1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Ausstellung im Harz: Baustelle Denkmal: Wie in Quedlinburg die Frage Liebe oder Last geklärt wird

Ausstellung im Harz Baustelle Denkmal: Wie in Quedlinburg die Frage Liebe oder Last geklärt wird

Eine interaktive Wanderausstellung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist in der Marktkirche in Quedlinburg im Harz zu sehen. Was Besucher hier erwartet.

Von PETRA KORN Aktualisiert: 04.09.2024, 11:47
Zu sehen sind in der Wanderausstellung auch Originalteile aus Kirchen wie dieser zerstörte Wandleuchter.
Zu sehen sind in der Wanderausstellung auch Originalteile aus Kirchen wie dieser zerstörte Wandleuchter. (Foto: Korn)

QUEDLINBURG/MZ. - Mit Baugerüsten, horizontal liegenden Holzplatten oder Gewebeplanen ist sie selbst gestaltet wie eine Baustelle, und ihr Betreten ist ausdrücklich erwünscht: Die Wanderausstellung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz „Liebe oder Last?! - Baustelle Denkmal“ wurde am Dienstagabend, 3. September, eröffnet und ist ab sofort in der Marktkirche St. Benedikti in Quedlinburg zu sehen.

Last? Liebe? Die Frage, die in der ersten, wie ein Tor gestalteten Themenstation der Ausstellung gestellt wird – in Quedlinburg ist sie entschieden, sagt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU): Hier sei die Denkmalpflege Liebe. „Quedlinburg ist für uns eine besondere Stadt“, erklärt Eva Masthoff, Abteilungsleitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Stiftung habe in Quedlinburg mehr als 260 Maßnahmen mit insgesamt über 27 Millionen Euro gefördert.

Gegenpart in den Titeln

Leider sei es aber so, dass Denkmalschutz oft keinen Rückhalt finde, er negativ, beispielsweise als Verhinderer, zu teuer oder als einer modernen Stadtplanung im Weg gesehen werde. „Wir haben uns gefragt: Warum ist das so?“ Und ob überhaupt einmal richtig erklärt worden sei, was Denkmalschutz wolle und bedeute, warum Denkmalpflege nötig sei oder wie ein Gebäude zum Denkmal werde. Entstanden sei so die interaktive Ausstellung „Liebe oder Last?“, die in den Titeln ihrer Stationen wie beispielsweise „Die Kirche: Monument oder Patient?“ oder „Fachwerkhäuser: Kunstwerk oder Machwerk?“ ebenfalls einen Gegenpart hat. „Wir wollen die Dialektik bewusst aufnehmen“, sagt Eva Masthoff. Und weil ein Denkmal immer Arbeit bedeute, „haben wir uns entschieden, die gesamte Ausstellung in Baugerüste zu packen“.

In ihren wie ein Fachwerkhaus, eine Kirche oder eine Fabrik gestalteten Stationen zeigt die Wanderausstellung beispielsweise, welche Gefahren es für Denkmale gibt: Dazu zählen natürliche wie Schädlinge und als größte der Mensch, der sich entscheidet, Denkmale abzureißen. Sie zeigt auch Beispiele dafür – wobei ein stilisierter Sprengschalter den Besucher selbst in die Rolle des Denkmalzerstörers schlüpfen lässt. An weiteren Stationen können Besucher einen Einblick in die Handwerkskunst als Werkzeugkoffer der Denkmalpflege erhalten oder ein Förderband ankurbeln und so typische Stationen einer Denkmalsanierung kennenlernen. Durch ein Fernrohr kann in verschiedene Städte geblickt werden, in denen - zum Glück nur digital – die sie prägenden Denkmale verschwunden sind.

Schau im Jubiläumsjahr

Liebe oder Last? Für Eva Masthoff von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Oberbürgermeister Frank Ruch ist das klar.
Liebe oder Last? Für Eva Masthoff von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Oberbürgermeister Frank Ruch ist das klar.
Korn

Frank Ruch zeigte sich begeistert von der interaktiven Ausstellung, die zu Recht ausgezeichnet worden sei - unter anderem mit dem größten internationalen Designpreis, dem Red Dot Design Award. „Jeder, der nicht hier war, verpasst etwas“, so Ruch. Quedlinburgs Welterbekoordination Katrin Kaltschmidt freut sich sehr, dass es gelungen ist, die Ausstellung im Jubiläumsjahr 30 Jahre Unesco-Welterbe nach Quedlinburg zu holen. Seit Dezember 2022 wurde daran gearbeitet, sagt sie; und dank der kooperativen Kirchengemeinde konnte mit der Marktkirche auch ein Platz für die 200 Quadratmeter Fläche benötigende Ausstellung gefunden werden.

Die Ausstellung ist bis 2. Januar 2025 zu sehen, die Marktkirche ist täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet.