Aktion Aktion: Fahrtipps und Infos für alle Motorradfahrer
RÜBELAND/MZ. - Pfarrer Friedrich Wegener wird sich am 2. Mai nach dem Gottesdienst auf seine BMW GS schwingen und zum Parkplatz Rappbodetalsperre an der L 96 fahren. "Nicht zu schnell und nicht zu langsam", erklärt der Pfarrer der Halberstädter Liebfrauenkirche. Sein Gottesdienst am ehrwürdigen Domplatz wird etwas unkonventionell sein, der Gitarrist Tom Posur spielt Blues und in der Andacht wird an jene Biker erinnert, die im vergangenen Jahr auf den Straßen des Harzes ihr Leben verloren.
"Sicher durch den Harz" ist der Titel der Gemeinschaftsaktion zur Erhöhung der Motorradsicherheit im Harz und Kyffhäuser, die an diesem Tag ab 11 Uhr auf dem Parkplatz gleich hinter dem Tunnel an der Talsperre startet. Angesagt hat sich dazu auch Innenstaatssekretär Rüdiger Erben. Der hatte vor einigen Monaten an gleicher Stelle erklärt: "Straßen für Biker sperren ist nicht der richtige Weg. Wir wollen niemandem den Fahrspaß verderben, aber die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer geht vor, deshalb gibt es hier immer wieder Kontrollaktionen." Doch am 2. Mai geht es erst in "zweiter Linie um Repression", so Polizeidirektor Walter Seifert, Leiter des Polizeireviers Harz. "Wir wollen auf Gefahren hinweisen und Ratschläge geben."
Polizeikommissarin Bianca Graap, bei der die organisatorischen Fäden für die Gemeinschaftsaktion der Polizei in den drei Harzländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen zusammenlaufen, verweist darauf, dass in Harz und Kyffhäuser allein in der Motorradsaison 2009 bei 291 Verkehrsunfällen mit Kradbeteiligung 194 Personen zum Teil schwer verletzt wurden, elf verunglückten tödlich. Von den 14 Verkehrstoten im Bereich des Polizeireviers Harz waren allein vier Biker, "also Saisonfahrer", wie Polizeihauptkommissar Uwe Dreiling, Leiter des Revierverkehrsdienstes, bemerkt.
Dabei spielt die nicht angepasste Geschwindigkeit eine wichtige Rolle. Aber auch Fehler beim Überholen, zu geringer Abstand und Selbstüberschätzung sind häufige Ursachen, die zu Motorradunfällen führen. Die Polizei räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass es nur junge Raser seien, die ihnen das Leben schwer machen. Sowohl bei den Unfällen als auch bei den Verursachern liegt die wohl situierte Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen in der Statistik vorn.
"Diese Zahlen sind uns Anlass, die 2009 auf dem Großparkplatz Torfhaus gestartete länderübergreifende Gemeinschaftsaktion zur Erhöhung der Motorradsicherheit fortzusetzen", so Revierleiter Walter Seifert. Alle drei Länderpolizeien leisteten intensive Präventionsarbeit und hätten in der Verkehrswacht und anderen Organisatoren gute Partner. Kooperationspartner der Gemeinschaftsaktion "Sicher durch den Harz" sind neben der Polizeifachschule Aschersleben die Landes- und regionalen Verkehrswachten, der Gesamtverband der Versicherer (GDV), der THW, Dekra, die Arbeitsgemeinschaft christlicher Motorradfahrer (ACM), die Biker Union und die Blue Knights sowie Rettungskräfte. "Die Polizei verteilt Flyer mit Fahrtipps zur Kurventechnik und zu Gruppenfahrten und Fakten aus der Unfallstatistik. Fachleute beantworten auch Fragen zu aktuellen EU-Richtlinien für den Umbau von Motorrädern, wie Polizeisprecher Uwe Becker vom Revier Harz ankündigt.
Polizeihauptkommissar Uwe Dreiling fügt an, dass es zudem Fahrsimulationen und einen Schleiftest geben wird, der zeigen soll, wie wichtig gute Ausrüstung bei Stürzen sei. Durch den Präventionstag werde es Verkehrseinschränkungen auf der Landesstraße an der Staumauer geben. "Dort werden dann auch unsere modernsten Geschwindigkeitsmessgeräte aufgestellt, die das Gesicht jedes zu schnellen Bikers sehr genau abbilden", so Dreiling.