Nach den Kommunalwahlen Trauer, Entsetzen, Neustart - Was auf der ersten Sitzung des neuen Naumburger Rats geschehen ist
Naumburg hat einen neuen Gemeinderat. OB Müller begrüßt „Erstlinge“ und spricht über seine Gefühle nach dem tragischen Unfall bei Schönburg. Von „Ausländer-raus“-Rufen distanziert er sich.
Naumburg - Der schlimme Unfall habe einen „dunklen Schatten“ auf das Kirschfest geworfen, und so wollte Oberbürgermeister Armin Müller auch die konstituierende Sitzung des neuen Naumburger Gemeinderates nicht enden lassen, ohne das Thema anzusprechen. „Fassungslos und tief bestürzt“ sei er noch immer. Mit dem (alten und neuen) Gemeinderatsvorsitzenden Jörg Schütze (beide CDU) habe er am Mittwoch die Andacht zu Ehren der drei jungen Todesopfer in Schönburg besucht.
OB dankt an Einsatzkräfte
Noch einmal dankte Müller allen Einsatzkräften von Feuerwehre, Rettungsdienst und Polizei, die in der Nacht zum Montag an der Unfallstelle waren. Auch ging er auf die Entscheidung zum Kirschfest-Abschluss ein. Er habe Kritik dafür einstecken müssen, das Fest nicht abgebrochen zu haben. „Die vielen positiven Rückmeldungen, dass die Schweigeminuten sehr würdig waren, bestärken mich aber, dass es die richtige Entscheidung war“, so Müller.
Auch die „Ausländer-raus“-Rufe in einem Festzelt sprach er am Donnerstagabend im Ratskellersaal vor dem neuen Rat an. „Ich distanziere mich ganz klar davon und möchte betonen, dass hier in Naumburg 89 Nationen friedlich zusammenleben“. Auch nahm Müller den SC Naumburg, in dessen Zelt die Rufe erklungen waren, in Schutz. „Der Club ist für seinen Integrationsgedanken bekannt und leistete da seit Jahren eine vorbildliche Arbeit“.
Prießnitzer wieder zum Vorsitzenden gewählt
Die längste Zeit der Ratssitzung bestimmten aber Formalien. 36 von 40 Räten, darunter 13 Neulinge, waren trotz Ferienzeit zugegen. Sie wurden auf ihr Ehrenamt verpflichtet. Mit 29 Zustimmungen und je vier Enthaltungen sowie Ablehnungen wurde der Prießnitzer Ortsbürgermeister Jörg Schütze als Vorsitzender des Gremiums wiedergewählt. Noch deutlicher fiel die Wahl von Antje Perl (Linke) zur ersten Stellvertreterin aus. Beide Male hatte es aber auch keine Gegenkandidaten gegeben.
Anders sah es beim 2. Stellvertreter aus. Für diesen wurden Felix Böcker (CDU) und Stefan Garthoff (Die Liste) nominiert. Böcker gewann als Mitglied der mit Abstand größten Fraktion in geheimer Wahl mit 23:13 und meinte kurz darauf an Stefan Garthoff gewandt: „Es ist meine fünfte Legislatur und Ihre erste. Sie haben also noch viele Chancen, zum Zuge zu kommen. Ansonsten wünsche ich Ihnen noch alles Gute zum Geburtstag“. Anlässlich seines Ehrentages nahm Gymnasiallehrer Garthoff aber nicht nur Glückwünsche entgegen. Er hatte auch jedem Ratskollegen ein kleines Päckchen, bestehend aus Süßigkeiten und einem Luftballon, hingelegt.