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Vandalismus Bahnhof in Quedlinburg: Immer wieder werden Wände und Böden beschmiert

Von Petra Korn 08.10.2018, 09:34
Am Bahnhofsgebäude in Quedlinburg gibt es immer wieder Schäden durch Vandalismus und Schmierereien.
Am Bahnhofsgebäude in Quedlinburg gibt es immer wieder Schäden durch Vandalismus und Schmierereien. Korn

Quedlinburg - „Winnie ist geil“ steht auf der Fensterbank, „Du bist einzigardik“ auf der Holztür, die übersät ist mit Schriftzügen und Kritzeleien in den verschiedensten Farben. David Sadowski und Tino Baruck sind dabei, die Schmierereien abzuschrubben - nicht nur von der Fassade des Quedlinburger Bahnhofsgebäudes, sondern auch von den kleinen Pflastersteinen und dem Asphalt auf Bahnsteig 1.

„Die Schmierereien auf dem Boden sind eigentlich Sache der Bahn“, sagt Günter Gonsior, seit knapp vier Jahren Eigentümer des Bahnhofsgebäudes. „Aber ich kann das doch nicht so lassen.“

Frauen in Bäckerei und am Fahrkartenschalter werden angepöbelt

Kein neues Problem: Immer wieder werden Wände und Böden beschmiert, Scheiben eingeschlagen und eingeworfen, wüten Vandalen auf dem Bahnhof, werden - wie Günter Gonsior berichtet - die Frauen, die im Bäckereigeschäft und am Fahrkartenschalter arbeiten, angepöbelt.

Unlängst sei auch wieder in den Keller eingebrochen, seien Leitungen herausgerissen, Wasserhähne aufgedreht worden. „Als das Wasser 60 Zentimeter hoch stand, ist die Kühlanlage für den Verkaufstresen des Bäckers ausgefallen.

Dadurch sind wir auf den Schaden aufmerksam geworden“, berichtet Gonsior. Und wenn wie im Fall von eingeschlagenen Scheiben einmal ein Täter ermittelt werde, „steht der unter Aufsicht und haftet nicht. Und der Eigentümer steht da.“

„Der Normalbürger will damit nichts zu tun haben“

Günter Gonsior ärgert aber auch etwas anderes: Viele der Schmierereien mit Stiften und Spraydosen und das Zerschlagen von Flaschen würden passieren, während Reisende im und am Bahnhof seien. „Aber der Normalbürger will damit nichts zu tun haben.“

Doch die Leute, findet er, dürften nicht weg-, sondern müssten hingucken. „Wir sind die Nutzer des Bahnhofs, wir sind die Bürger der Stadt“, sagt Günter Gonsior. „Ohne Wir-Gefühl wird es kein Gelingen geben.“

Eigentlich habe er Pläne für die Entwicklung des Bahnhofs, sagt der Bauingenieur, der kritisiert, dass die Deutsche Bahn - Eigentümer der Bahnanlagen und Gleise - ihre Sanierungspläne immer wieder verschoben habe. Zu den Vorhaben, mit denen Günter Gonsior das denkmalgeschützte, aus dem Jahr 1887 stammenden Bahnhofsgebäude mit seinen historischen Nebengelassen wieder mehr in Nutzung bringen will, gehört zum Beispiel, hier ein- bis zweimal im Monat Tanzveranstaltungen durchzuführen.

Oder der Bau einer großzügigen WC-Anlage - aus Edelstahl, behindertengerecht und vandalensicher. „Aber angesichts der Gleichgültigkeit und der Bereitschaft der Menschen, hier zu zerstören, frage ich mich: Für wen soll ich die 50.000 Euro in die Hand nehmen, wenn es nicht geachtet wird?“

„Ich werde Menschen dafür bezahlen, dass sie die Augen aufhalten“

Es ist, findet Günter Gonsior, „eine Sauerei, Privateigentum anderer aus Langeweile zu zerstören“. Der Eigentümer des Bahnhofsgebäudes will das nicht mehr hinnehmen. „Ich werde Menschen dafür bezahlen, dass sie die Augen aufhalten“, sagt Günter Gonsior. „Ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen.“ (mz)

David Sadowski (rechts) und Tino Baruck sind dabei, die Schmierereien von der Fassade des Quedlinburger Bahnhofsgebäudes abzuschrubben.
David Sadowski (rechts) und Tino Baruck sind dabei, die Schmierereien von der Fassade des Quedlinburger Bahnhofsgebäudes abzuschrubben.
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