle“, scherzte Köhler.
Nie dagewesene Attraktion
Bereits seit fast vier Jahren ist man dabei, eine bisher im Tierpark nie dagewesene Attraktion zu errichten – ein großes Streichelgehege mit Stall und Außenanlage, in dem Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen und Co. in Zukunft ihr Zuhause haben werden. Das achteckige Stallgebäude, eine Fachwerkkonstruktion mit Lichtkuppel und verschiedenen Innenställen, ist bereits fertig. Neben tierschutzrelevanten Faktoren habe man versucht, „auch optisch etwas aufzuwerten“, erläuterte der Tierparkchef. So sei der Fachwerkbau zwar etwas teurer, aber dafür auch ein echter Blickfang.
„Wir haben immer nur so weit gebaut, wie das Geld reichte“, sagte Brunhild Wöhlbier. Zusammen mit rund 40 weiteren Mitgliedern setzt sie sich seit 1998 dafür ein, den Tierpark bei Projekten rund um die artgerechte Haltung der heimischen Tierwelt zu unterstützen. So sind in den vergangenen fünfzehn Jahren unter anderem Wolfsrevier, Bärenwald und Luchshügel eingeweiht worden.
Das Erbe von Günter Trost füllt das bisherige Finanzierungsloch von 30.000 Euro für das Streichelgehege. Spätestens Anfang Mai sollen die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden. Auch beim Außengelände, das mit Untergrabschutz und Schleusen eingerichtet wird, lege man „Wert auf artgerechte Haltung“, betonte Wöhlbier. Insgesamt 100.000 Euro fließen in das Projekt „Streichelgehege“. Direkt nebenan wird ein Spiel- und Rastplatz entstehen. „Das hier wird ein richtig rundes Ding für die ganze Familie“, erzählte Köhler stolz.
So passte es perfekt, dass Wolfgang und Rosemarie Trost zur Überreichung des Erbes mitsamt Söhnen, Schwiegertöchtern, Enkelin, Schwiegermutter und Hund in den Harz reisten. Als besonderes Highlight brachte Tierpfleger, Falkner und Naturschützer Eckhard Kartheuser einen Greifvogel mit, den Wolfgang Trost kurz übernahm. Seine vierjährige Enkelin Finja Sophie war zwar zuerst etwas skeptisch, streichelte dann aber doch ganz stolz „das Vogelmädchen auf Opas Arm“.
Während der exklusiven Führung über die Baustelle zeigte sich Familie Trost begeistert. „Zu Onkels Lebzeiten waren wir mehrmals im Jahr zu Besuch und fanden es immer schön“, erzählt Neffe Wolfgang. Für seinen Onkel Günter wünsche er sich eine kleine Erinnerungstafel. „Da werden wir uns einig“, versicherte Tierparkleiter Köhler und lud Familie Trost direkt zur Eröffnung des neuen Areals im Sommer ein.
Keine nähere Verbindung bekannt
Brunhild Wöhlbier gab stellvertretend für Förderverein und Tierpark das Versprechen, dass das Geld hundertprozentig im Sinne des Verstorbenen verwendet werde. Gleichzeitig hoffe sie, dass der ehemalige Hüttenarbeiter Günter Trost „viele schöne Stunden auf dem Hexentanzplatz verbrachte“. Denn ein Wermutstropfen bleibt: Eine nähere Verbindung zwischen Trost und dem Tierpark, zum Beispiel durch eine Tierpatenschaft, ist weder in der Familie noch auf Seiten des Parks bekannt.
Das Testament verfasste Günter Trost bereits Ende der 1990er Jahre. „Wir hatten zuerst einen älteren Besucher ,in Verdacht‘, der häufig hier war und dann nicht mehr kam“, berichtete Köhler vom Detektivspiel um den edlen Spender, „aber der war es nicht.“ Auch Fotos, die Wolfgang Trost mitbrachte, konnten den Rätselknoten nicht lösen. Dafür freute sich Brunhild Wöhlbier über ein Foto als neues Exponat für die Chronik - das 50-jährige Jubiläum sei immerhin „schon in Sichtweite“.