Bahnhofstraße Bahnhofstraße in Quedlinburg: Altes Postamt ist eine Großbaustelle

Quedlinburg - Steinmetze sind hier ebenso bei der Arbeit wie Maurer, Elektriker oder Maler: Das denkmalgeschützte ehemalige Postgebäude in der Quedlinburger Bahnhofstraße ist derzeit eine Großbaustelle. „Bis August wollen wir fertig sein. Und nach jetzigem Stand schaffen wir das“, sagt Jörg Gardzella. Er gehört zu der Investorengruppe aus der Region, die das Postgebäude erworben hat (die MZ berichtete) und jetzt saniert; zudem betreut er das Bauvorhaben als Architekt.
Das Ziel August steht, weil dann das Zentrum für Ambulante Physiotherapie des Harzklinikums als neuer Mieter einziehen möchte. Für diese neue Nutzung werden nun die Voraussetzungen geschaffen. So ist bereits ein Schacht für den Aufzug gemauert, mit dem sich alle Etagen des Gebäudes barrierefrei erreichen lassen.
Aufzug im Hof für Liegend-Transporte
„Der Aufzug ist von der Hofseite her zugänglich und so gebaut, dass man sogar Liegend-Transporte durchführen könnte“, sagt Jörg Gardzella. Über den Lift wird künftig auch die Postbank barrierefrei erreichbar sein, die weiter Mieter im Gebäude bleibt und ihren Bereich insbesondere bei den Sozialräumen erweitert und umgestaltet. Der etwas über das Dach hinausragende Aufzugsschacht wird übrigens mit Schiefer verkleidet und ersetzt so optisch den abgerissenen Schornstein. In das Gebäude eingebaut sind auch neue, vorgefertigte Treppen.
Im ersten Obergeschoss sind bereits die Konturen des Bereichs sichtbar, in dem sich der Empfang befinden wird. Die Türen zu den Räumen sind ausgebaut; sie werden derzeit aufgearbeitet. „Wir bauen im Hauptflur die alten Türen wieder ein. Wir nehmen dem Haus nicht seinen Charakter“, so der Architekt.
Firma Schneemelcher restauriert Bleiglasfenster
Auch die Gebäudehülle wird saniert. Die aus dem Turm ausgebauten Bleiglasfenster werden durch die Firma Schneemelcher aufgearbeitet. Im Hauptgebäude werden derzeit die alten Fenster, die bereits beim Einbau konstruktive Mängel hatten, ausgetauscht. „In Form und Maßen entsprechen die neuen Eichen-Fenster den Originalfenstern. Es sind Isolierglasfenster, die den neuen Anforderungen bei Wärme- und Schallschutz entsprechen“, sagt der Architekt.
Ein altes Fenster ist als Referenzstück erhalten geblieben und aufwendig aufgearbeitet worden. Es hat nun ebenso einen braunen Farbton wie die neuen Fenster. „Diese Farbigkeit ist so wie die der Türen mit dem Blankenburger Restauratorenkollegium und der Denkmalbehörde abgestimmt“, sagt Jörg Gardzella. Auch die Fassade - die Sandsteinelemente sind vorgehängt - wird saniert, die Elemente werden aufgearbeitet und - falls erforderlich - ersetzt. „Wir wollen nicht nur reparieren. Unser Ziel ist, die Außenhülle restauratorisch instand zu setzen“, so der Architekt.
Zuschüsse aus Programm Stadtumbau Ost
Die Arbeiten an Fenster und Fassade werden aus dem Programm Stadtumbau Ost gefördert und waren daher öffentlich auszuschreiben. Jörg Gardzella freut sich, dass der Auftrag an die Werkstätten für Denkmalpflege ging. Für die weiteren Arbeiten habe die Investorengruppe ebenfalls Firmen aus der Region gebunden. „Damit bleibt das Geld auch hier. Das ist uns immer wichtig“, so Gardzella.
Überraschungen gab es auch bei diesem Bauvorhaben. So stellte sich heraus, dass der Boden im Bereich des ehemaligen Paketschuppens nicht tragfähig war. Hier soll künftig das medizinisch-therapeutische Training stattfinden, der Bereich über einen zweiten Aufzug mit der Physiotherapie verbunden sein. „Der Boden musste komplett neu aufgebaut werden“, erläutert Jörg Gardzella.
Dachgeschoss wird nicht ausgebaut
Und die Ver- und Entsorgungsleitungen außerhalb des Postgebäudes waren in einem so schlechten Zustand, dass sie ausgetauscht werden mussten. „Das war ein großer Mehrkostenaufwand.“ Insgesamt liegt das Investitionsvolumen im siebenstelligen Bereich; eine genaue Zahl nannte der Architekt nicht.
Das Dachgeschoss wird derzeit nicht ausgebaut. Das soll erfolgen, wenn das Harzklinikum die Option, weitere Räume zu mieten, umsetzt - oder es einen anderen Nutzer gibt. „Wir haben es aber bereits entkernt, so dass keine Abbrucharbeiten mehr erfolgen müssen“, so der Architekt. (mz)