1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Klimaschutz im Harz: Ballenstedts Klimaschutzmanager geht nur noch zu Fuß zur Arbeit

Klimaschutz im Harz Ballenstedts Klimaschutzmanager geht nur noch zu Fuß zur Arbeit

Heizung, Auto, Strom - bis 2026 soll Steffen Reuß ein Klimaschutzkonzept für Ballenstedt erstellen und sucht Lösungen: Wie lässt sich der CO2-Ausstoß in der Stadt verringern?

Von Rita Kunze 25.10.2024, 11:00
Steffen Reuß ist der Klimaschutzmanager für Ballenstedt. Bis 2026 soll er für die Stadt ein Klimaschutzkonzept erstellen und aufzeigen, wie in der Stadt Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen verringert werden können.
Steffen Reuß ist der Klimaschutzmanager für Ballenstedt. Bis 2026 soll er für die Stadt ein Klimaschutzkonzept erstellen und aufzeigen, wie in der Stadt Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen verringert werden können. Foto: Kunze

Ballenstedt/MZ. - Seit Steffen Reuß als Klimaschutzmanager arbeitet, geht er zu Fuß ins Büro. Was auch daran liegt, dass der Ballenstedter wieder in seiner Heimatstadt arbeiten kann. Seit 1. Oktober ist er bei der Stadtverwaltung beschäftigt und soll bis März 2026 ein integriertes Klimaschutzkonzept erstellen.

Klimaschutzkonzept für Ballenstedt: Wie viel Treibhausgas wird eigentlich ausgestoßen?

Seine Aufgabe ist es, zunächst eine Bestandsaufnahme und Energie- und Treibhausgas-Bilanz für die Stadt und ihre Ortsteile zu erstellen. „Es geht darum, zu ermitteln, wie viel Treibhausgas überhaupt von wem ausgestoßen wird. Daraus ableitend sollen Maßnahmen entwickelt werden, wie der CO2-Ausstoß reduziert werden kann“, sagt er. „Es kommt darauf an, ihn dort zu senken, wo die meisten Treibhausgase entstehen.“

    Industrie, Gewerbe, private Haushalte, die Kommune selbst - alle produzieren in irgendeiner Form Treibhausgase. Das zu ermitteln, dafür hat Steffen Reuß unterschiedliche Möglichkeiten. Bei den privaten Haushalten etwa kann er den Energieversorger fragen, wie viel Energie nach Ballenstedt geliefert wird. „Für die Kommune haben wir eigene Verbräuche und Informationen, die eine Rolle spielen.“

    Man ist abhängig von Fördermitteln, weil viele Klimaschutzmaßnahmen nicht wirtschaftlich umsetzbar sind.

    Steffen Reuß, Klimaschutzmanager in Ballenstedt

    Unabhängig vom Ergebnis der Treibhausgas-Bilanz sollten Chancen genutzt werden, die Förderprogramme für umweltfreundliche Energiegewinnung bieten: „Wenn es beispielsweise eine 100-prozentige Förderung für Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden geben würde, dann würde ich nicht abwarten, bis das Klimaschutzkonzept fertig ist.“ Ein theoretisches Beispiel, das ein Problem verdeutlicht: „Man ist abhängig von Fördermitteln, weil viele Klimaschutzmaßnahmen nicht wirtschaftlich umsetzbar sind“, erklärt Steffen Reuß. Sein Anspruch sei es, bei Maßnahmen zum Klimaschutz betriebswirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen. „Da gibt es in Ballenstedt schon ein paar sehr schöne Beispiele.“

    Solaranlagen auf Deponie und Flugplatz Ballenstedt helfen beim Klimaschutz

    Der Klimaschutzmanager verweist auf die Natur-Energie Ostharz GmbH von Landwirt Marcus Jacobs, der seit 14 Jahren Biogas erzeugt, seit wenigen Monaten Biogas in Erdgas-Qualität ins Netz der MitnetzGas einspeist und für die Erzeugung weniger nachwachsende Rohstoffe braucht. „Wenn wir die Möglichkeit bekommen, Klimaschutz zu betreiben und dennoch wirtschaftlich sinnvolle Projekte zu machen, ist das optimal“, sagt Steffen Reuß. Ähnliche Beispiele seien die Photovoltaikanlagen auf der Deponie und auf dem Flugplatz Ballenstedt. „Wenn es uns gelingt, durch solche Maßnahmen, die betriebswirtschaftlich relevant sind, die Treibhausgas-Neutralität bis 2045 herzustellen, wäre das perfekt.“

    Bei seiner Analyse beschäftigt sich Steffen Reuß auch mit dem Thema Verkehr: „Es könnte durchaus sein, dass am Ende ein Ergebnis wäre, dass der Verkehr einer der Haupt-CO2-Treiber ist. Dann wären Elektromobilität oder ÖPNV ein Thema.“ So ist der Klimaschutzmanager auch viel mit den „Öffis“ unterwegs: „Einfach um zu sehen, wie ist das denn, wenn man damit unterwegs ist. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den Verbindungen nach Magdeburg und Halberstadt, Quedlinburg sowieso. Aber zum Beispiel Blankenburg - das ist von Ballenstedt aus nur sehr schwer zu erreichen.“