1. Familiensportfest 1. Familiensportfest: Schnelle Kisten

Gernrode/MZ - „Schade, schade, das war ein Angriff von außen auf unsere Sportler.“ Werner Grundmann, der Vorsitzende des SV Germania Gernrode, ist erschüttert über den Angriff auf die abendliche Feier des ersten Familiensportfestes in Gernrode, das von einer Schlägerei mit zwei Verletzten überschattet wurde. Einen Vorwurf konnte er seinem Verein nicht machen. „Die Stimmung war top. Die Speed-SiXX hatten richtig Schwung reingebracht.“
Dabei war es fast ein Familiensportfest der Superlative, das die Organisatoren um Sandra Fuchs, Ivonne Jahnsmüller und Maik Roßmeyer mit Hilfe von ganz vielen Vereinsmitgliedern, Sponsoren und anderen Vereinen der Stadt auf die Beine stellten. Ein Seifenkistenrennen mit 25 Teilnehmern, die sich in aberwitzigen Kisten auf die abenteuerliche Fahrt vom Seniorenheim bis zum Hagenteich abwärts stürzten, bildete am Vormittag den Auftakt. Anschließend wartete die längste aufblasbare Hindernisbahn Sachsen-Anhalts, die quergestellt die gesamte Breite des Spielfeldes einnahm, mit Kletterbergen und steilen Riesenrutschen auf die jüngsten Festbesucher. An zahlreichen Spaßstationen konnten Punkte gesammelt werden. Sackhüpfen, Eierlaufen, Rasen-Ski zu dritt oder viert, Glücksraddrehen und Kinderschminken wurden von den Vereinsmitgliedern der einzelnen Abteilungen betreut. Der Schützenverein hatte ein Zelt aufgebaut, bei dem erkennbar wurde, weshalb der Gernröder Verein kaum Nachwuchsprobleme hat. Mit Softair-Schießen und Schießen mit dem Lasergewehr wurde neugierig gemacht, aber auch klassisches Büchsenwerfen hatten Leon Arndt und Robin Margul im Angebot.
Die Spielleute des Vereins unterhielten am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen, der auch von anderen Vereinen der Stadt, wie dem Kulturverein, gebacken wurde. Der Autodienst Jahnsmüller war mit einem speziellen Fun-Mobil, einem umgebauten Skoda, der von vier Mann gleichzeitig gelenkt werden muss, dabei und unterstützte das Rennen mit der technischen Abnahme der Seifenkisten. Mechaniker Sebastian Schwark stürzte sich mit einer nach einem Totalschaden bei der Freitagsprobe auf die Schnelle von Stefan Krummhaar neu gebauten Skoda-Kiste talwärts. Die Feuerwehr lockte mit Zielspritzen und hatte ein eigenes „Einsatzfahrzeug“ am Start des Seifenkistenrennens, in das sich mit Thomas Wendehaken und Axel Wichmann ausgewachsene Feuerwehrmänner und Betreuer der Jugendfeuerwehr quetschten.
Lachende Gesichter gab es allerorten am Rande zu sehen. Besonders die fahrbare Maurerschüssel von Marko Dudda sorgte für Lacher. Gesteuert von Sohnemann Julius hatte er aber auf kleinen Rädern leichte Probleme, bis ins Ziel zu rollen. Andere bauten einen Wäschekorb auf Räder, montierten Kinderfahrräder zu seltsamen Gefährten oder schmiedeten einen Formel-Eins-Rennwagen. Einen totalen Crash erlebte Fußballer Florian Machemehl. Aber erst nach dem Zieleinlauf in Rekordzeit seiner Altersklasse der zehn- bis 17-Jährigen raste er beim Bremsen in einen Reifenstapel. „Wenn ich Erster werde, ist das kein Problem. Nächstes Jahr baue ich mir einen Neuen“, sagte er. Erst am Freitagnachmittag habe er begonnen, die Kiste aus Handwagenrädern zu bauen. „Dafür hat es sich gelohnt.“
Auch andere Kinder bauten erst in der Vorwoche ihre Kisten. Christoph Gorsler aus dem Gernröder Kinderheim montierte mit seinem Cousin Oliver Behrend aus Quedlinburg aus einem abgesägten Gartenstuhl, Fahrradrädern, Bremse sowie Tabakdosenschmuck eine Kiste. Am Ende kippte der Pilot im ersten Lauf um und überließ dem Cousin das Steuer.
Auch Mario Buchner hat erst zwei Tage zuvor auf Drängen seines Sohns Moritz angefangen, einen alten Kinderstuhl mit Dachlatten, Rädern und Bettbezug-Verkleidung zu versehen. „Runterkommen ist alles“, meinte er und musste im zweiten Lauf mit durchgebogenen Rädern doch schiebend nachhelfen.
Die Top-Zeit der Einzelfahrer schaffte Erik Müller in 33,20 Sekunden. „Es lag am guten Mechaniker und Physiotherapeut“, urteilte Vater Matthias Müller stolz auf seine Eigenkonstruktion. „Am Design arbeiten wir noch ein bisschen“, versprach er im nächsten Jahr ein fetzigeres Outfit. Die absolute Topzeit schaffte in 30,11 Sekunden das Doppel von Nico und Papa Heiko Frenzel aus Bad Suderode.
„Hut ab vor Sandra, was sie auf die Beine gestellt hat“, lobte Ulrike Kunze von den Gymnastik-Damen des Vereins. „Das war richtig toll, man muss sich was einfallen lassen“, schwärmte Wilfried Krone, Vater mehrerer junger Handballerinnen. Auch im nächsten Jahr soll es ein zweites Familiensportfest geben. Vielleicht ist das Jubiläum 50 Jahre Fußball ein Anlass, überlegt Werner Grundmann. Er dankte nochmals ausdrücklich allen Helfern und Sponsoren.