20 Jahre Harzer Tafel 20 Jahre Harzer Tafel: 19 Tonnen Essen im Monat

Quedlinburg - Als Gerda Fuchs vor mehr als 20 Jahren nach Quedlinburg kam, beobachtete sie, wie Obdachlose sich Essensreste aus den Futtercontainern des Awo-Altenheimes fischten. Sie gab den Anstoß für einen MZ-Artikel, der fragte, wie man Bedürftigen helfen könnte.
Es folgten Gespräche und schließlich die Anmietung von Räumlichkeiten für eine Tafel, denn das Konzept brachte Fuchs aus ihrer Heimat Celle mit nach Quedlinburg.
Mit 15 Plätzen und einer Kochnische fing alles an
Mit gerade einmal 15 Sitzplätzen und einer kleinen Kochnische fing so 1997 alles an. Die ersten Helfer machten sich auf den Weg zu Bäckereien, Fleischereien und Supermärkten und sammelten, was sie bekommen konnten - im privaten Auto oder sogar auf dem Fahrrad.
Heute vergibt die Harzer Tafel rund 19 Tonnen Lebensmittel im Monat an aktuell rund 2.000 Kunden, sagt Sarah Zschernitz, Leiterin Soziale Arbeit bei der Awo. Besonders besorgniserregend sei es, dass unter den Kunden allein 500 Kinder seien.
Henriette Egler bloggt über die Tafel
So ist es auch bei Henriette Egler: Die 32-Jährige kommt seit 2014 regelmäßig zur Harzer Tafel, um Lebensmittel für sich, ihre drei kleinen Kinder und ihren Lebenspartner zu bekommen. Auf ihrem Blog „Lanisleckerecke“ schreibt sie dann über ihre neuesten Rezepte, aber auch darüber, wie hoch die Hemmschwelle anfangs war: „Letztlich hat mich dann der Gedanke überzeugt, Essensverschwendung vorzubeugen“, erklärt die Mutter.
Ihr Partner sei noch in der Ausbildung, sie selbst in Elternzeit, das Geld somit immer knapp. Auf ihrem Blog ist nachzulesen, was aus den einzelnen „Tafeltüten“ geworden ist: Zucchinibrownies, Schichtgemüse mit Fetakäse oder auch Bananenbrot stehen dann auf dem Speise- und Blogplan von Henriette Egler. Und mit 50.000 Seitenaufrufen pro Monat ist sie auch schon fast zu einem kleinen Blogstar geworden.
"Sehr starkes Engagement, viel Mut und Kraft"
„Mein Fazit nach 20 Jahren Harzer Tafel: sehr starkes Engagement, viel Mut und Kraft sind hier hineingeflossen“, resümiert Zschnernitz, aber eben auch viel Unterstützung für bedürftige Menschen, von denen es immer mehr gebe. Schließlich sei es absolut nicht schön, dass die Leistung der rund 60 Helfer an den neun Standorten der Tafel überhaupt erbracht werden müsse.
Gleichzeitig fehle es natürlich immer an Geld und Unterstützern. Die Ehrenamtlichen kämpfen als Fahrer, Köche, Lebensmittelkontrolleure, Eventmanager, Lageristen, Schneider, aber auch Zuhörer und Berater gleichermaßen gegen Lebensmittelverschwendung und Armut in Quedlinburg.
Wer Hilfe sucht, oder die Harzer Tafel unterstützen möchte, kann sich persönlich in der Weberstraße 22 in Quedlinburg informieren oder telefonisch unter (03946) 91 11 210 sowie per E-Mail an [email protected] oder im Internet auf www.awo-harz.de. (mz)