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Für 13.000 Euro Auktionshaus Breitschuh in Quedlinburg: Reisegeschirr von Marie von Preußen wird versteigert

Von Petra Korn 16.10.2018, 08:57
Das Besondere an der Garnitur: „Es ist alles komplett und zusammen mit dem Koffer. Das ist sehr selten, meist fehlt etwas“, sagt der Auktionator.
Das Besondere an der Garnitur: „Es ist alles komplett und zusammen mit dem Koffer. Das ist sehr selten, meist fehlt etwas“, sagt der Auktionator. Schlaikier

Quedlinburg - Tisch- und Handspiegel, Haarbürste, Schale, Döschen, Krug - insgesamt 16 Teile, verpackt in einem eigens angefertigten Koffer: Wenn am bei der nächsten Auktion im Kunst- und Auktionshaus Breitschuh in Quedlinburg am Sonnabend, 20. Oktober, die Nummer 803 aufgerufen wird, steht etwas Besonderes zum Verkauf:

die Reisegarnitur von Marie von Bayern. Die preußische Prinzessin wurde durch ihrer Hochzeit mit Maximilian ab 1848 Königin von Bayern. Das Paar hatte zwei Söhne: Otto I. und Ludwig II., der Schloss Neuschwanstein bauen ließ.

Nach Quedlinburg kam das Reisewaschset „durch einen Zufall“, sagt Henry Thurisch, Inhaber des Kunst- und Auktionshauses Breitschuh. Die Eigentümer seien in einem Ort in Niedersachsen nahe der Grenze zu Sachsen-Anhalt zu Hause. In dem Ort habe er vor einiger Zeit einmal eine Haushaltsauflösung durchgeführt; durch diese Familie sei er wohl empfohlen worden, erzählt der Auktionator.

Geschirr aus Silber oder nur mit Silber-Auflage?

Als er den Anruf aus Niedersachsen erhielt, war dort die Rede von „einigen Bildern und Büchern sowie ein paar Sachen aus Silber. Darauf lag aber nicht der Schwerpunkt“, erinnert sich Henry Thurisch. Dennoch habe er schon mal gefragt, ob es Auflage-Silber sei - wie bei vielen Angeboten - oder richtiges.

Die Anrufer seien von Silbergegenständen ausgegangen. „Aber genau wussten sie es nicht. Und zu den konkreten Gegenständen haben sie nichts gesagt“, erzählt der Auktionator.

„Und dann stand da der Koffer. Da war ich schon überrascht”

„Ich bin hingefahren, um mir das anzuschauen. Und dann stand da der Koffer. Da war ich schon überrascht. Nach der Ankündigung hatte ich gedacht, ich gucke mir ein paar Messer an“, sagt Henry Thurisch mit einem Schmunzeln.

Doch in dem Koffer steckte ein Reisewaschset aus Silber. Einige Teile sind innen vergoldet, und alle sind mit einem gekrönten „M“ graviert sowie mit der Punzierung, der Prägung „13“ - für den Feingehalt des Silbers - und „Fleischmann“ versehen - dem Zeichen dafür, dass die Stücke durch den Gold- und Silberschmied C. Julius W. Fleischmann aus Nürnberg gefertigt wurden.

Im Deckel des eigens für die Garnitur angefertigten Koffers befindet sich ein Etikett des Buchbinders Karl Kanzenel aus München.

Begleitschreiben bestätigt den Verkauf der Garnitur

Und dann gab es da noch ein Begleitschreiben. In diesem bestätigt Elisabeth Küstner, geborene Prinzessin von Bayern, dass die Toilettengarnitur, die sie an Generaldirektor Eberbach verkauft habe, aus dem Besitz von Königin Marie von Bayern stamme.

Ihr Vater Alfons von Bayern, schreibt Elisabeth Küstner, habe diese von Otto I. von Bayern – dem älteren Sohn von Königin Marie – gekauft. „Das Begleitschreiben hat die Sache rund gemacht“, sagt Henry Thurisch. Auch die Eigentümer seien überrascht gewesen: „Sie wussten gar nicht, was für einen Schatz sie da, schon fast vergessen, im Keller hüteten.“

Der Auktionator datiert das Reiseset in die Zeit um 1850: C. Julius W. Fleischmann lebte von 1822 bis 1873, die Buchbinderei Kanzenel eröffnete ihr Geschäft 1846. Das Besondere an der Garnitur: „Es ist alles komplett und zusammen mit dem Koffer. Das ist sehr selten, meist fehlt etwas.“

Und natürlich, dass sie aus einem Königshaus stamme. „Wir haben auch schon Gläser von Welfen versteigert oder Ähnliches.“ Aber ein solches Exponat werde erstmals im Angebot sein. Das Startgebot für das Reisewaschset liegt übrigens bei 13.000 Euro.

(mz)

Auktionshaus-Inhaber Henry Thurisch zeigt das Reisewaschset von Marie von Bayern.
Auktionshaus-Inhaber Henry Thurisch zeigt das Reisewaschset von Marie von Bayern.
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