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Corona Zwischenspurt zu Ostern

Mit Impf-Marathon setzt sich Burgenlandkreis im Land an die Spitze. Landrat: Infektionsrückgang ist „trügerisch“.

08.04.2021, 10:48

Naumburg - Christa und Manfred Techt, beide über 70 Jahre alt, freuen sich, dass es endlich klappt. Einen Impf-Termin online zu reservieren, das war nicht so die Sache der zugezogenen Bad Kösener. Aber nun, bei ihrer Hausärztin, der Naumburgerin Dr. Claudia Protze, schieben sie bereitwillig und dankbar die Ärmel ihrer Oberteile hoch und lassen sich Biontech spritzen.

Drei Ampullen für insgesamt 18 Impfdosen haben Protze und ihr angestellter Kollege Dr. Marcus Himmel am gestrigen Mittwoch in die Praxis in der Seminarstraße geliefert bekommen. „Sie würden sich nun zwar einige Tage halten, wir wollen sie aber eigentlich alle heute noch verimpfen“, so Himmel. Im Vorfeld waren dazu Patienten in den passenden Prioritätsgruppen, vor allem 70- bis 80-Jährige, gefragt worden. Fast ausnahmslos bestand Interesse. Nach diesem langsamen Start, der aufgrund der geringen Liefermenge problemlos „nebenbei“ verimpft werden kann, hoffen Protze und Himmel, dass die Anzahl verfügbaren Impfstoffs in den kommenden Wochen, wie angekündigt, kräftig steigt. Womöglich würde man dann sogar einzelne Tage nur zur Immunisierung freihalten, „ähnlich der Zeit der Grippeimpfungen“, so Protze.

Hausärzte entlasten Impfzentren

Dass nun auch die Hausärzte zur Immunisierung beitragen, entlastet die Impfzentren im Burgenlandkreis, die über die Osterfeiertage gut besucht waren. „Wir haben einen Impf-Marathon hingelegt“, berichtete Landrat Götz Ulrich (CDU) am Mittwoch in seiner wöchentlichen Pressekonferenz. Mit - Stand Dienstag - 34.639 Erstimpfungen und einer Quote von 19,36 Prozent aller Bewohner liege man in Sachsen-Anhalt an der Spitze und deutschlandweit weit vorn, so Ulrich.

Der Landrat dankte allen Helfern, die die 5.940 Erst-Immunisierungen allein über das Osterfest in Naumburg, Bad Bibra, Zeitz und Zorbau möglich gemacht haben. Und es hätten sogar noch mehr sein können. Dank der zusätzlichen Lieferung aus Sachsen wäre sogar eine Marke von 38.000 gespritzten Dosen möglich gewesen. Obwohl Termine frei blieben, zeigte sich Ulrich zufrieden mit der Bereitschaft der Bevölkerung. Um Wartezeiten an den Impfzentren, die manche Bürger zuweilen draußen im Regen verbrachten, zu vermeiden, rät der Landrat, im bisher noch etwas weniger angenommenen Impfzentrum in Bad Bibra einen Termin zu buchen. Dies sei online, aber auch telefonisch unter 0800/3330013 möglich. Dass die Impfung wirkt, sieht man laut Amtsärztin Dr. Ina Schmidt daran, dass kaum noch Neuinfektionen bei den Hochbetagten zu verzeichnen sind. Das derzeitige Sinken der Sieben-Tage-Inzidenz von 345 auf nun 259 bezeichnete Götz Ulrich aber als „trügerisch“ und habe auch damit zu tun, dass Labore über Ostern nicht gearbeitet haben und ein Rückstau entstanden ist.

Angespannt, so Schmidt, sei die Lage auf den Intensivstationen im Kreis. Sie könnten derzeit, wie auch in den Nachbarkreisen, keine neuen Covid-Patienten aufnehmen. Als Ausweich stehe derzeit eine Klinik in Dessau bereit. Die am stärksten betroffene Gruppe in puncto Infektionen seien momentan die 30- bis 50-Jährigen. Eine tragische Häufung ist beim kreiseigenen Bus-Unternehmen, der PVG, mit 45 Corona-Positiven und zwei Verstorbenen zu beobachten. Wann der Schulbus-Verkehr wieder aufgenommen werden kann, werde wohl erst am heutigen Donnerstag deutlich und verkündet werden können, so der Landrat.

Nur mit negativen Schnelltest in Schule

Aufgrund der unklaren Lage - also dem „trügerischen“ Rückgang der Infektionszahlen - wird der Kreis vor den erneuten Beratungen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin keine neuen Verordnungen erlassen. Man habe aber intern bereits diskutiert, wie mit einer starken Steigerung der Infektionszahlen umzugehen sein könnte. Die Schließung von Schulen sei aber „eine der letzten Maßnahmen, die ergriffen werden sollten“, so Götz Ulrich. Ab dem heutigen Donnerstag dürfen Kinder und Jugendliche nun im ganzen Burgenlandkreis nur mit einem negativen Corona-Schnelltest am Präsenzunterricht teilnehmen. Von 8.802 am Dienstag getesteten Schülern ergaben sich zwei positive Fälle. Alle 1.006 Lehrer waren negativ, auch hier scheinen die Impfungen zu fruchten. Auch im Kita-Bereich soll es nun zu Selbsttests, allerdings zu Hause, kommen. Die notwendigen sogenannten „Nasenbohrer“-Tests werden derzeit verteilt, berichtete Ulrich.

Zudem erklärte der Landrat, dass im April aufgrund von beschränkten Lieferungen wohl keine riesigen Sprünge bei den Erst-Impfungen zu erwarten sind. Ein großer Teil der Dosen werde gebraucht, um die Zweit-Impfungen im vorgesehenen Zeitrahmen zu spritzen. Es wurde deutlich: Trotz des starken Oster-Zwischenspurts ist in puncto Pandemie-Ende die Ziellinie noch nicht in Sicht. (Harald Boltze)