Ausbildung bei der Harzer Schmalspurbahnen GmbH Ausbildung bei der Harzer Schmalspurbahnen GmbH: Lokführer statt Schrauber

Wernigerode - Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH bildet weiter junge Leute aus. Derzeit sind es vier Industriemechaniker, früher Lokschlosser genannt, und eine Kauffrau für Büromanagement, wie es Neudeutsch heißt. Unter den Industriemechanikern ist erstmals auch ein Ausländer, ein junger Mann aus den Niederlanden.
„Wir würden auch Spanier nehmen, zumal dort eine Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent herrscht. Voraussetzung ist aber, dass sie die deutsche Sprache beherrschen“, sagt Jörg Bauer, Oberster Betriebsleiter bei der HSB, in einem Gespräch mit der MZ. Dabei schwingt der Wunsch mit, dass sich Industriemechaniker dazu entschließen, „nicht nur Schrauber zu sein“, wie es der Betriebsleiter salopp ausdrückt, sondern die Qualifikation des Lokführers anstreben. Da sei Kommunikation besonders wichtig.
„Wir können nach der Ausbildung und dem erfolgreichen Abschluss jedem eine Stelle bei den Harzer Schmalspurbahnen anbieten“, erklärt Jörg Bauer. Dies sei nicht immer der Wunscharbeitsplatz, aber eine Übernahme, die durchaus Qualifikationsmöglichkeiten biete. Seit 1997 bilden die Harzer Schmalspurbahnen aus, und seitdem haben Auszubildende sich zu Meistern, Lokführer und einem stellvertretenden Abteilungsleiter entwickelt. „Die Altersstruktur lässt weiter Aufstiegswünsche zu“, ergänzt der Leiter Unternehmenskommunikation, Dirk Bahnsen.
Durch die Gebietsreform hat die Harzer Schmalspurbahnen GmbH noch neun Gesellschafter. Dies sind die Landkreise Harz und Nordhausen, die Städte Harzgerode, Nordhausen, Oberharz am Brocken, Quedlinburg, Wernigerode, die Gemeinde Harztor und die Braunlage Tourismus GmbH.
Die HSB hat 25 Dampflokomotiven. Das Strecknetz umfasst 140,4 Kilometer mit einer Spurweite von 1.000 Millimeter. Es besteht aus Harzquer-, Selketal- und Brockenbahn. Der Sommerfahrplan ist noch bis zum 2. November gültig.
Dreieinhalb Jahre stehen vor einem Industriemechaniker, in sechs Jahren kann er zum Lokführer werden. Nach dem Abschluss der Lehre zum Industriemechaniker ist eine Qualifikation als Heizer und bereits die Fahrt auf einer Lok als Übergang zum Lokführer möglich. Mit der Heizertätigkeit erfolgt die Kesselwärterqualifikation und die Triebwagenausbildung. Triebwagen sind technisch einfacher zu bedienen als eine Dampflok. „Auch wenn die Entscheidung zum Arbeiten in der Werkstatt fällt, so ist es doch gut, wenn der Mitarbeiter die Lok auch bewegen darf“, sagt der HSB-Betriebsleiter. Das sei wie in einer Autowerkstatt. Die Fahrzeuge werden von den Mechanikern nicht nur repariert, sondern auch gefahren. „Dampflokführer ist ein anstrengender Beruf. Er wird auch entsprechend höher vergütet“, unterstreicht Jörg Bauer.
Nicht vom Tisch, aber eine Nummer kleiner geworden, ist das Projekt zum Bau einer neuen Werkstatt in Wernigerode. Von der Gläsernen Werkstatt, die einst als Zukunftsprojekt in die Diskussion gebracht wurde, hat sich die HSB verabschiedet. „Wir wollen nicht alles machen, aber vieles“, erklärt dazu der Betriebsleiter. Für spezielle Arbeiten gebe es Fachfirmen, zum Beispiel für das Kesselschweißen in Köthen, Meiningen oder Berlin. Deren Kompetenz soll weiter genutzt werden. Doch wenn alle acht Jahre zur Hauptuntersuchung eine Dampflok auseinandergenommen werden müsse, dann könne das bei mehr Platz auch in Wernigerode, in eigener Werkstatt, geschehen. „Dabei ist eine Dampflok in ihre rund 4 000 Einzelteile zu zerlegen“, weiß Jörg Bauer.
„Wir sind an einer Lösung für das Projekt dran“, erklärt der HSB-Betriebsleiter. Doch noch müssten die Gesellschafter der HSB das Projekt bestätigen. Der Standort sei angesichts der bereits vorhandenen Werkstattkapazitäten Wernigerode, in der Nähe des Bahnhofs Westerntor. „Ein anderer Standort würde ökonomisch keinen Sinn machen“, ergänzt der Betriebsleiter. Und er denkt auch an Werkstattführungen. Für Eisenbahnenthusiasten werde die HSB Einblicke bieten, wenn zum Beispiel eine Lok für die Untersuchungen demontiert werde. (mz)