Naumburger Straßenbahn Wie Harmonie aus Bus und „Ille“ gelingen kann
Unternehmen übergibt Vorabstudie zum Nahverkehr an die Stadt Naumburg.
Naumburg - Nachdem der Geschäftsführer der Naumburger Straßenbahn GmbH, Andreas Plehn, im Herbst deutlich kommuniziert hatte, dass er den kürzesten und günstigesten Ringschluss der „Ille“, den über den Lindenring, klar favorisiert, fand er alsbald Gleichgesinnte. Eine „Unterstützergruppe“ formierte sich und konnte nun eine „Vorstudie für ein neues ÖPNV-Konzept“ an die Stadt übergeben.
Wenig überraschend geht diese auf die Vorzüge der Lindenring-Variante ein. Doch das 50-seitige, detailreich ausgearbeitete Dokument ist viel mehr und beschäftigt sich - und das überrascht dann sehr wohl - maßgeblich mit dem Busverkehr. „Weil dem Unterstützerkreis immer klarer wurde, dass allein der Bau von Straßenbahngleisen keine Verkehrswende erreichen kann, wurde die Frage nach einem Verkehrskonzept immer wichtiger.“ Mit „zahlreichen Fachexperten aus Erfurt, Dresden, Augsburg und Wien“ sei diskutiert worden. Und so „ist eine Vorstudie mit belastbaren, seriösen Vorschlägen entstanden, die zu einer breiten Diskussion anregen sollen“, heißt es.
Derzeit keine Harmonie zwischen Bus und Straßenbahn
Auf Nachfrage sagt Andreas Plehn konkret, dass Bus und Straßenbahn derzeit aneinander vorbei fahren. Vor allem für die aller sechs Minuten am Bahnhof aus einem Zug steigenden Menschen gebe es den 15-Minuten-Takt in die Innenstadt nur auf dem Papier. Die Vorab-Studie weist dementsprechend mehrere völlig neue Bus-Linien auf, die zum einen die Innenstadt sowie Bad Kösen besser erreichbar machen als auch das Umsteigen auf die Straßenbahn vereinfachen sollen. Für Letzteres schwebt Plehn ein neues Gleisdreieck am Postring, auf einem Teil des dortigen Parkplatzes vor. „Kein wuchtiger Busbahnhof, nur eine effektive Umsteigestelle.“ Zudem macht die Studie Vorschläge für einheitliche Auskünfte und Ticketsysteme für Bus und Straßenbahn.
Dass in den kommenden Jahren der Ringschluss der Naumburger Straßenbahn geplant und ausgeführt wird, dafür stehen die politischen Signale recht günstig. Drei verschiedene Varianten sind dafür in einer Machbarkeitsstudie vorgestellt und analysiert worden. Dies sind: die kleine Variante über den Lindenring, die mittlere unter dem Dom und die Roßbacher Straße entlang sowie die längste auf der Originalstrecke über die Weimarer Straße. In puncto Ringschluss-Variante habe Plehn in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit Bürgern geführt. „Viele, die erst anderer Meinung waren, habe ich mit unseren Argumenten überzeugen können.“
„Viele, die erst anderer Meinung waren, habe ich mit unseren Argumenten überzeugen können.
Geschäftsführer Andreas Plehn
Plehn hofft, dass demnächst im Gemeinderat eine Diskussion über die Varianten in Gang kommt, um den erhofften Zeitplan einhalten zu können. Eines der Argumente gegen die Lindenring-Variante, nämlich denkmalpflegerische Bedenken, sieht er nach Gesprächen mit Experten entkräftet. Von der Idee, mitten auf dem Ring zu bauen und zu fahren, ist man aber abgerückt. Man favorisiere Gleise auf der westlichen Straßenseite, also der Seite zum Dom hin. Des Weiteren halte man an dem Vorschlag fest, über den Markgrafenweg eine Schleife am Bahnhofsviertel zu schaffen, die das Anhängen von Beiwagen sowie Zeitersparnis und größere Barrierefreiheit ermöglichen würde.
Die Unterstützer der Lindenring-Variante, wozu maßgeblich auch die Straßenbahn GmbH rund um Geschäftsführer Andreas Plehn gehört, haben nun von einem Planer eine erste Zeitschiene aufstellen lassen, wie eine Umsetzung aussehen könnte. Diese sieht in diesem Jahr unter anderem die Information des Gemeinderates über die Varianten sowie anschließend eine Entscheidung des Rates pro Lindenring vor. Ebenfalls noch in 2021 würden ein Fördermittelantrag beim Land und die Ausschreibung der ersten Planungsleistungen erfolgen. Der Beginn der Entwurfsplanung und die Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens würden dann in 2022 geschehen, ebenfalls die Integration der Kosten für die Eigenmittel im städtischen Haushalt.
Naumburger Ringbahn bis zum 1.000-jährigen Bestehen der Stadt?
Planfeststellungsverfahren samt Beschluss sowie die Ausschreibungen und Vergaben würden die Jahre 2023 und 2024 prägen, ehe 2025 am Lindenring der Ringschluss und 2026 am Markgrafenweg die Umfahrung des Bahnhofquartiers gebaut werden könnte. Für das Jahr 2027 sieht die vorgelegte Zeitschiene dann lediglich noch Restarbeiten sowie den Probelauf vor, so dass einer Naumburger Ringbahn zum 1.000-jährigen Bestehen Naumburgs im Jahr darauf nichts im Wege stünde - jedenfalls dann, wenn die Dinge auch so kommen, wie sich die Unterstützer der Lindenring-Variante dies wünschen.
Wie Stadt und Kreis, vor allem deren Busverkehrsgesellschaft, nun auf die ÖPNV-Vorstudie mitsamt der Vorschläge für neue Linienführungen reagieren, wird abzuwarten sein. Selbiges gilt dafür, ob die Naumburger Gemeinderäte mehrheitlich ebenfalls die Straßenbahn-Variante über den Lindenring favorisieren. „Wir machen nur Vorschläge und hoffen, dass es eine Lösung gibt, die für alle Partner zufriedenstellend ist“, so Andreas Plehn. (Harald Boltze)