Bankenfusion in Quedlinburg Bankenfusion in Quedlinburg: "Ost" verschwindet
Quedlinburg/MZ - „Nach mehr als 20 Jahren deutscher Einheit ist eine Trennung von Ost und West nicht mehr zeitgemäß“, erläuterte Vorstand Heino Oering das Ablegen eines Namensteils für die künftige „Harzer Volksbank“. „Das passt auch besser zum Geschäftsgebiet, das den Landkreis Harz sowie Teile des Salzlandkreises und des Kreises Goslar und damit Harz und Harzvorland umfasst“, ergänzte sein Kollege Bernd Grund.
Einstimmig beschlossen die 68 anwesenden der insgesamt 145 Vertreter der Ostharzer Volksbank zu ihrer Versammlung im Quedlinburger Palais Salfeldt den neuen Namen. Bereits zwei Tage zuvor hatten sich auch die Interessenvertreter für die Mitglieder der Vereinigten Volksbank in Wernigerode den gleichen Namen zu eigen gemacht - aus gutem Grund. Die beiden Geldinstitute verschmelzen rückwirkend zum 1. Januar 2014. „Damit bilden die Bilanzen von 2013 die einheitliche Grundlage“, erläuterte Oering als Chef des Quedlinburger Geldhauses.
Die größte Volksbank in Sachsen-Anhalt
Während die Vertreter der Vereinigten Volksbank dem Zusammengehen vor zwei Tagen einstimmig ihre Zusage erteilten, regte sich in Quedlinburg leichter Widerstand. Steffen Köhnke bemängelte beispielsweise, dass der Sitz der Harzer Volksbank künftig in Wernigerode angesiedelt werden soll. „Warum bleibt das nicht zentral in Quedlinburg?“ Bernd Grund verwies auf das Bankeigentum am Haus in Wernigerodes exponierter Lage, welches im Gegensatz zu Quedlinburg sogar Möglichkeiten für Erweiterungen besitzt. „Dort bieten sich für uns die besten Perspektiven.“ Grund ergänzte aber, dass dies einer der vielen Kompromisse gewesen sei, der bei den seit Monaten anhaltenden, konstruktiven Beratungen der Vorstände, Aufsichtsräte und Vertreter der beiden eingetragenen Genossenschaften zum Zusammengehen eingegangen wurde. Bei zwei Gegenstimmen gaben 97 Prozent der Vertreter der Ostharzer grünes Licht für die Fusion. „Es gehen zwei gesunde Banken zusammen, die mit gemeinsamen Stärken die Zukunft der Region gestalten wollen“, betonte Oering nach der Entscheidung. „Zugleich reagieren wir auf die demografische Entwicklung, die in den nächsten Jahren einen starken Bevölkerungsschwund prognostiziert.“ Als weitere Argumente nannte er die vorhandenen Überschneidungen in Teilen des Geschäftsgebietes und die ähnlich gelagerte Kundenstruktur.
„Für das Netz mit 29 Geschäftsstellen für über 65.000 Kunden werden alle 209 Mitarbeiter erhalten“, kündigte Oering an. Allerdings könne er Um- oder Versetzungen nicht ausschließen. Damit dabei die Interessen der Arbeitnehmer gewahrt bleiben, soll umgehend eine Neuwahl zum gemeinsamen Betriebsrat eingeleitet werden.
Mit der Verschmelzung beider Kreditinstitute entsteht ein Geldhaus, das von über 20.000 Mitgliedern getragen und damit die größte Volksbank in Sachsen-Anhalt sein wird. Für Oering und Grund bedeutet es, dass sie künftig mit Hans-Heinrich Haase-Fricke sowie Wolfgang Riesenberg zwei weitere Vorstandskollegen haben. Zu den acht Aufsichtsräten aus Quedlinburg, die von den Vertretern bestätigt wurden, gesellen sich 15 weitere aus Wernigerode.
Eine gute Nachricht für alle bisherigen Ostharzer Mitglieder gab es auch: Die Bank zahlt eine Dividende von sechs Prozent.