B6 wird zur Autobahn 36 B6 wird zur Autobahn 36: Sogar die Grünen im Harz sind entspannt

Quedlinburg - Ein Harzer Hotelbesitzer prahlt in kleiner Runde gerne mal damit, dass er mit seinem 700-PS-Porsche mit Tempo 300 über die Bundesstraße 6 durch den Harz brettert. Er wird vielleicht der einzige sein, der sich über die Heraufstufung der Straße zu einer Autobahn ärgert: Denn dann, so hoffen die meisten, werden hier auch mehr Fahrzeuge unterwegs sein - und das dürfte den Mann in seinem grün-weißen Porsche wohl ausbremsen.
Kreistag forderte schon 2012 den Autobahn-Status
Der Harzer Kreistag hat die „Harzautobahn“ schon vor knapp fünf Jahren gefordert. Mit großer Mehrheit haben die Kreispolitiker am 27. Juni 2012 beschlossen, dass die jetzige Bundesstraße 6 zwischen der Autobahn 395 und dem Kreuz Bernburg als Bundesautobahn eingestuft wird. Neben einzelnen Abgeordneten der Linken und der CDU stellte sich damals nur die grüne Fraktionsspitze gegen die Heraufstufung. Sie sah das als pure Verschwendung von Steuergeldern.
Er sei „hocherfreut“ über die Nachricht von der B-6-Hochstufung, teilt Landrat Martin Skiebe (CDU) mit. „Damit werden unsere langjährigen Bemühungen um die Aufwertung endlich belohnt“, so der Harzer Landrat. Davon profitiere „nicht nur der Wirtschafts- und Tourismusstandort Landkreis Harz, sondern die gesamte Region“, sagt Skiebe.
Auch die Grünen sind entspannt
Auch die Bündnisgrünen sehen das Thema heute deutlich entspannter als vor fünf Jahren. „Es ist aus meiner Sicht nicht nötig“, sagt Fraktionschef Bernhard Zimmermann der MZ. „Aber es ist unschädlich.“ Er sieht keine Vorteile für den Tourismus - „Unsere Gäste kommen auch auf einer Bundesstraße hierher“ -, könnte sich aber wirtschaftliche Vorteile durch die Aufwertung durchaus vorstellen.
„Nur wenn das Ganze viel kosten sollte, müssten wir ernsthaft darüber nachdenken“, bestätigt seine Stellvertreterin Susan Sziborra-Seidlitz. „Faktisch ist das sowieso schon eine Autobahn.“
Neue Schilder sind nötig
Dass die Aufwertung mit einem großen Aufwand verbunden ist - damit rechnet Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) nicht: „Lediglich die Beschilderung muss umgerüstet werden.“ Aber Schilder müssten ohnehin regelmäßig ausgetauscht werden, sagt Ralf Grimpe, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Wernigerode. „Dann werden jetzt eben gelbe durch blaue Schilder ersetzt.“
Dafür sieht er große Vorteile der neuen Autobahn: Er erwartet, dass durch die „scheinbar bessere Erreichbarkeit“ mehr Gäste und Touristen in den Harz kommen und sich neue Unternehmen ansiedeln. „Das kann Investitionen beeinflussen“, sagt Grimpe. Er ist sich sicher: „Wir werden eine erhebliche Anzahl von Plätzen im Landkreis-Ranking steigen.“
Freude beim Harzer Tourismus-Verband
Carola Schmidt, die Chefin des Harzer Tourismus-Verbands, sieht das genauso positiv wie Grimpe: „Der Aspekt der Erreichbarkeit ist für Reiseregionen von großer Bedeutung, insbesondere für den Harz, dessen Gäste über 90 Prozent mit dem Auto anreisen.“ Mit der neuen Autobahn, der A38 und der A14 sei der Harz zukünftig durch „einen Ring von Autobahnen erschlossen“.
Die Stadt und der Stadtrat von Quedlinburg hätten sich von Anfang an dafür ausgesprochen, die B6 umzuwidmen, wenn dafür die Chance bestehe, „weil wir uns von einer Umwidmung zur Autobahn einen wirtschaftlich-touristischen Schub versprechen“, sagt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU).
Wenn Quedlinburg an einer in Navigationsgeräten und Atlanten ausgezeichneten Autobahn liege, „ist das für uns ein Imagegewinn und ein Wirtschaftsfaktor“. So sei die Umwidmung der B6 nach dem Bau der Südumfahrung und dem Breitbandausbau ein dritter wichtiger Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. „Und wir hoffen auch auf die Errichtung eines Autohofes in der Gemarkung Quedlinburg.“ (mz)