Ausländer-Witze in Büttenrede Ausländer-Witz in Büttenrede vom Quedlinburger Carneval Verein: Grünen-Stadträtin Sziborra-Seidlitz schreibt Offenen Brief

Quedlinburg - Ein König fragt in Quedlinburg nach dem Weg zum Karneval. Der erste, der ihm begegnet, antwortet in gebrochenem Deutsch, dass er nichts verstehe. Auch der zweite stellt sich als Ausländer vor und kann nicht helfen. „Wo sind denn alle Quedlinburger hin?“, will darauf der König wissen - und erhält eine ernüchternde Antwort: Arbeiten.
So in etwa beginnt die Büttenrede von Horst Voitel bei der Prunksitzung der Quedlinburger Karnevalisten.
Gar nicht lachen konnte darüber Susan Sziborra-Seidlitz, die die Veranstaltung besuchte. „Das war nicht lustig und erheiternd, sondern bösartig und böswillig“, sagt die Grünen-Stadträtin und wandte sich mit einem offenen Brief an den Verein.
„Mit schlechten Witzen rassistische Ressentiments bedient"
„Wo dunkelhäutige Menschen durchgängig als ,Bimbo‘ bezeichnet werden, wo nichtdeutsche Einwohner permanent mit gebrochener Sprache karikiert werden, wo mit schlechten Witzen rassistische Ressentiments bedient und gefördert werden, da verlässt eine solche Büttenrede die Narrenfreiheit und begibt sich auf den Weg zur Volksverhetzung“, schreibt sie und fordert den Quedlinburger Carneval Verein (QCV) auf, sich von der Rede zu distanzieren.
„Das war eine kabarettistische Rede, wo die Pointen gut gesetzt waren“, sagt QVC-Vorstandsmitglied Uwe Tyka. Er könne die Kritik nicht nachvollziehen. „Dass es ins Rassistische gegangen sein soll, finde ich sehr übertrieben.“
QVC-Vorstandsmitglied Tyka: „Das war eine kabarettistische Rede"
Zudem sei die Rede zuvor schon bei Veranstaltungen in Thale und Wegeleben vorgetragen worden - ohne Beschwerden. „Es ist ja nicht so, dass das an den Haaren herbeigezogen ist“, sagt Tyka und ist überzeugt, dass Horst Voitel einen Nerv getroffen habe. Das Thema beschäftige die Menschen beschäftigt.
„Ich fand es schockierend“, sagt Sziborra-Seidlitz. „Dass ein großer Teil dieser Büttenrede offenbar im Saal anschlussfähig war und Applaus erhielt, erschreckte mich zutiefst, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rede geschmacklos und rassistisch bis an die Grenze des Justiziablen war.“ Im Karneval gehöre es dazu, dass auch mal ausgeteilt werde, sagt Sziborra-Seidlitz.
„Er hat nicht nach oben getreten, sondern nach unten“
Büttenreden seien eine Möglichkeit, vor allem der Regierung ungestraft die Meinung zu geigen. Aber: „Er hat nicht nach oben getreten, sondern nach unten“, erklärt sie. „Er hat Vorurteile bedient, sich über Minderheiten lustig gemacht und in Quedlinburg ein Problem heraufbeschworen, das es so nicht gibt“, sagt sie.
„Wenn ich zu einer Karnevalsveranstaltung gehe, muss ich damit rechnen, dass die Büttenreden ein bisschen derber sind“, kontert Uwe Tyka. „Man muss auch Kritik vertragen“, sagt Büttenredner Horst Voitel. Dass er beleidigend oder gar fremdenfeindlich gewesen sei, sei ihm nicht bewusst.
„Ich stehe dazu, was ich gesagt habe“
„Wenn da ein falsches Wort gefallen ist, tut mir das leid“, sagt er und fügt an: „Ich stehe dazu, was ich gesagt habe.“ Zudem habe er viel Zuspruch erhalten. Den Mund wolle er sich deshalb nicht verbieten lassen. „Wenn man sich äußert, wird man gleich als rechts abgestempelt“, so der 70-Jährige. „Es ist vielleicht nicht immer alles richtig, was ich mache, aber ein Rassist bin ich auf keinen Fall“, betont er. (mz)