Wenzelspreis geht an Waldemar Schewe
Naumburg. - Waldemar Schewe wird am Freitagabend mit dem Wenzelspreis des Naumburger Tageblatt / Mitteldeutsche Zeitung geehrt. Er ist damit der elfte Wenzelspreisträger. Der engagierte Theologe erhält diese Auszeichnung vor allem als Initiator und Vorstandsvorsitzender des Naumburger Bürgervereins. Es muss einen Verein geben, in dem das Wohl der Menschen und der Stadt, in der sie leben, im Vordergrund steht, sagte sich Schewe vor vier Jahren und ging auf die Suche nach Mitstreitern für seine Idee, den Bürgerverein ins Leben zu rufen. Inzwischen zählt er rund 140 Mitglieder, die in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv sind (wir berichteten). Ganz oben auf der Liste des Naumburger Bürgervereins steht die Förderung der Kinder und Jugendlichen. Das neueste Projekt ist der Kinder- und Jugendfonds. Kinder mit besonderen Begabungen aus sozial schwachen Familien sollen davon profitieren. Ganz besonders freut es Schewe, dass im Bürgerverein so viele Mitglieder aktiv dabei sind, mit anpacken und nicht auf die Uhr sehen, wenn es gilt, die Projekte anzugehen. "Es ist wunderbar, erleben zu können, dass die Menschen mit viel Enthusiasmus etwas auf den Weg bringen", so der Motor des Vereins.
Wenzelspreisträger"Ich weiß, dass wir nicht die Welt verändern können, aber wir können vor Ort etwas tun, uns konkrete Ziele setzen und sie verwirklichen", sagt er mit der Kraft der Überzeugung. Und verwirklicht wurde in der relativ kurzen Zeit schon einiges. Es sei nur erinnert an das Projekt Architektur in der Schule oder die finanzielle Unterstützung bei Restaurierung des Festgeläuts des Naumburger Doms.
Eigentlich könnte sich Waldemar Schewe gemütlich zurücklehnen und den Ruhestand genießen. Bereits vor sechs Jahren ist der 66-jährige von seinem Amt als Propst zurückgetreten. "Mach was Neues im Ruhestand", sagte er sich und rät das auch anderen Menschen. Er fing an, polnisch zu lernen, hilft in der Kirche "in begrenztem Maße mit", ist als Domherr des Domkapitels aktiv. Seit 18 Jahren lebt Waldemar Schewe mit der Familie in Naumburg. Er ist verheiratet, Vater dreier Söhne und hat sieben Enkel. Propst Schewe hat in der Wendezeit die Kirche geöffnet für die unzähligen Menschen, die Veränderungen wollten. "Was ich bis heute nicht akzeptieren kann, ist Anpassung", sagt er. Der Glaube hat ihm geholfen, auch in den brenzligsten Situationen zu DDR-Zeiten stark zu bleiben, aufrecht und ehrlich. Darüber, was damals alles zu meistern war, kann er Bücher schreiben. Auch über seine Kindheit - vier Jahre lang waren er und seine schwer kranke Mutter in einem Lager in Polen interniert. Von seiner Mutter, die unendliches Leid ertragen musste, hat er erfahren: "Der Glaube steht auf der Seite des Lebens, hilft in der Not, gibt die Energie, das Leben zu meistern." Waldemar Schewe meistert nicht nur sein Leben. Er hilft dabei, dass das auch viele andere Menschen neben ihm schaffen. Kommentar