Einkaufen im Harz Abschied in Falkenstein: Darum schließen gleich zwei Geschäfte in einer Straße
Im Ortsteil Ermsleben der Stadt Falkenstein/Harz schließen zwei Geschäfte in einer Straße: Neben dem Landhandel BZM gibt es auch keinen Blumenladen mehr. Die Gründe für die Schließung könnten unterschiedlicher nicht sein.

Ermsleben/MZ. - Die Stadt Falkenstein/Harz ist um zwei Geschäfte in der Bahnhofstraße in Ermsleben ärmer: Nicht nur Erika Bettzüge und Christel Zille-Rosenplenter haben ihren BZM Landwarenhandel am gestrigen Donnerstag zum letzten Mal geöffnet. Auch Sandra Gorspott wird ihren Blumenladen „Blütezeit“ schließen.
Schließen müssen, wie sie traurig sagt. Dabei gibt sie nicht aus wirtschaftlichen Gründen auf, sondern wegen des Fachkräftemangels, der nun auch sie getroffen hat: „Es will keiner mehr Florist sein“, stellt sie fest. Sandra Gorspott findet keine Mitarbeiter zur Unterstützung. Sie habe alles versucht, in den sozialen Medien geworben, bei Arbeitsamt und Koba nachgefragt. Alles vergebens.
Auch die Ortsbürgermeisterin hat sich in die Suche eingeschaltet - ohne Erfolg
Auch Ortsbürgermeisterin Kristin Eichmann-Rank (CDU) hatte sich eingeschaltet, bei Blumengeschäften in der Region nachgefragt – ohne Erfolg. Ein Einstieg wäre ja sofort möglich gewesen, der Laden hatte immer Kundschaft, immer gut zu tun. Nach der Schließung des BZM Landhandels wären es sicher noch mehr geworden, vermutet die Floristin.
2018 wurde das Blumengeschäft als GbR gegründet, die sie in den vergangenen zwei Jahren allein geführt hat. Das sei schließlich zu viel geworden; Sandra Gorspott schildert ihren Arbeitsalltag mit einer Sechs-Tage-Woche, in der kaum Zeit für die Familie blieb. Montags bis freitags stand sie zehn Stunden im Laden, an den Samstagen sieben. Die Buchführung für das Geschäft erledigte sie schließlich zu Hause.
Es will keiner mehr Florist sein.
Sandra Gorspott, Floristin
Auch die Ortsbürgermeisterin und Falkensteins Bürgermeister Rico Röse (Freie Wähler) bedauern die Entscheidung, vor allem für Gorspott persönlich, aber auch für die Stadt Falkenstein, denn die hat jetzt keinen Blumenladen mehr. Wer Gestecke oder schöne Sträuße haben will, muss nach Ballenstedt oder Aschersleben fahren.
Zuvor hatte schon die Floristin in Meisdorf ihr Geschäft geschlossen, um ein größeres im benachbarten Ballenstedt zu eröffnen.
Erika Bettzüge und Christel Zille-Rosenplenter haben an ihrem letzten Tag im BZM einen kleinen Kaffeetisch gedeckt. Die Abschiedsrunde überlegt, wie es um den Handel in der Stadt bestellt ist. Was gibt es noch? Den NP-Discountmarkt in der Neustadt, der aber nach der Edeka-Eröffnung am Falkensteiner Weg geschlossen wird (siehe auch Seite 13). Den Netto-Markt am Mittelweg, die Apotheke in der Siederstraße, den Friseur in der Konradsburger Straße. den Spezialtierfutterhandel in der Welbslebener Straße.
Es gibt kaum noch kleine Händler in der Stadt
„Insofern sind wir gar nicht schlecht aufgestellt“, sagt Stadtratsvorsitzender Jürgen Recht (Bürgerforum), „aber um die kleinen Händler ist es sehr schade.“ Er erinnert sich: Als ehrenamtlicher Bürgermeister von Ermsleben habe er Zeiten erlebt, in denen knapp 100 Weihnachtsgrußkarten von der Stadt verschickt wurden, an Händler, Handwerker, Gewerbetreibende.
Für den Landhandel von Erika Bettzüge und Christel Zille-Rosenplenter hat sich ein Nachfolger gefunden, der einen Bauernmarkt betreiben will. „Wir gehen jetzt in Rente“, sagt Zille-Rosenplenter. Sie sei dankbar für die drei Jahrzehnte im BZM, ihre treue Kundschaft. Jetzt aufzuhören, sei ein komisches Gefühl, „aber wir hatten noch keine Zeit, darüber nachzudenken“. Und: Was an Textilien nicht mehr verkauft wurde, werde der Kleiderkammer gespendet.