Von Dorf zu Dorf Von Dorf zu Dorf: Männersache
Im Jahr 1797 verkaufte Graf von Brühl, Merseburger stiftiger Kammerrat, das Rittergut Kreipitzsch samt seiner forst- und landwirtschaftlichen Flächen in Lengefeld, Crölpa-Löbschütz, Kaatschen und Freiroda an den Amtshauptmann Christian Ferdinand von Schönberg. Bis zur Bodenreform blieb dieser Besitz in seinen Händen. Laut Urkunde vom 27. April 1948 wurde der Grundbesitz Rittergut Kreipitzsch sowie die Rudelsburg der Stadtgemeinde Bad Kösen rechtskräftig übergeben. Der vorletzte Besitzer, Kurt von Schönberg, war 1938 kinderlos verstorben, ebenso der letzte Nachfolger 1983 als Erbe im Mannesstamm.
Als Offizier in Afrika und Asien
Kurt von Schönberg hat sich in seinen Amtsjahren besonders um das historisch-heimatverbundene Leben um die Rudelsburg gekümmert. 1862 in Kreipitzsch geboren, hatte er mehrere Jahre in seiner Offizierslaufbahn in Afrika und Asien verbracht und kehrte nach dem Ersten Weltkrieg in seine alte Heimat zurück. Er war ein eifriger Jäger und vorbildlicher Heger des Wildbestandes, gehörte zum Vorstand des Fischereivereins der Provinz Sachsen, deren Tagungen regelmäßig auf der Rudelsburg stattfanden. 1930 war er als Amtsvorsteher und nach der Neuordnung der Gemeindeverwaltung als Bürgermeister in Kreipitzsch wirksam.
Nach den ersten Jahren war seine Tätigkeit von zahlreichen Unternehmen gekennzeichnet, die nicht immer reibungslos verliefen und oft zu Streitigkeiten Anlass boten. Hatten die Verhandlungen um die drei Denkmäler im Burggelände unter seinem Vater immer zu gutem Einvernehmen mit den Kösener Corpsstudenten geführt, indem ihnen Zugeständnisse und Grundbuchänderungen zugestanden wurden, so verliefen die Verhandlungen beim Bau des Löwendenkmals oft gegensätzlich.
Unannehmbare Forderungen
1925 stellte er im Frühjahr den Steinbruch im Vorgelände zur Errichtung des geplanten Denkmals zur Verfügung, ergänzte das jedoch nachfolgend mit für die Corpsstundenten unannehmbaren Forderungen. Der Steinbruch, aus ihm kam das Material einst zum Bau der Rudelsburg, sollte einen Abstand zum Denkmal wahren, weil er geologisch beachtenswert sei. Lange Verhandlungen zwischen ihm, dem Studentenverband und dem Denkmalausschuss brachten bei einer Zuweisung eines Ersatzsteinbruchs und der Zahlung von 3000 Mark an ihn eine Einigung. Dann bestand von Schönberg auf das Einsetzen des Saalecker Architekten Graumüller als Bauleiter am Denkmal, was jedoch nicht bestätigt wurde. Dabei verstrich der Bewerbungstermin für Handwerker aus Bad Kösen, die sich um die Arbeiten hätten bewerben können. Endlich kam es zur Grundbucheintragung in Camburg. Andererseits war der Gutsbesitzer regsam, indem er an der Baustelle die Aufräumungen übernahm, Fichten und Schwarzkiefern pflanzen ließ. Die Einweihung am 16. Oktober 1926 beendete die problematische Abstimmung mit dem Gutsbesitzer.
Wesentlich positiver verlief in seiner Amtszeit die Sorge um die Rudelsburg. 1922 gründete er die sogenannte Rudelsburggemeinde, eine historisch-heimatverbundene Interessensgruppe. Sie kam regelmäßig zu Versammlungen auf der Rudelsburg zusammen, feierte unter Bezug auf germanische Sitten ihre Sippungen (Sitzungen). Mit dem Zugang von Nationalisten löste sich der Verband 1941 selbst auf. Das Protokollbuch ist vorhanden und kann es bestätigen.
Friese-Gemälde sollten in „Ritter“
Eine Leistung soll unbedingt erwähnt werden: Als mit Kriegsende
die 14 Gemälde des Breslauer Malers Max Friese aus Berverlo in Belgien nach Deutschland zurück kamen, wurden sie dem Hotel „Mutiger Ritter“ zum Kauf angeboten. Der Wirt Waldhausen sah aber in seinen Räumen keine Möglichkeit, diese großformatigen Bilder hängen zu können. Von Schönberg kaufte sie kurzentschlossen und schenkte sie im Oktober 1922 der Rudelsburggemeinde. Sie gingen gemäß Urkunde 1948 in den unveräußerlichen Besitz der Stadt Bad Kösen über. Während der Renovierungsarbeiten 1992 wurden sie aufwendig restauriert. Eine Rückgabe an von Schöneberg oder Erben erfolgte dabei nicht. Kurt von Schönberg verstarb 1938 im Alter von 76 Jahren, ein eifriger, aber unbequemer Partner in Fragen der Erhaltung des Kulturerbes.