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Aufnahme in die christliche Gemeinde

Von Gerd Alpermann 19.10.2006, 13:17

Quedlinburg/MZ. - Die Eltern Katharina und Hans-Jörn Weddige waren extra mit ihrer kleinen Tochter aus Brüssel angereist, um in dem bauhistorisch wertvollen, frisch restaurierten Gotteshaus von Pfarrer Dr. Ekkehard Steinhäuser die Taufe vollziehen zu lassen. In der Kirchenprovinz Sachsen wurde die Taufe in diesem Jahr in Mittelpunkt gerückt. Die Landeskirche erklärte 2006 zum Jahr der Taufe. Hintergrund dafür waren 1 000 Jahre Taufe in Mitteldeutschland, zu der im Magdeburger Dom noch bis zum 5. November eine Ausstellung zu sehen ist.

In Quedlinburg gab es bereits ein Taufseminar, bei dem zu Geschichte und Beweggründen informiert wurde. Am 5. November ist in der Nikolaikirche ein Taufgedächtnis-Gottesdienst vorgesehen. Mit der Taufe geben die Eltern ihr Kind in die Obhut Gottes, erklärt Pfarrer Steinhäuser. Sie bitten Jesus um Beistand. Zugleich wird das Kind in die Kirchengemeinde aufgenommen. Der Pfarrer hält gerade diese Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen für einen wichtigen Aspekt. Er wünscht sich deshalb, dass die Taufe nicht in irgendeiner Kirche, sondern dort stattfindet, wo das Kind als neues Mitglied der Gemeinde willkommen geheißen wird.

Getauft werden können sowohl Kinder als auch Erwachsene. Bei Erwachsene findet die Taufe oft statt, wenn diese erst spät zum Glauben gefunden haben und nun ein Bekenntnis zu Gott abgegeben möchten, gleichzeitig mit der Bitte an Jesus Christus verbunden, Trost und Beistand zu gewähren, erklärt der Pfarrer zu den Beweggründen. Beistand werde zum Beispiel angerufen bei Krankheit, Not in der Familie, Trennung der Eltern, also in Situationen, bei denen der Einzelne die Gemeinschaft der Christen besonders brauche. "Mein eigenes Gottesbild ist zu allererst ein Gott des Trostes", sagt Ekkehard Steinhäuser. In Krisenzeiten und schwierigen Lebenssituation nehme die Hinwendung zu Gottes Beistand zu. Das Jahr der Taufe zeichnet sich auch durch einen deutlichen Anstieg der Täuflinge aus. Wurden im vergangenen Jahr 15 Menschen beim Quedlinburger Kirchspiel getauft, so waren es in diesem Jahr bereits 39.

Die Aufnahme in die kirchliche Gemeinde heißt für den Pfarrer auch, dass die Taufe zum Sonntagsgottesdienst stattfindet, wenn viele Gemeindemitglieder anwesend sind. Die Taufe findet nach einem festen Ablauf statt. Zwei Bibelstellen zeigen, dass damit ein Auftrag Jesus Christus' befolgt wird, wie der Taufbefehl "Siehe, ich bin bei euch" aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 28. Nach der Bibellesung erfolgt das Glaubensbekenntnis, dann die Tauffrage an die Eltern, worauf die eigentliche Taufe vollzogen wird. Sie steht symbolisch für die Reinigung vor einem neuen Lebensabschnitt. Anschließend wird der Segen und Zuspruch Gottes erteilt. Jeder Täufling erhält eine Taufurkunde mit Taufspruch, ein Bibelzitat des Zu- oder Anspruchs, sowie eine Taufkerze, als Symbol des christlichen Glaubens, das den Täufling begleitet und deren Licht den Weg erhellt.

Pfarrer Steinhäuser wünscht sich, dass der christliche Glauben wieder mehr in das Bewusstsein rückt und als Teil "unserer Kultur" wahrgenommen wird. Auch heute wirke die Säkularisierungsprozess aus DDR-Zeiten nach. Oft werde der Täufling noch als Exot wahrgenommen. "Ich bin deshalb sehr für Religionsunterricht", betont der Pfarrer. Glaubens- und wertneutral sollte er den Sinn des Glaubens und des Lebens jungen Menschen nahe bringen.