Wenzel vom 28. Januar Wenzel vom 28. Januar: Zeit für Zurückhaltung

Naumburg - Das Naumburger Cineplex-Kino vergrößert sich. Ohne Anbau oder mit digitalen Film-Tricks. Ein sechster Saal soll mit 85 Sitzplätzen bis Sommer entstehen. Direkt im ausgedehnten Foyer des Hauses, wo abends oft Trailer auf einer heruntergefahrenen Leinwand per Projektor gezeigt werden. Der Grund für die Investition: „Die jährliche Anzahl der Filme, die in die Lichtspielhäuser kommen, hat sich in der Vergangenheit spürbar erhöht“, erklärt Cineplex-Geschäftsführer Rudolf Reulbach. „Während zur Anfangszeit des Cineplex-Kinos in Naumburg 350 Filme pro Jahr herausgekommen waren, sind es nun mehr als 500.“ Horst Martin, ebenfalls Geschäftsführer des Unternehmens, habe schon seit einiger Zeit den Gedanken für einen weiteren Saal geäußert. Nun soll er Wirklichkeit werden. „Das tut weh, wenn Kinobesucher in andere Kinos, nach Günthersdorf, Jena oder Leipzig fahren, um sich ihren Filmwunsch zu erfüllen“, so Reulbach. „Mit dem neuen Saal können wir 20 Prozent mehr Filme zeigen.“
Im vergangenen Jahr beging das Cineplex-Kino am Naumburger Jakobsring sein 15-jähriges Bestehen. Der erste Spatenstich erfolgte am 16. Januar 1998. Zur Eröffnung am 2. Juli wurde der Streifen „Titanic“ gezeigt. Prominente Gäste in den Jahren waren Florian Henckel von Donnersmarck und Ulrich Mühe („Das Leben der Anderen“) sowie Ben Becker, Joseph Vilsmaier und Leander Haußmann.
Zu den speziellen Angeboten zählt die Sneak-Preview jeden Montag sowie die Arthouse-Reihe mit dem besonderen Film am Mittwoch und Sonntag.
Der Saal wird als Stahlkonstruktion in das Foyer eingebaut. Ein Teil der Glasfassade wird weggefallen, da dort die Leinwand stehen soll. Der Projektor ist schon vorhanden. Laut Reulbach belaufen sich die Kosten auf eine halbe Million Euro. Für die Umsetzung wurde jenes Büro beauftragt, das bereits das Haus vor etwas mehr als 15 Jahren errichtet hatte: das des Architekten Matthias Hansske aus Kassel. In der Bauzeit von zwei bis drei Monaten soll der Kinobetrieb nicht eingeschränkt werden. Die Arbeiten sollen am Vormittag und in der Nacht erfolgen.
Während der neue Saal sicherlich für Aufmerksamkeit sorgen wird, ist ein neues Vorhaben womöglich kaum registriert worden. Im vergangenen November erhielt das Kino in allen fünf Sälen ein neues Lautsprechersystem. Insgesamt acht Tonnen an Boxen wurden eingebaut, um das Cineplex für das Achtkanal-Tonwiedergabeverfahren auszurüsten.
„Durch die Digitalisierung ist jetzt deutlich mehr Speicherplatz für die Tonspuren vorhanden. Der Ton wird jetzt ohne Datenreduzierung oder Komprimierung in Studioqualität mit voll hörbarer Bandbreite ausgespielt“, erklärt der Cineplex-Chef. Die Anlagen stammen von einem deutschen Unternehmen, das auch Stadien, Konzerte oder Kreuzfahrtschiffe ausrüstet. Während zur Probe des neuen Tonsystems mit einem Konzertfilm der bekannten amerikanischen Hardrock-Gruppe „Metallica“ ein besonderer Einstand gegeben wurde, ist noch ungewiss, mit welchem Streifen der neue Saal eingeweiht werden wird.
Im vergangenen Jahr begrüßte das Naumburger Kino 147 600 Besucher, das sei ein kleiner Rückgang im Vergleich zu 2012, so Reulbach. Damals hatten allerdings zwei besondere lokalbezogene Streifen für zahlreiche Zuschauer gesorgt: „Sushi in Suhl“ und „Im Banne der Rouladenkönigin“. Allein das Werk des Kult-Duos bescherte dem Naumburger Kino rund 5 000 Besucher. Schaut Rudolf Reulbach indes in den Sport-Kalender, wird ihm etwas mulmig. Die Fußball-WM in Brasilien steht an. Mit langjähriger Erfahrung weiß er: Solch ein Fußball-Ereignis ist schlecht fürs Kinogeschäft.
