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Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten: Ausbau der Weine erfolgt in Freyburg

02.06.2015, 08:47
Nun im Einvernehmen: Siegfried Boy (l.), Weinbaupräsident Saale-Unstrut und Chef der Gleinaer Genossenschaft, und Georg Prinz zur Lippe.
Nun im Einvernehmen: Siegfried Boy (l.), Weinbaupräsident Saale-Unstrut und Chef der Gleinaer Genossenschaft, und Georg Prinz zur Lippe. Gerd Stöckel Lizenz

Kromsdorf/Gleina - Siegfried Boy steht vorm Schloss Kromsdorf bei Weimar und schaut zufrieden drein. Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Gleina hat soeben mit seinem Weinbau-Chef Olaf Jäger noch mal die Kromsdorfer Weinberge des Prinzen Georg zur Lippe in Augenschein genommen und sich den Mitarbeitern als neuer Arbeitgeber vorgestellt.

Seit gestern gehören die 46 Hektar des Weinhauses zu Weimar der Agrargenossenschaft aus dem Burgenlandkreis (Tageblatt/MZ berichtete). Damit ist Siegfried Boy ein Coup gelungen: Mit nunmehr über 200 Hektar Rebfläche hat er die Stellung des Gleinaer Agrarbetriebes als einer der größten Traubenerzeuger in Deutschland ausgebaut. Boy sagt: „Nach dem hessischem Staatsweingut sind wir nun zweitgrößter Traubenerzeuger.“

Zudem bringen die Gleinaer damit neue Rebflächen in die Winzervereinigung Freyburg ein, deren Vorsitzender Boy ebenfalls ist. Diese habe in den vergangenen Jahren durch die Übernahme von Genossenschaftsflächen durch private Weingüter einen merklichen Rückgang auf unter 350 Hektar Anbaufläche hinzunehmen müssen. Mit nunmehr an die 400 Hektar habe die Winzervereinigung wieder einen Bestand, der ihren Verarbeitungskapazitäten entspricht.

Schließlich profitieren die Gleinaer nun von den Rebrechten, die sich Thüringen in den vergangenen Jahren gesichert hatte und von denen ein erheblicher Teil an den Prinzen vergeben worden war.

Prinz Georg zur Lippe, Eigentümer von Schloss Proschwitz in Sachsen, des größten ostdeutschen Privatweingutes, zieht mit dem Verkauf seiner Rebflächen in Thüringen die Konsequenz daraus, dass es ihm nicht gelungen ist, dort ein Weingut mit Kellerei aufzubauen. So werden die Trauben bisher in geschlossener Kühlkette 200 Kilometer nach Sachsen transportiert. Pläne zur Errichtung eines eigenständigen Weingutes zunächst in Kromsdorf, später in Liebstedt seien „von den Kommunen blockiert“ worden, so zur Lippe. Auch persönlich seien seine Frau und er angefeindet worden. „Wir haben es hier acht Jahre versucht, ich bin jetzt 57 und habe keine Lust, bis 85 hier zu kämpfen“, so der Prinz. Boy und zur Lippe kennen sich seit 23 Jahren. Das Verhältnis war bisher nicht eben herzlich. Boy hatte die Thüringer Aktivitäten des Prinzen immer mal wieder kritisiert, mitunter so harsch, dass „ich dafür in der Erfurter Staatskanzlei zur Bank gehauen wurde“, verrät Boy.

Der Prinz will ihm da offenbar nichts nachtragen. „Trotz deutlich höherer Gebote haben wir uns für einen regionalen Partner entschieden. Dessen Erfahrung und Verwurzelung in der Region haben den Ausschlag gegeben und werden die positive Entwicklung des Betriebes sicherstellen. Die Entscheidung bringt wirtschaftlich Verlust, menschlich aber Gewinn“, sagte er. Zudem sehe man in den Gleinaern Partner, denen es gelingen werde, die Mitarbeiter für sich zu gewinnen und zu motivieren.

Finanzielle Schwierigkeiten, die mancher vermutet, seien nicht der Grund für den Verkauf, bekundet Prinz zur Lippe. Für die Rebflächen habe es noch drei weitere Bewerber gegeben - zwei Industriellenfamilien und einen Bieter aus China. Vor allem letzterer habe sehr weit über dem Angebot der Gleinaer gelegen. Die Summe, die letztlich fließt, wollten weder zur Lippe, noch Boy nennen. Insider sprechen von einer siebenstelligen Summe im unteren Bereich.

Das Weinhaus und die Gutsschenke in Kromsdorf - an denen auch die Firma Waldhof beteiligt ist - gehören nicht zum Paket. Dafür laut Boy 16 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, zudem laut zur Lippe auch eine größere Fläche in einem Gewerbegebiet.

Die Jahrgänge 2013 und 2014 will der Prinz noch unter dem Label „Weinhaus zu Weimar “ vermarkten. Erst ab 2017 eventuell könnte das die Winzervereinigung auf ihre Etiketten drucken, dann allerdings ohne das Wappen mit Krone und Rose. Die Marke aus Thüringen aber wolle man auf jeden Fall pflegen und ausbauen, versicherte Boy. Die Rebflächen bei Weimar, von denen zur Zeit 43 im Ertrag stehen, können alle maschinell bewirtschaftet werden. Das soll laut Boy weiter durch die bisherigen Mitarbeitern unter Leitung von Jörn Probst, dem dortigen Weinbauverantwortlichen, geschehen. Laut Siegfried Boy werden zwölf Mitarbeiter übernommen.

Die Winzervereinigung Freyburg hat in Keller und Abfüllung stetig investiert. Für den Flächenzuwachs aus Thüringen sieht man sich gerüstet.
Die Winzervereinigung Freyburg hat in Keller und Abfüllung stetig investiert. Für den Flächenzuwachs aus Thüringen sieht man sich gerüstet.
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