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Supermarkt zu August-Bebel-Straße in der Süderstadt Quedlinburg: Der Nahkauf-Markt hat geschlossen

Von Detlef Anders 14.03.2018, 11:25
Als die größte Konsum-Kaufhalle der Stadt 1978 eröffnet wurde, kamen viele Quedlinburger zum Einkaufen in die Süderstadt.
Als die größte Konsum-Kaufhalle der Stadt 1978 eröffnet wurde, kamen viele Quedlinburger zum Einkaufen in die Süderstadt. Archiv Waldhauer

Quedlinburg - Als 2015 die ersten Gerüchte umgingen, dass der Supermarkt im Quedlinburger August-Bebel-Ring im August schließen wird, war der Schreck für die Einwohner der Quedlinburger Süderstadt groß. Fast zehn Jahre hatte die Lebenshilfe hier einen Cap-Markt betrieben, in dem behinderte Mitarbeiter tätig waren.

Im Juni 2016 eröffnete ein früherer Lebenshilfe-Mitarbeiter den Markt als Nahversorger wieder. Alles schien gut. Doch seit Mitte Februar ist der Markt erneut zu. „Unser Markt ist geschlossen“, steht lapidar auf einem Zettel an der Eingangstür.

Schließung sei seit Wochen Tagesgespräch in der Süderstadt

„Die haben uns veralbert, die haben immer gesagt, es wird nicht zugemacht“, sagt Elisabeth Lorenz (90) enttäuscht. Nirgends habe es vor der Schließung eine Information gegeben, beklagen Einwohnerinnen der Dorothea-Erxleben-Straße. Regina Sendzik selbst kann noch Auto fahren und sieht sich selbst nicht betroffen, doch sie bündelt die Sorgen ihrer Nachbarn.

Die Schließung sei seit Wochen Tagesgespräch in der Süderstadt. „Das tägliche Umfeld ist katastrophal. Der Kleers hat drei Supermärkte und wir haben nichts hier“, beklagt sie. Die Süderstädter fühlen sich von der Stadt abgehängt, denn auch die ärztliche Versorgung habe nachgelassen.

Nächster Supermarkt ist 650 Meter entfernt

Zwar gebe es hinter dem Johannishain, 650 Meter von dem geschlossenen Nahversorger entfernt, den nächsten Supermarkt. Doch aufgrund des langen Anstieges könnten viele der älteren Einwohner, die mitunter noch Erstbezieher der Plattenbaublöcke sind, diesen Weg nicht mehr bewältigen. Und die Busverbindung in die Stadt sei zu schlecht.

Zu den Ursachen der Schließung können die bisherigen Kundinnen nur Vermutungen äußern. Sie schildern, dass das gesamte Sortiment zuletzt nicht mehr ständig verfügbar gewesen sei. Der Pächter aus Straßberg wollte sich öffentlich nicht zu den Ursachen äußern. Er hofft jedoch, dass sich bald ein Nachfolger findet.

„Keine positive wirtschaftliche Entwicklung”

„Leider war in dieser Form am Standort perspektivisch keine positive wirtschaftliche Entwicklung mehr gegeben“, erklärte Stephanie Behrens, Sprecherin der Rewe-Group Region Ost, die den Nahkauf belieferte. Marcel Waldhauer, der mit einem Partner Eigentümer der früheren Kaufhalle ist, ist in der Süderstadt aufgewachsen und kennt die Probleme durch die Marktschließung.

„Ich kann nicht zaubern, ich kann es nur anbieten“, sagt der Eigentümer. Er sei bemüht, eine Lösung zu finden. Seiner Ansicht nach würde nur ein Einzelhändler und keine Supermarkt-Kette als neuer Pächter für einen Nahversorger in Frage kommen.

Der könnte den Markt mit einem größeren Lieferanten im Hintergrund weiterführen. Er weiß aber auch, dass solche Entscheidungen nicht in zwei Wochen fallen. Waldhauer verweist darauf, dass neue Technik im Supermarkt vorhanden ist, oder dass der Markt mit 1.100 Quadratmetern Verkaufsfläche sehr niedrige Energieverbrauchswerte aufweist.

4.000 Menschen wohnen in der Süderstadt

Marcel Waldhauer betont zudem, dass 4.000 Quedlinburger in der Süderstadt wohnen. „Der Stamm ist immer noch gut.“

Nur so viele Parkplätze, wie mitunter gefordert werden, gibt es trotz der in den letzten Jahren neu geschaffenen Stellflächen nicht. Doch viele Süderstädter seinen „Beutelkunden“, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen.

Falls Waldhauer keinen Pächter für einen Lebensmittel-Nahversorger findet, schließt er auch eine anderweitige Nutzung nicht aus. Ein günstiger Baumarkt würde in Quedlinburg derzeit fehlen, überlegt er. Die Supermarkt-Ketten, die er angesprochen hatte, würden nur an Hauptstraßen Geschäfte eröffnen.

Der alte Konsum war 1978 zu klein geworden

Die ehemalige Konsum-Kaufhalle war 1978 als größter Lebensmittelmarkt Quedlinburgs eröffnet worden. Durch den Neubau vieler Plattenbauten, der 1975 eröffneten POS „Bernard Koenen“ und der großen Kindertagesstätte war der alte Konsum, der heute eine Gaststätte beherbergt, zu klein geworden. Nach 1990 wurde der Markt von Rewe übernommen, ehe 2006 der Cap-Markt entstand. (mz)