Wertvolles Sonderexponat
Freyburg. - Im Elisabeth-Jahr stellt das Museum Schloss Neunburg in lockerer Folge "Das besondere Exponat" aus. Dabei handelt es sich um Stücke, die in einem Zusammenhang mit dem Leben und Wirken der Landgräfin Elisabeth von Thüringen stehen. Bis zum 1. Juli ist nun eine Handschrift der "Vita S. Elisabeth" zu sehen. Es ist eine Abschrift des Originals, das bereits im 13. Jahrhundert von Dietrich von Apolda verfasst wurde. In dieser Lebensbeschreibung ist zum einen auch die Neuenburg erwähnt, zum anderen bildet eine mittelhochdeutsche Übertragung der Vita den konzeptionellen Rahmen für das Konzert "Vita S. Elisabethae" beim Internationalen Festival mittelalterlicher Musik "montalbâne", das Sonntag, 24. Juni, 15 Uhr in der Freyburger Stadtkirche stattfindet. Darauf wies Museumsleiter Jörg Peukert hin. Das im Rahmen der Ausstellung "Burg und Herrschaft" auf der Neuenburg gezeigte Exemplar der Anhaltischen Landesbücherei Dessau stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist eine Kopie in lateinischer Sprache. Das auf dem ersten Blatt gemalte Wappen der anhaltischen Fürsten - gleichermaßen mögliches Zeichen für eine Auftragsarbeit oder eine Geschenkwidmung - deutet auf einen frühen Besitz in dieser Adelsfamilie hin, so Peukert. Bereits im Katalog des Fürsten Georg von Anhalt (um 1545) ist das Buch verzeichnet. In einem kleinen Nebenraum können die Besucher in der deutschen Übersetzung der Vita S. Elisabeth, von Rainer Kößling nachlesen. Nach dieser Biografie geschah folgendes: "Einmal weilte der edle Landgraf mit seiner Mutter Sophia und seiner Gemahlin auf dem Schlosse Neuenburg. Da begab es sich, dass Elisabeth einen aussätzigen Menschen gebadet hatte und ihn zur Erholung in das landgräfliche Bett legte. Der darob erzürnte Landgraf, begab sich in das Schlafgemach. Als er die Decke zurückschlug, sah er in dem Bettler den gekreuzigten Heiland. Daraufhin erlaubte er Elisabeth auch weiter ihre guten Werke."
Der Autor der Vita S. Elisabeth, der um 1220 / 30 geborene Dietrich stammte wahrscheinlich aus dem thüringischen Ministerialengeschlecht der Herren von Apolda. Ab 1247 gehörte er dem bedeutenden Erfurter Dominikanerkonvent an. Er wurde vor allem als Autor zweier umfangreicher Lebensbeschreibungen von Heiligen bekannt; ein Werk ist dem heiligen Dominikus gewidmet, das andere der Elisabeth. Die in den 1290er Jahren entstandene Vita S. Elisabeth zeichnet sich dadurch aus, dass in ihr die ältere Überlieferung mit Nachrichten aus der thüringischen Geschichtsschreibung kombiniert und durch fast romanhafte Episoden aus der volkssprachlichen Tradition ergänzt wurde, so Peukert.