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100. Geburtstag von Fritz Graßhoff 100. Geburtstag von Fritz Graßhoff: Party im Rathaus von Quedlinburg

Von Gerd alpermann 10.12.2013, 19:38

Quedlinburg/MZ - Sein Nachlass liegt unaufgearbeitet in Kanada. Es gibt also noch viel zu tun, den Dichter und Maler Fritz Graßhoff, der am 9. Dezember 1913 in Quedlinburg geboren wurde, ins richtige Licht zu rücken. Seine Geburtsstadt hat es zum 100. Geburtstag mit einer Ausstellung, einem Konzert und einer Festveranstaltung getan. Während Quedlinburg am Montag an den Künstler erinnerte, wurde in der Partnerstadt Celle tags zuvor Fritz Graßhoffs gedacht, der nach den Jahren Quedlinburg in Celle lebte.

Den Festakt im Festsaal des Quedlinburger Rathauses bestritten Pit Klein und Lothar Lechleiter mit einem poetisch- musikalischen Programm. Pit Klein erinnerte an Lebensstationen des Poeten und Malers. „Es gab immer eine kleine Gemeinde“, sagte er zum Bekanntheitsgrad des Künstlers. „Nimm uns mit Kapitän auf die Reise“, sein wohl bekanntestes Lied, habe, wie andere Schlager, den Texter, Maler, Poeten und auch die Familie finanziert. „Fritz Graßhoff hätte die 100 erlebt, wenn er den Gen-Pool von Johannes Heesters gehabt hätte“, meinte Pit Klein mit einem Augenzwinkern. Populär seien seine Texte in der 1950er, 1960er und 1970er Jahren gewesen.

Das Liedermacher-Duo „Schobert & Black“ nahm seine Texte in ihr Programm. Bei „Schobert & Black“ kommt Lothar Lechleiter ins Spiel. Er war der Black des Duos und ist heute mit Pit Klein unterwegs, auch mit Graßhoff-Texten. Die sind politisch, unbequem, mal sarkastisch, mal nur „höherer Blödsinn“, wie es einst bei „Schobert & Black“ hieß. Nach Kanada ging der Künstler, als ihm die Anerkennung versagt blieb. „Ich habe Weltliteratur gemacht und keiner hat es gemerkt“, zitiert ihn Pit Klein zum Roman „Der blaue Heinrich“. Obwohl er nicht auf Ehrung erpicht gewesen sei, habe es ihn schon gekränkt.

Quedlinburgs Bürgermeister Eberhard Brecht hielt die Laudatio auf den Sohn der Stadt. Er verwies darauf, dass „Quedlinburg zwei bedeutende Dichter hervorgebracht hat, Klopstock und Graßhoff“. Der eine sei bekannt, doch von ihm habe kaum einer etwas gelesen. Der andere sei weitgehend unbekannt, aber seine Lieder kennen viele.

Fritz Graßhoff sei im Augustinern aufgewachsen, einem eher zwielichtigen Milieu. Die Erfahrungen dort habe er in seinen Werken verarbeitet. Er sei kein Neuerer gewesen, habe aber vieles aufgenommen, sowohl in seiner Malerei, als auch in seiner Dichtkunst, es neu geordnet und gestaltet. Seinen Themen, wie zum Beispiel Krieg, Moral und Älterwerden seien weiter aktuell.

Der Bürgermeister erinnerte an die noch bis Januar zu sehende Graßhoff-Ausstellung mit Bildwerken im Palais Salfeldt. Viele würden meinen, die Werke Graßhoffs müssten in Quedlinburg, seiner Geburtsstadt, aufbewahrt werden. Das sei vielleicht möglich, aber auch schwierig, weil vieles sich in Privatbesitz befinde. Werke nach Quedlinburg zu bekommen, könne wohl nur durch Spenden geschehen.

Ein Anfang wurde an diesem Abend gemacht. Wulf Haack, früherer Ratspräsident in Celle, schenkte der Stadt aus seinem Privatbesitz ein Aquarell Graßhoffs von 1942, eine Landschaft in Frankreich oder Nordflandern. Und auch Peter M. Stajkoski, ein Freund Graßhoffs, der die Ausstellung im Palais Salfeldt ausstattete, beschenkte die Stadt mit einem Werk seines nun 100-jährigen Sohnes.