Abfallwirtschaft im Harzkreis Abfallwirtschaft im Harzkreis: Firma plant mehr Wertstoff-Annahmestellen

Quedlinburg/Halberstadt/MZ - Wird es künftig eine grüne Tonne für Küchen- und Gartenabfälle geben? Wird der gelbe Sack durch eine gelbe Tonne ersetzt, um darin auch kleine Elektrogeräte zu entsorgen? Wie wird auf eine zunehmend älter werdende Bevölkerung reagiert? Wird mehr Abholservice angeboten? Bleibt es beim turnusmäßigen Rhythmus bei der Abfuhr von Hausmüll und Altpapier? Diese und andere Fragen werden im 127 Seiten umfassenden Abfallwirtschaftskonzept bis zum Jahr 2018 für den Landkreis Harz analysiert und bewertet.
Die MZ sprach mit dem Vorstand der Entsorgungswirtschaft des Landkreises Harz (Enwi), Michael Dietze, und Ingo Ziemann, Abteilungsleiter Entsorgung, über Schwerpunkte und Trends der Abfallentsorgung. Mit Blick auf die demografische Entwicklung sei man bestrebt, einen sogenannten Full-Service anzubieten.
Dazu zählt beispielsweise, dass Entsorgungsleistungen nicht nur vom Grundstück, sondern auch aus den Wohnungen heraus gegen eine Gebühr angeboten werden sollen - wie das Abholen von Kühlschränken, Fernsehern oder Sperrmüll. Dazu steht die Enwi noch in Verhandlungen mit ihren Entsorgungspartnern, beziehungsweise soll die zusätzliche Leistung Bestandteil künftiger EU-weiter Ausschreibungen sein.
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Altpapier: Die Altpapierentsorgung wird weiter wie bisher fortgesetzt und optimiert, da die Erlöse aus der Vermarktung einen besonderen Einfluss bei der Stabilisierung der Abfallgebühren haben. So will die Enwi den Bedarf an unterirdischen Sammelbehältern erfassen und gemeinsam mit den interessierten Städten und Gemeinden nach Lösungen der Umsetzung suchen.
Wertstoffe: Es werden auch weiterhin Verpackungsabfälle aus Papier, Kunststoffen und Glas gesammelt. Mit entsprechenden Maßnahmen, wie beispielsweise einem Pilotversuch zur Annahme von Plastikerzeugnissen auf den Wertstoffhöfen, wird die Enwi weitere Möglichkeiten zur Getrenntsammlung von Wertstoffen untersuchen. Allerdings wird die Einführung von weiteren Wertstofftonnen, wie eine gelbe Tonne, als problematisch durch die oftmals enge Bebauungsstruktur - besonders in den Städten, wie Quedlinburg - gesehen.
So wird in Erwägung gezogen, das Netz der Sammelstellen auszubauen. Das gilt auch für neue, ortsnahe Kleinannahmestellen. Der Einsatz von Spezialcontainern in Großwohnanlagen und ausgewählten Orten, die wegen zu großer Entfernung zum nächsten Wertstoffhof oder zur Kleinannahmestelle liegen, wird noch wirtschaftlich untersucht.
Pro Jahr erzielt die landkreiseigene Entsorgungswirtschaft mehrere 100.000 Euro Erlöse aus der Eigenvermarktung der Wertstoffe. Allein rund 200.000 Euro wurden bei der Elektroschrottverwertung erzielt. Diese Einnahmen soll die Entsorgungsgebühren für die Bürger stabil halten.
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Elektro-/Elektronikschrott:
Versuchsweise soll die Annahme von Kleingeräten am Schadstoffmobil erfolgen, da hierbei Synergieeffekte erwartet werden. Die Ergebnisse der Versuchsphase sollten dann in die Prüfung weiterer Leistungsangebote am Schadstoffmobil einbezogen werden. Das Einsammeln von Elektrokleingeräten mittels gelber Wertstofftonne ist wegen des alternativen Sammelversuchs über das Schadstoffmobil und wegen der komplizierten Vermischung von Wertstoffen nach Verdichtung in einem Pressmüllfahrzeug vorerst für die Enwi nicht vorgesehen.
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Sperrmüll: Ab 2017 ist geplant, den Zeitraum zwischen Anmeldung zur kostenlosen Sperrmüllabholung von aktuell bis zu drei Wochen auf zunächst maximal 14 Tagen zu verkürzen. Hierzu wird derzeit untersucht, welche betriebswirtschaftlichen Auswirkungen bei einer Verkürzung der Leistungszeit auf 14 Tage eintreten würden. Die Sortierung des Sperrmülls und die Verwertung bestimmter Bestandteile des Sperrmülls sollen weiter ausgebaut werden.
So könnten neben dem Altholz auch Kunststoffe und Metalle aus dem Sperrmüll gewonnen werden. Der Sperrmüll mit Altholz (5300 Tonnen im Jahr 2013) wird seit September 2005 gesondert zur Energiegewinnung verbrannt. Im Moment erwirtschaftet die Enwi mit dem Verkauf von Altholz Erlöse. Im vergangenen Jahr waren es rund 4000 Euro. Dagegen entfallen die eigentlich dafür aufzubringenden Kosten der Müllverbrennung von fast 200.000 Euro im Jahr, wenn eine Altholzsortierung nicht stattfinden würde. Die Erlöse sind abhängig vom Altholzmarkt.
Der Leerungsrhythmus soll beibehalten werden. Frühestens ab 2017 könnten bei Bedarf größere Restabfallcontainer als 1100 Liter in Wohngebieten eingeführt werden. Geprüft werden soll, ob Kleinstmengen an häuslichem Bauschutt in den Wertstoffhöfen - analog wie beim Grünschnitt - abgegeben werden können.
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Bioabfall: Im Rahmen eines Versuches soll in ausgewählten Gebieten des Landkreises geprüft werden, ob die Grünschnitt-Herbst-Straßensammlung auf einen weiteren Sammeltermin erweitert werden kann. Die Abfuhr von Baum- und Strauchschnitt aus Gartenanlagen mittels Containern wird fortgesetzt. Das Baum- und Strauchschnitt-Annahmenetz soll voraussichtlich um die Standorte in den Gemeinden Huy und Quedlinburg erweitert werden.
Für zeitweise Annahmestellen wird besonderes Augenmerk auf Standorte in Thale, Allrode, Hasselfelde, Benneckenstein und Blankenburg gelegt. Um den Anteil von Bioabfällen im Hausmüll zu reduzieren, können diese künftig in den Wertstoffhöfen kostenfrei abgegeben werden. Das betrifft Grünschnitt genauso wie Küchenabfälle. Die Enwi will zur gegebener Zeit dazu gesondert informieren. Zur Kosteneinsparung startet zunächst in einem Pilotversuch (voraussichtlich im Wertstoffhof Westerhausen) eine Trennung von Nass- und Trocken-Bioabfall, da hierbei sowohl geringere Verwertungskosten entstehen als auch Verwertungserlöse teilweise erzielbar sein könnten.
Bei den Straßensammlungen soll analog die Mitnahme von Bioabfallsäcken versuchsweise in festgelegten Gebieten erprobt werden. Kann das Angebot wirtschaftlich betrieben werden, soll das Sammlungsgebiet erweitert werden. Die Einführung einer braunen oder grünen Tonne für Bioabfälle ist aus Kosten- und ökologischen Gründen nicht vorgesehen.
Gewerbemüll: Wie beim Hausmüll soll auch weiterhin beim zu beseitigenden Gewerbemüll der Entsorgungszwang über die kommunale Abfallentsorgung durchgesetzt werden. Damit sollen die illegalen Müllentsorgungen in der Landschaft weiter eingedämmt werden.
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Schadstoffe: Zusätzlich zu den Wochentagen Montag bis Freitag sollen innerhalb der mobilen Schadstoffsammlung drei weitere Samstage als Annahmetage an ausgewählten Standorten probeweise dazugenommen werden. Sollten sich diese drei zusätzlichen Entsorgungstage am Samstag die eingesammelten Schadstoffmengen erhöhen, ist generell an eine Erweiterung der Schadstoffsammlung an Samstagen gedacht. Weiterhin sind Wertstoffhofstandorte als stationäre Annahmestellen für die Sammlung von ausgewählten Schadstoffen, wie beispielsweise Farben, Pflanzenschutzmittel oder Batterien, zu nutzen, sofern die Voraussetzungen für eine Schadstoffannahme gegeben sind.
Gebühren: Ob es künftig weiter die Gebührenberechnung pro Einwohner oder eine behälterbezogene Grundgebühr geben wird, dies wird noch geprüft. Es könnte im Ergebnis zu einem oder mehreren Modellen für den Landkreis Harz führen. Eine Entscheidung zum Wechsel von den behälterbezogenen Grundgebühren zu einwohnerbezogenen bei den Nicht-Wohngrundstücken soll innerhalb des Zeitraums des Konzeptes getroffen werden.
Beratung: Die Abfall- und Wertstoffberatung ist zu den Geschäftszeiten unter Telefon 03941/68 80 45 oder im Internet unterwww.enwi-hz.de zu erreichen.








