Auf den Spuren der Grünlinge
THALE/MZ. - Sie werden auch in Thale künstlich hergestellt, können weder singen noch schwimmen - und genießbar sind sie auch nicht. Trotzdem haben mehrere Schüler des Thalenser Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums zwei Wochen mit Grünlingen gelebt sowie gearbeitet. Für sie war der Grünling allerdings ein Zwischenprodukt der Pulvermetallurgie, ein vorgepresster oder vorgeformter Rohling, der schließlich erwärmt, verdichtet und ausgehärtet wird.
Die Thalenser Sintermetalltechnik GmbH war neben Mertik-Maxitrol und der Corodur-Verschleißschutz GmbH im Juni 2009 wieder vorübergehender Arbeits- und Studienort von Zehntklässlern. Jetzt präsentierten die neun Ex-Praktikanten ihre Forschungsergebnisse vor Mitschülern, Lehrern, Eltern und den einstigen Betreuern. Die Betriebspraktika sowie ihre öffentliche Auswertung sind Bestandteil der Initiative "Diplomingenieure 2010", welche vor sechs Jahren in Zusammenarbeit von Schule, Stadt und ausgewählten Unternehmen entstand. Schulleiterin Sabine Hesse würdigte zu Beginn der Veranstaltung "die lange Tradition" dieser Praxis und die bisherigen Erfolge. Ziel sei es, den "Ingenieur-Nachwuchs für Thalenser Betriebe zu sichern".
Philip Werner arbeitete zum Beispiel in der Spritzgussabteilung der Sintermetalltechnik und sollte Masseschwankungen beim Gießen untersuchen und deren Ursachen erforschen. Philip war offenbar überrascht, dass seine Arbeit, die ihm "sehr gut gefallen hat", von den Profis "sehr ernst genommen wurde". Dass die Ergebnisse seiner Messungen vor Ort verwertet werden, "macht mich sehr stolz", gestand der Schüler. Auch Duc Thien Dinh und Julius Koch hatten - zumindest indirekt - mit Grünlingen zu tun. Die beiden Nachwuchsforscher studierten die Stadien des Sinterprozesses, erstellten und analysierten Temperaturprofile in einem Sinterbandofen. "Dabei konnten wir einen aufschlussreichen Einblick in die Berufswelt eines Ingenieurs erhaschen", sagte Duc Thien Dinh.
An Hand von 18 500 Messwerten untersuchten Terence Blanco sowie Hannes Kisner im gleichen Betrieb das "Maßverhalten von Stellringen für Pkw-Ölpumpen". Das Ziel: die Reduzierung der Ausschussmengen, "um den Gesamtprofit der Firma zu erhöhen", wie das Duo freimütig erklärte. "Ich könnte mir vorstellen, später in einem solchen Beruf zu arbeiten", gestand Hannes.
Sandra Paasch und Christopher Lehmann erlebten bei Mertik-Maxitrol "zwei spannende, interessante Wochen", wissen aber schon jetzt, dass sie einen anderen Berufsweg einschlagen wollen. Caroline Schmidt und Laura Siebold, die beide - allerdings unabhängig voneinander - bei Corodur forschten, könnten sich dagegen vorstellen, "das mal zu studieren", wie es Laura formulierte. Die Elftklässlerin beeindruckte ohnehin mit einem äußerst souveränen, fast professionellen Vortrag. Für Außenstehende war ihr "Referat" neben dem rhetorisch perfekten und sicheren Auftritt von Duc Thien Dinh ein Höhepunkt des Abends.
Eine dreiköpfige "Prüfungskommission" bewertete die einzelnen Präsentationen, ohne ihr Urteil bekannt zugeben. Alle neun Schüler erhielten ein auch von Bürgermeister Thomas Balcerowski unterzeichnetes Zertifikat und eine "wohlverdiente Prämie", wie Schulleiterin Hesse verriet, die alle sechs, mit zahlreichen Grafiken und Fotos angereicherten Präsentationen als "anspruchs- und niveauvolle Vorträge" lobte. "Wir sind stolz auf Euch", gestand die Schulleiterin.